Nachruf für Anna Schartmüller, die Seele von Erdmannsdorf
GUTAU. Wer Anna Schartmüller aus Erdmannsdorf kannte wird die Worte auf der Parte bestätigen: „nach einem erfüllten und arbeitsreichen Leben“. Die weitum bekannte Wirtin, Greißlerin und Bäuerin ist am 4. Juni 2023 kurz vor Vollendung ihres 91. Lebensjahres verstorben.
1932 in einem kleinen Dorf im Böhmerwald geboren, besuchte das intelligente Mädchen die Volks- und Hauptschule in Hohenfurt, ehe sie 1946 in einer stürmischen Februarnacht mit ihrer Familie die Heimat verlassen musste. Die waghalsige Flucht endete auf einem bischöflichen Gut in Linz, wo ein Wirtschafter-Ehepaar gesucht wurde. Tochter Anna fand Anstellung als Köchin im Hotel Wolfinger.
Die dort erworbenen Erfahrungen kamen ihr natürlich zugute, als sie 1956 den Gast- und Landwirt Josef Schartmüller heiratete, der jedoch bereits 1993 verstarb. Es zeigte sich bald, dass Anna nicht nur eine begnadete Wirtin, sondern auch eine „geborene“ Greißlerin war, die für ihre Kunden häufig auch diskrete Seelentrösterin war. Von einem großen Bauernhof stammend, war sie auch mit der Arbeit in Stall und Feld bestens vertraut. Ihre große Liebe galt aber der kleinen Greißlerei, die sie aufgrund mangelnder Frequenz 1990 zusperren musste.
Der Wirt z´Erdmanndorf, an der Straße von Gutau nach St. Oswald gelegen, war unter anderem durch Feuerwehrbälle, Rockaroasn, Tauf- und Hochzeitsmähler Zentrum der dörflichen Geselligkeit. Viele kehrten auf ein Plauscherl ein und ließen sich gerne mit G´hackknödel oder Schweinsbraten verwöhnen.
Anna Schartmüller war mit Freude und großer Geduld wichtige Nahversorgerin im ländlichen Raum, wie es heute in dieser Form nicht mehr vorstellbar ist. Das hieß, 24/7/365 für die Menschen Da zu sein – und das ohne Urlaub. Befanden sich doch im Vorhaus auch der Sirenenknopf der Feuerwehr Erdmannsdorf und zudem die öffentliche Fernsprechstelle!
Vier tüchtigen Kindern schenkte sie das Leben und sie sorgte für eine wertereiche konsequente Erziehung in großer Freiheit. Sohn Sepp, Rechtsanwalt: „Trotz ihrer vielen Arbeit verspürten wir stets die große Herzenswärme unserer Mutter, die uns stets Bescheidenheit, Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein vorlebte.“ Nach der Pensionierung 1990 übergab Anna Schartmüller das Gasthaus an Sohn Gerhard, stand aber viele Jahre noch tatkräftig Schwiegertochter Christl in der Küche zur Seite. Als im Vorjahr der Sohn in Pension ging und das Gasthaus geschlossen wurde, war auch für sie die Zeit des Ruhestandes gekommen.
„Ich bin glücklich und dankbar!“, schrieb sie am Ende ihrer Lebenserinnerungen, was für die hinterbliebenen vier Kinder, zehn Enkel- und fünf Urenkelkinder auch ein großer Trost sein mag.
Das Begräbnis findet am Montag, 12. Juni, um 14 Uhr in Gutau statt.
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