Kein Nachfolger: Beim Marktwirt in Lasberg war nun nach 60 Jahren Sperrstunde
LASBERG. 60 Jahre lang führte die Familie von Anita Ott den Marktwirt in Lasberg – am 1. Dezember 2024 war Sperrstunde für den Familienbetrieb.
1961 haben die Großeltern von Anita Ott das Gasthaus gekauft und ihre Gastwirtschaft eröffnet. Es gibt sogar noch einen handgeschriebenen Zettel mit den damaligen Preisen, er hängt an der Pinnwand im Vorhaus zur Gaststube: Eine Halbe Bier hat damals drei Schilling gekostet, ein Kalbs- oder Schweinsbraten war um wohlfeile 13 Schilling zu haben, und ein Stück hausgemachte Torte um vier Schilling.
Ein Wirtshauskind
„Ich bin ein richtiges Wirtshauskind, bin praktisch in der Gaststube groß geworden“, sagt Anita Ott, die das Wirtshaus mit ihrem Mann Gerhard im Jahr 1998 übernommen hat. Die ganze Familie half stets zusammen, auch die drei Söhne des Paares packten mit an. Doch mit der Pensionierung von Anita Ott Anfang Dezember fehlte es an einem Nachfolger – somit war nach sechs Jahrzehnten Sperrstunde beim Marktwirt. Aber Anita Ott hadert damit nicht: „Es hat alles seine Zeit, und vielleicht findet sich doch noch ein Nachfolger; wir würden das Wirtshaus verpachten.“
Die gute alte Wirtshauszeit
Der Marktwirt war ein beliebter Treffpunkt für Stammtischrunden und Vereine. Für das Ritteressen aus dem Holzofen war das Gasthaus weitum bekannt.
„Bei uns ist es öfter lustig zugegangen. Und wenn einer grantig bei der Tür reingekommen ist, ist er später zufrieden und gut aufgelegt wieder rausgegangen“, sagt Ott und erinnert sich an einige Anekdoten. „Ein Gast wollte zu später Stunde nach Hause, hat aber in seinem Rausch nicht mehr heimgefunden und ist stattdessen dreimal rund ums Wirtshaus gegangen – dreimal stand er wieder bei uns im Vorhaus“, sagt die ehemalige Wirtin mit einem Lachen. Einem stichelnden Jäger schnitt der Schneidermeister in der Gaststube kurzerhand den Anzugkragen ab, und auch an einen Gast mit runtergelassener Lederhose, dem ihre resolute Großmutter spaßhalber Senf in die Hose kippte, kann sich Anita Ott gut erinnern. „Das waren Zeiten!“
„In unserer Gaststube wurde geratscht, diskutiert, tarockiert, und das stundenlang – ganz anders als heute, wo viele ständig am Handy herumwischen“, erinnert sich Anita Ott gerne an die gute alte Wirtshauszeit zurück.
Bei allen Gästen, vor allem bei den Stammgästen und den Vereinen, möchte sich Anita Ott herzlich fürs „Zuwahoitn bis zum Schluss“ bedanken.
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