250. Geburtstag von Franz Kurz: Wie sich Schüler mit dem Kämpfer für die historische Wahrheit beschäftigten
KEFERMARKT. Am 2. Juli gilt es, den 250. Geburtstag des gebürtigen Kefermarkters Franz Kurz (1771–1843) zu feiern. Nach seinem Eintritt in das Stift St. Florian und Studien in Wien hat er die Leitung des Stiftsarchivs und der Stiftspfarre übernommen. Mit dem Schulmeisterssohn und Pionier der kritischen Geschichtsforschung in Österreich beschäftigten sich die Volksschüler in seiner Heimatgemeinde.
„Ich lasse stets die Urkunden selbst sprechen“, beteuerte Franz Kurz in einem Vorwort seiner vierbändigen „Beiträge zur Geschichte des Landes Österreich ob der Enns“ (ab 1805), die hohe Anerkennung fanden. Staatskanzler Klemens von Metternich persönlich lud Kurz 1812 zu Forschungen in das Geheime Staatsarchiv nach Wien ein. Daraufhin weitete Kurz sein Themengebiet auf die Geschichte Österreichs im Spätmittelalter aus. Sein strenger Wahrheitssinn trug ihm Konflikte mit der Zensurbehörde ein, die viele Passagen aus seinen Manuskripten strich. „Franz Kurz hat mit seiner Wertschätzung der Quellen Geschichtsfälschungen einen Riegel vorgeschoben“, betont Friedrich Buchmayr, der heutige Leiter des Stiftsarchivs.
Ausstellung im Herbst
Kurz zu Ehren hängt seit 1896 auf seinem Geburtshaus in Kefermarkt (Alte Schule), heute Haus Oberer Markt 34, eine Gedenktafel und erzählt von seiner Lebensgeschichte. Der Verein Kunst-Kultur-Freizeit bereitet dazu eine Ausstellung vor, die ab September 2021 gezeigt werden kann, wenn der Platz vor der Kirche fertig gestellt sein wird. Mit der 4. Klasse der Volksschule Kefermarkt wurde ein Projekt in Angriff, in dem sie sich mit der Ortsgeschichte und Franz Kurz beschäftigten.
Zum Studieren bestimmt
Hannes Mitschan ging mit den Schülern zum Geburtshaus mit der Ehrentafel und anschließend auch zum Schloss Weinberg. Der Schlosspark wurde kurzerhand als Freiluftklasse verwendet und dort eine nicht alltägliche Unterrichtsstunde gehalten: Das Leben von Kurz wurde vorgestellt, wie er als Schüler der damals kleinen Volksschule in Kefermarkt bereits die Orgel spielen konnte – sein Vater, der „Schulmeister“, hatte es ihm beigebracht. Er war sehr begabt und wurde so zum „Studieren“ bestimmt. So machte er in Linz seine Matura, und für das Internat im Pruner“schen Knabenseminar leistete er gleichsam als Gegenleistung wertvolle Organistendienste.
Hoch geschätzter Geschichtsforscher
Dann trat er in das Stift St. Florian ein, wurde dort Archivar und Stiftspfarrer. Vom genauen Studium der Urkunden kam er zu seiner Tätigkeit als Geschichtsforscher. Er suchte nach Urkunden, rettete damals viele alte Handschriften und Urkunden vor der Vernichtung, schrieb über unsere Landesgeschichte viele Bücher und wurde bald hoch geschätzt. Heute noch nennt man ihn den Vater der österreichischen Geschichtsforschung.
Historische Lesung im Schlosspark
Auch Kefermarkt, eigentlich Schloss Weinberg, kommt in seinen Büchern vor. Im Schlosspark wurde deshalb auch eine Geschichte aus einem Buch von Kurz auszugsweise vorgelesen. „Der Einfall des von Kaiser Rudolf II in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen (1610—1611). Darin wird vom Hilfeschrei von Hanns Wilhelm von Zelking, dem Schlossherrn von Weinberg, berichtet. Im Schloss hatten Schutzbedürftige Unterschlupf gesucht. Das Schloss wurde vom Kriegsvolk bedroht, umliegende Ortschaften und Bauernhäuser geplündert. Das Schloss wurde damals aber nicht eingenommen! Auf einer Landkarte wurden die in der Geschichte vorkommenden Orte gesucht, Passau, Linz, Budweis, Prag, Freistadt, Königswiesen und so eine fast militärische Lagebesprechung abgehalten. Am starken eisenbeschlagenen Tor konnten die Kinder auch noch die Spuren kriegerischer Anstürme besichtigen und nachvollziehen. So konnte Ortsgeschichte ganz lebendig vermittelt werden.
Kurz macht auch 2021 noch Geschichte
Im Anschluss daran brachten die Schüler ihre Eindrücke von Kurz zeichnerisch zu Papier. Pünktlich zum Geburtstag von Franz Kurz am 2. Juli wurden die beeindruckenden Zeichnungen von der Klassenlehrerin Gerlinde Heinzl an den Verein übergeben. Franz Kurz, ein Sohn eines Schulmeisters aus Kefermarkt, macht so auch noch zu seinem 250. Geburtstag Geschichte – dank der Schüler der Volksschule Kefermarkt!
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