Gedenken ans Kriegsende vor 80 Jahren im südböhmischen Zettwing
ZETTWING/CETVINY. Das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren steht heuer im Mittelpunkt des alljährlichen Festgottesdienstes in der südböhmischen Maria-Geburt-Kirche in Cetviny. Gefeiert wird dieser am Samstag, 9. August, um 15 Uhr.
Südböhmen erlebte im 20. Jahrhundert sechs politische Systeme. Nach der Monarchie und der Ersten Tschechoslowakischen Republik erfolgte am 1. Oktober 1938 der gewaltsame Anschluss der deutschsprachigen Gebiete an das Deutsche Reich. Während der 8. Mai 1945 die Schrecken des Krieges beendete, startete mit der Aussiedlung der Deutschen der größte Umbruch in der Geschichte der Tschechoslowakei.
Der Ungewissheit ausgeliefert
So wussten die deutschen Bewohner des Marktes Zettwing nicht, wie es nun politisch weitergehe. Nach dem Durchzug der US-Armee am 10. Mai wurde die deutsche Gemeindeverwaltung an den tschechischen Kommissar Josef Chýle übergeben, der als schon vor 1938 stationierter Zöllner die Zettwinger gut kannte. Er stellte sich schützend vor die deutsche Bevölkerung. So kam es in Zettwing zu keinen Gewalttaten durch Rotgardisten.
Flucht nach Österreich, Abriss des Marktes
Vor der Aussiedlung 1946 durch die sogenannten Benés-Dekrete in acht Transporten flüchtete etwa ein Viertel der Bevölkerung nach Österreich. Bis zur Errichtung des Eisernen Vorhangs 1951 waren die Pfarre und eine tschechischsprachige Volksschulklasse noch im Betrieb. Nach dem Abriss des ganzen Marktes mit mehr als 100 Häusern im Jahr 1955/56 blieben nur mehr Zollhaus, Grenzkaserne und Kirche vom einst blühenden Handwerkermarkt übrig.
Wechselvolle Geschichte
Nach der Wende 1989 konnte in einem tschechisch-deutsch-österreichischen Gemeinschaftsprojekt die gotische Kirchenruine mit den mehr als 600 Jahre alten Fresken gerettet werden. Ein Informationskreis vor der Kirche informiert heute über die wechselvolle Geschichte von Zettwing im 20. Jahrhundert.
Der Festgottesdienst wird vom Kirchenchor Grünbach bei Freistadt unter Simon Altkind gestaltet. Die anschließende Agape bietet einen geselligen Rahmen für Begegnungen zwischen Südböhmen und Oberösterreich.
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