Bei Bewegung in der Natur ist auch der Hausverstand gefordert
BEZIRK FREISTADT. Durch den Wegfall vieler gewohnter Freizeitmöglichkeiten erleben das Wandern und das Radfahren seit Corona einen wahren Boom – auch im Bezirk Freistadt, wo hügeliges Terrain schon längst nicht nur mehr von trainierten Sportlern, sondern dank eBikes auch von Hobbyfahrern erkundet wird. Konflikte sind dabei vorprogrammiert.
Sportliche Betätigung an der frischen Luft im Mühlviertler Naturambiente – etwa im Kurort Bad Zell – zu kombinieren, erfreut sich bei Einheimischen sowie auch bei Gästen großer Beliebtheit. Werden allerdings von den Freizeitsportlern gewisse Regeln missachtet, so hält sich die Freude über den Zuwachs an Wanderern und Bikern vo rallem bei Landwirten in Grenzen. Immer häufiger wird mitten durch Wälder und Wiesen, abseits von bestehenden Wegen oder auch einfach nur rücksichtslos gewandert oder gefahren.
Grundbesitzer verärgert
Clemens Wansch, Landwirt aus Bad Zell, betrachtet die aktuellen Entwicklungen kritisch: „Ein im Ort beliebter Wanderweg führt direkt hinter unserem Bauernhof vorbei. Genau dort, wo ich regelmäßig mit Traktoren oder großen Maschinen im Einsatz bin, schießen oft Mountainbiker mit enormen Tempo talabwärts über unseren Grund. Einmal kam es bereits zu einer Kollision mit einem Bike. Diese ist zum Glück glimpflich ausgegangen – aber ein ungutes Gefühl bleibt. Ich stell mir dann immer die Frage, wer haftet eigentlich dafür, wenn wirklich mal was Schlimmes passiert? Mehr als ein Durchfahrt verboten-Schild aufzustellen und natürlich gut aufzupassen bleibt mir aber wohl nicht über“, sagt Clemens Wansch, der die Freude am Bewegungsdrang in der Natur zwar versteht, aber eindringlich an Hausverstand der Wegenutzer appelliert.
95 Prozent diszipliniert
Das Problem mit undisziplinierten Freizeitsportlern kennt auch Martin Moser. Als Obmann des Naturparks Mühlviertel und zugleich der Bezirksbauernkammer sowie des Bauernbunds im Bezirk Freistadt sieht er die Causa von zwei Seiten: „Aus touristischer Sicht ist es natürlich sehr wünschenswert, dass die Leute ihre Freizeit bei uns verbringen. Auch wir Bauern sind nicht gegen alle und jeden. Gewisse Regeln einzuhalten ist aber leider offenbar für manche nicht einfach. Dabei verhalten sich 95 Prozent aller Wanderer und Biker sicher normal und rücksichtsvoll“, sagt der Bad Zeller Vizebürgermeister. Die paar Prozent, die durch unangepasstes Verhalten auffallen, werfen ein schlechtes Licht auf alle Freizeitnutzer.
Biker im Bogenparcours
Als Beispiel, dass dies durchaus gefährlich sein kann, nennt Moser Mountainbiker, die in Zellhof durch das Freigelände des Bogensportparcours flitzen. „Was da passieren kann, möchte ich mir nicht ausmalen.“ Sein Appell besonders an die Biker: „Auf den gestatteten Wegen bleiben, nicht jede mögliche neue Strecke über eine App ins Netz stellen, Verbotsschilder respektieren.“
Haftpflicht ist geregelt
Doch nicht nur der Bewegungsdrang der Biker wächst, sondern auch die Sensibilität der Grundbesitzer, wie Hans Hinterreiter vom Tourismusverband Mühlviertler Alm Freistadt weiß. „Die Haftungsfrage für Grundbesitzer ist auf Wegen mit Gestattungsverträgen eindeutig geregelt, die Haftpflicht über den OÖ Tourismus für Wege, die auf Karten eingezeichnet sind, wird laufend verbessert und aufgestockt“, weiß der Bad Zeller. Bei allem Verständnis könne man nicht alle Privatwege mit Verbotsschildern zupflastern. „Ein gutes Miteinander zwischen Sportlern und Grundbesitzern ist auch eine Frage des guten Willens beider Seiten.“
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