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Frauenberatungsstelle Babsi: "Ruhe vor dem Sturm" bei Anfragen zu häuslicher Gewalt im Bezirk Freistadt

Laura Voggeneder, 07.04.2020 16:00

BEZIRK FREISTADT. Das Leben der Österreicher spielt sich seit knapp drei Wochen hauptsächlich in den eigenen vier Wänden ab. Experten rechnen mit einem Anstieg häuslicher Gewalt.

"Frauen sollten sich selbst jetzt eine gute Freundin sein, sich wertschätzend, tolerant und aufmunternd begegnen", sagt Christine Lasinger, Leiterin der Frauenberatungsstelle Babsi in Freistadt.
"Frauen sollten sich selbst jetzt eine gute Freundin sein, sich wertschätzend, tolerant und aufmunternd begegnen", sagt Christine Lasinger, Leiterin der Frauenberatungsstelle Babsi in Freistadt.

Die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus können Konflikten in Beziehungen und Familien eskalieren lassen. „Wenn die familiäre Situation schon vor der Coronakrise prekär war, werden Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit und somit finanzielle Sorgen, Enge im Zusammenleben und Betreuung der Kinder zuhause die angespannte Situation verschärfen“, sagt Christine Lasinger, Geschäftsführerin der Frauenberatungsstelle Babsi in Freistadt.

„Seit der Coronakrise gibt es bei uns noch nicht mehr Anfragen zum Thema Gewalt. Ich gehe davon aus, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist und dass sich die Lage noch zuspitzen wird – je nachdem, wie lange die Ausgangsbeschränkungen noch andauern werden.“ In Österreich gab es im März im Vergleich zu Februar einen leichten Anstieg bei der Zahl der verhängten Betretungs- und Annäherungsverbote von 874 auf 961. Die Bundesregierung plant deshalb eine Informationskampagne zum Thema häusliche Gewalt.

Gewalt kündigt sich an

„Nehmen Belastungen überhand und wird die Situation als überfordernd erlebt, reduzieren sich Stress- und Frustrationstoleranz und steigen Gefühle von Hilfslosigkeit und Ohnmacht. Die kann zu einem Anstieg von Gewalt führen“, sagt Lasinger. „Konflikte sind allgegenwärtig. Körperlicher Gewalt gehen meist eine beleidigende Sprache, persönliche Abwertung, Schuldzuweisungen oder Drohungen voraus. “Gewalt muss nicht immer von Männern ausgehen und nicht immer körperlich sein. Überwiegend sind aber die Männer die Täter bei häuslicher Gewalt“, sagt Lasinger.

Beratung und Hilfe

Kommt es zu einer Konfliktsituation, rät Lasinger dazu, Distanz zu schaffen und im Ernstfall polizeiliche Hilfe zu holen. Betroffene können sich an die Frauenberatungsstelle Babsi Freistadt, die österreichische Frauenhelpline und andere Beratungsstellen wenden. Telefonnummern sind im Infokasten aufgelistet.

Konflikte pausieren

Es ist möglich, Gewalt und Konflikten vorzubeugen, indem Paare und Familien die derzeitige Phase als Ausnahmesituation ansehen und sich dessen bewusst werden. Lasinger rät, „Erwartungen aneinander entsprechend anzupassen und wenn möglich Konflikte, die bereits vor der Krise bestanden, zu „pausieren“ und zu vereinbaren, dass man sich später darum kümmern wird.“

Gutes Familienleben

Konflikte in der Kernfamilie können auch dadurch entstehen, dass bekannte Alltagsabläufe außer Kraft gesetzt sind. Regeln müssen neu ausdiskutiert werden, das kann anstrengend sein. Familien rät Lasinger, bewusst den Blick auf die Stärken der einzelnen Familienmitglieder und der Familie als Ganzes zu richten. Sie empfiehlt, sich auf den aktuellen Tag zu fokussieren und diesen gut zu meistern. Jedes Familienmitglied sollte auch Zeit für sich allein verbringen können.

Frauen mehrfach belastet

Homeoffice, Homeschooling, Haushaltsführung – die Coronakrise führt zu Mehrfachbelastungen von Frauen: „Sie sind oft die „Sozial- und Beziehungsarbeiterinnen“ in der Familie, fühlen sich für das Wohlergehen der anderen zuständig. Frauen versuchen, Stimmungen und Bedürfnisse auszugleichen und abzupuffern, vor allem gegenüber Kindern“, erklärt Lasinger. Es kostet Kraft, Kindern Angst zu nehmen, wenn man selbst verunsichert ist.

Kindern gegenüber sollte man jetzt ehrlich sein und ihnen vermitteln, dass die Situation zwar schwierig, aber nicht aussichtslos ist. Es wird sich nur um eine gewisse Zeit handeln, in der der Ausnahmezustand herrscht. Lasinger empfiehlt Frauen bei all den Belastungen, sich selbst eine gute Freundin zu sein, die Erwartungshaltung an sich selbst anzupassen und Abstand von Perfektionismus zu nehmen.

Babsi Freistadt ist erreichbar

Beratungen finden bei Babsi Freistadt derzeit telefonisch statt. Beratungstermine werden zu den Bürozeiten - siehe Infokasten - vereinbart. Frauen, die Beratung und Unterstützung brauchen, können sich telefonisch melden.

Babsi Freistadt: Tel. 07942/ 72140 (8 bis 12.30 Uhr) oder

Tel. 0680/1123448 (13 bis 16 Uhr)

Frauenhelpline Tel. 0800/222 555

OÖ. Krisenhilfe Tel. 0732/2177

Rat auf Draht (für Kinder und Jugendliche) Tel. 147

Oö. Krisenhilfe Tel. 0732/2177


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