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Schwertkampf: "Fechten war im 14. Jahrhundert so verbreitet wie heute der Fußball"

Mag. Claudia Greindl, 18.08.2021 12:13

TRAGWEIN. So populär wie heute der Fußballsport war die Kampfkunst im 14. Jahrhundert in unseren Breiten. Die Tradition des Schwertkampfs lassen mehrere Vereine aus dem deutschsprachigen Raum seit 2014 jedes Jahr im Sommer auf Burgruine Reichenstein wieder aufleben.

Ingulf Popp-Kohlweiss ist hauptberuflicher Fechttrainer. Foto: Stefan Feichtinger
  1 / 8   Ingulf Popp-Kohlweiss ist hauptberuflicher Fechttrainer. Foto: Stefan Feichtinger

„Wir genießen jedes Jahr die Fechtwoche auf Reichenstein, unser Ziel ist es, den Schwertkampf zu trainieren und Spaß zu haben“, erklärt Ingulf Popp-Kohlweiss. Der gebürtige Kärntner ist hauptberuflicher Trainer für historisches Fechten und leitet auch die Fechtwoche auf der Burg, die sich heuer bei einem „Tag des Schwerts“ erstmals für Publikum geöffnet hat.

Fechten heißt kämpfen

„Fechten heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung des 14. Jahrhunderts kämpfen, und zwar mit Dolch, Spieß, Hellebarde, Messer und in Form von waffenlosem Ringen“, weiß Popp-Kohlweiss. Die Kampfkunst war damals so verbreitet wie der Fußballsport heute. Regelmäßig nahmen Adelige und auch Bürger, die ihre Städte verteidigen mussten, an sogenannten Fechtschulen teil. In der Neuzeit ist der Fechtsport nur noch in Form des versportlichten olympischen Fechtens erhalten geblieben, das Fechten mit dem langen Schwert ist nahezu verschwunden. „Es gibt keine Duelle mehr, Streitigkeiten werden nicht mehr mit Waffen, sondern vor Gericht ausgetragen“, erklärt der Trainer.

Szene in Europa groß

Und doch gibt es auch heute noch gar nicht so wenige Freunde des historischen Fechtens. Ingulf Popp-Kohlweiss: „Der österreichische Fachverband für historisches Fechten mit seinen rund 20 Vereinen zählt etwa 800 Mitglieder, Europa und die USA haben generell eine große Schwertkampf-Szene.“ Sogar in Australien war der Trainer schon im Einsatz. Mit dem Fechten begonnen hatte Popp-Kohlweiss bereits 2002, als er sich nach Matura und Zivildienst Schwerter besorgte und mit ihnen „wie im Film“ zu fechten probierte. Daraus wurde rasch ein professionelles Engagement samt Austausch mit anderen Schwertkämpfern, auch aus dem Ausland.

Die historischen Quellen

Woher weiß man nun, wie vor Jahrhunderten gekämpft wurde? „Wir rekonstruieren auf Grundlage historischer Fechtbücher verschiedene Kampftechniken und Bewegungsabläufe“, erklärt Popp-Kohlweiss. Kein einfaches Unterfangen, da die historischen Unterlagen erst einmal in Bibliotheken entdeckt und dann aus dem frühen Neuhochdeutsch in modernes Deutsch übersetzt werden mussten. „Heute gibt es diese historischen Grundlagen schon alle im Internet nachzulesen.“ Vom zeitgenössischen olympischen Fechtsport haben sich die historischen Fechter lediglich die Schutzausrüstung abgeschaut. Die Schwerter selbst sind übrigens stumpf, um das Verletzungsrisiko beim Training zu minimieren.

Training in Linz

Wer sich für die historische europäische Kampfkunst interessiert, findet auch in Linz einen Verein, der regelmäßiges Training mit verschiedenen Waffen anbietet.

Verein INDES – Historische Europäische Kampfkunst: https://www.indes.at/trainingsort/linz/


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