Sandra Berlesreiter, Mama im Porträt: „Was zählt, ist, dass für unseren Michi die Welt in Ordnung ist“
GRÜNBACH. Dass Michael Berlesreiter (15) aus Schlag überhaupt noch am Leben ist, bezeichnen seine Ärzte als medizinisches Wunder. Mama Sandra Berlesreiter sprach mit Tips über das Leben mit ihrem körperlich und geistig schwer beeinträchtigten Sohn.
Als Michael im August 2005 in der 33. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt auf die Welt kam, erhielten seine Eltern Sandra und Dietmar Berlesreiter kurz nach der Geburt die Hiobsbotschaft, dass ihr Sohn einen schweren Herzfehler hat. Bereits am vierten Lebenstag musste der Bub am offenen Herzen operiert werden, und später, mit fünf Monaten, noch einmal. „Da haben wir gedacht, wir hätten das Schlimmste überstanden, auch wenn Michael durch den Herzfehler in seiner Entwicklung verzögert war“, erinnert sich Mama Sandra Berlesreiter (46).
Im künstlichen Koma
Doch im Alter von zehn Monaten erlitt Michael durch eine Entgleisung des Stoffwechsel- und Hormonhaushaltes einen so schweren epileptischen Anfall, dass er ins künstliche Koma versetzt werden musste. „Die Ärzte haben uns nach einigen Tagen gesagt, dass er daraus nicht mehr aufwachen und sterben würde, weil sein Gehirn zu lange unterversorgt gewesen sei. Doch Michael hat sie eines Besseren belehrt und ist nach zehn Tagen aufgewacht“, erzählt die Mutter.
Die Epilepsie ist geblieben
Vier Monate in einer deutschen Spezialklinik und viele Therapien folgten, mit drei Jahren galt der Bub schon als austherapiert. „Seine Epilepsie aber ist geblieben. Zur schlimmsten Zeit hatte Michi bis zu 50 Anfälle am Tag.“ Dank verschiedener Medikamente und einem Vagusnerv-Stimulator hat der Bub „nur“ mehr drei- bis viermal die Woche einen leichten epileptischen Anfall, meist in der Aufwachsphase am frühen Morgen.
Kleine Fortschritte
Michael kann selbstständig sitzen und greifen, mit viel Unterstützung sogar ein paar Schritte gehen. Sprechen kann der 15-Jährige nicht, wohl sich aber auf andere Art und Weise mitteilen. Er besucht die Schwerstbehindertenklasse in der Volksschule 2 in Freistadt und fährt zweimal in der Woche ins Förderzentrum nach Linz. „Die Schule macht ihm sehr viel Spaß, vor allem die sozialen Kontakte. Der Therapiealltag dagegen ist ihm oft anstrengend“, berichtet Sandra Berlesreiter, die beruflich in der mobilen Altenpflege tätig ist.
„Gerade lernt Michael, mit Unterstützung selbstständig zu essen. So etwas dauert sehr lange, aber es tut sich immer ein bisschen was“, sind die Eltern stolz auf jeden noch so kleinen Fortschritt ihres Sohnes. Mit dem Schicksal gehadert hat die Mutter nur ganz kurz am Anfang: „Es ist einfach so, wie es ist.“
Funktionierendes Netzwerk
Am liebsten mag Michael kuscheln, essen und Ausflüge machen. „Wir haben ihn in seinem geländegängigen Rolli auch schon mal bis zu einem Gipfelkreuz geschoben. Michael ist ein richtiger Urlauber, da entspannt er sehr gut“, sagt die Mutter. Dank eines großen, funktionierenden Netzwerkes können sich die Eltern auch mal Auszeiten als Paar nehmen. „Es ist uns am Anfang total schwer gefallen, Michael jemand anderem zu überlassen. Aber mit der Zeit haben wir gelernt, in dieser Hinsicht loszulassen und können unsere Paarzeit jetzt sehr genießen“, schöpfen die beiden daraus wieder Kraft für den fordernden Alltag. Was für sie zählt: „Unser Eindruck ist, für Michael ist die Welt in Ordnung.“
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