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John Egger (78): ein Auge für das gute Bild

Mag. Claudia Greindl, 12.04.2023 11:04

KÖNIGSWIESEN. Die Digitalkamera in der Hand, ein Kapperl oder eine Mütze auf dem Kopf, mit dem Fahrrad oder zu Fuß so kennt man Johann „John“ Egger in der Gemeinde. Der 78-jährige pensionierte Lehrer lässt kaum einen Anlass zum Fotografieren aus. Im Tips-Gespräch erzählt John, warum er eigentlich Pfarrer werden sollte und woher sein Spitzname stammt.

Auch auf dem Drahtesel hat John Egger die Kamera stets im Anschlag. (Foto: Larndorfer)
  1 / 4   Auch auf dem Drahtesel hat John Egger die Kamera stets im Anschlag. (Foto: Larndorfer)

Viele Königswiesener kennen John Egger als Hauptschullehrer. 31 Jahre lang unterrichtete er in Königswiesen Englisch, Religion und zum Teil auch Turnen. Bis er die Pädagogen-Laufbahn einschlug, lag jedoch schon ein bewegter Teil seines Lebens hinter dem 1944 als Bauernsohn in Baumgarten, Gemeinde Neumarkt im Mühlkreis, Geborenen.

„Ich bin in die zweiklassige Volksschule in Lamm gegangen, habe wie meine vier Schwestern die Hausübung noch mit Kerzenlicht oder im Schein der Petroleumlampe gemacht“, blickt John Egger zurück. Gerne wäre er Bauer geworden, das Schicksal in Gestalt seiner Tante hatte allerdings anderes mit ihm vor: „Die Tante wollte, dass ich Pfarrer werde und hat mir das Internat im Bischöflichen Gymnasium Petrinum in Linz bezahlt.“ Nur viermal im Jahr durfte der Bub nach Hause. „Das Heimweh hat mich ordentlich geplagt.“ 1956 verunglückte seine Mutter tödlich mit einer Heufuhre.

Die Leidenschaft zum Fotografieren hatte Johann schon früh erfasst, er besaß bereits mit 18 Jahren einen Voigtländer-Apparat, mit dem er 1963 am Tag seiner Maturafeier im Petrinum den Brand der Linzer Pöstlingbergkirche festhielt (Infokasten).

Auf dem Weg zum Missionar

Nach der Matura begann er, Philosophie und Theologie in St. Gabriel zu studieren. „Wir hatten damals mit Kardinal König einen sehr prominenten Lehrer“, berichtet er. Der junge Mann war schon auf dem besten Weg, Missionar zu werden. Ein Jahr zum Sprachenlernen in Barcelona war bereits fixiert, sein Bestimmungsland wäre Chile gewesen. „Ich habe mich aber dann mit gewissen Studieninhalten nicht anfreunden können und mich nicht weihen lassen.“

Nach Australien und Papua

Ein Job als Hilfsarbeiter in Melbourne (Australien) war stattdessen das Ziel, das Johann Egger 1970 lohnenswert erschien. Fortan John genannt, arbeitete er dort zuerst in einer Zigarettenfabrik, in der Menschen aus 36 Nationen tätig waren, lernte Englisch und nahm an Tanzkursen teil. Papua Neuguinea war sein nächster Einsatzort. „Als Monteur habe ich in einem Kupferbergwerk Tagbauanlagen aufgestellt, mitten im Urwald, bei zwei aktiven Vulkanen, da hat es täglich gerumpelt.“ Eindrucksvolle Fotos in vielen Alben zeugen davon, dass John auch damals die Kamera stets dabei hatte.

Melbourne hatte es John angetan, nach seiner Rückkehr dorthin erwarb er die Taxilizenz, machte den Busführerschein, arbeitete als LKW-Fahrer und heuerte schließlich auf einer Bohrinsel an. Dann führte das Schicksal wieder Regie: Johns Schwester, die den elterlichen Hof in Baumgarten übernommen hatte, heiratete nach Schweinbach – der Auswanderer kam mit 28 Jahren wieder nach Hause, um die Wirtschaft weiterzuführen und Englisch zu unterrichten. „Schon kurz nach meiner Heimkehr bin ich in Königswiesen Lehrer geworden, das Bauersein hat sich bald erübrigt.“ Neben dem Bergsteigen war das Fotografieren immer Johns liebstes Hobby, und das ist es heute noch, auch wenn ihn die Folgen eines Schlaganfalls einschränken. Auf sein riesiges Fotoarchiv am PC greifen Vereine und Private immer wieder gerne zurück.

60 Jahre ist der Brand der Pöstlingbergkirche, ausgelöst durch Renovierungsarbeiten, heuer her. Der Nordturm und das Kirchendach stürzten damals ein. Johann Egger war einer der Augenzeugen und hat darüber folgenden Bericht verfasst: „Es war am Freitag, den 31. Mai 1963. Ich stand im Studiersaal der 8. Klasse im Petrinum mit Blick über den Mayrhof auf den Pöstlingberg. Es regnete leicht. Im Radio gab es die Mittagsnachrichten. Papst Johannes XXIII. lag im Sterben. 27 erfolgreiche Absolventen warteten auf die Maturafeier mit den Professoren. Wegen des Freitagtermins gab es Fisch statt Schweinsschnitzel. Die Stimmung war gedämpft. Und dann kam noch das: Aus dem rechten Turmhelm der Pöstlingbergkirche stieg ein leichtes Rauchwölkchen auf – zuerst unten und dann erreichte der Glimmbrand die Turmspitze. Dann ging alles rasch. Ich lief mit einem Kollegen die Mayrwiese hinauf auf den Pöstlingberg und machte mit meinem Voigtländer Fotoapparat diese schrecklichen Bilder.“

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