PREGARTEN. In der Vorweihnachtszeit gibt es die unterschiedlichsten Bräuche, einer davon ist der hängende Christbaum, den die Knopfmacherin Sabine Krump wiederbelebt hat.
Mitte des 16. Jahrhunderts zog der Christbaum in die Stuben der Häuser ein, aber nicht in dieser Form, wie wir ihn heutzutage kennen, sondern er hing verkehrt herum von der Decke herab. Geschmückt mit Nüssen, Zapfen, Äpfeln, süßem Lebkuchen, entzückenden Wachsbildchen, filigranem Glasschmuck und liebenswerten Dingen schenkte er den Großen und Kleinen am Weihnachtsabend ein harmonisches Fest. Dieses Brauchtum wurde bis über die Grenzen des Mühlviertels hinaus gehandhabt. Manche Fachkundige gehen davon aus, dass die Tradition von dem Brauch abgeleitet wurde, grüne Zweige in der dunklen Jahreszeit in die Häuser zu hängen und die Räume damit zu schmücken.
„Weitere Erklärungen – die auch in unserer heutigen Zeit nachvollziehbar sind – sind zum Beispiel, dass neugierige Kinder und Katzen nicht an den hängenden Baum heranreichen und somit nichts davon stibitzen konnten“, erzählt Sabine Krump, die sich intensiv mit den verschiedenen Bräuchen und der Kultur in der Region beschäftigt.
Wie es zum Christbaum kam
Der „Christbaum“ selbst hat seinen Ursprung in einem mittelalterlichen Krippenspiel in der Kirche. Vor dem eigentlichen Krippenspiel fand das Paradiesspiel statt, in dem dargestellt wurde, wie durch Adam und Eva die Sünde in die Welt kam. Zu diesem Spiel in der Kirche gehörte damals auch ein immergrüner Baum als „Paradiesbaum“, der mit Äpfeln geschmückt und verziert war. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich daraus der Baum, den wir kennen. Einen mit Äpfeln geschmückten, aber noch kerzenlosen Weihnachtsbaum soll es im Jahre 1605 in Straßburg gegeben haben. Dieser wurde als „Gabenbaum“ oder „Bescherbaum“ aufgestellt. „Für das Jahr 1813 wird von den ersten Weihnachtsbäumen in Wien und Graz berichtet. Allgemein verbreitet hat sich der Christbaum hier bei uns in Österreich erst, seit Henriette von Nassau-Weilburg, die Frau des Erzherzogs Karl, im Jahre 1816 das Weihnachtsfest mit einem kerzengeschmückten Weihnachtsbaum gefeiert hatte“, erzählt Krump.
Der Baum zieht ein
Im 19. Jahrhundert wurde der Christbaum von evangelischen Kreisen ins katholische Brauchtum übernommen. Obwohl die katholische Kirche lange Zeit der Weihnachtskrippe den höchsten Symbolgehalt zugemessen hatte und die Baumschmückung als heidnisch abtat, übernahm auch sie mit den laufenden Jahren schließlich doch noch den Brauch, einen Christbaum in den christlichen Wohnstätten aufzustellen. Erst im 20. Jahrhundert wurde der Christbaum, meist eine Tanne, letztendlich auch in den bürgerlichen Wohnzimmern katholischer Familien aufgestellt oder aufgehängt und brachte die Kinderaugen am Heiligen Abend zum Leuchten.
„Tradition und Brauchtum haben sich in Form, Facetten, Art und Weise gewandelt, aber was bis heute alle Menschen stets vereint, sind die Neugierde und die Freude auf das Weihnachtsfest“, sagt die Knopfmacherin.
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