BAD ZELL. Die Kaffeemaschine pfaucht, der Föhn kriegt keine Luft, oder hängt etwa die Nähmaschine am seidenen Faden? Dann sind diese Geräte ein Fall für den Reparatur- und Nähtreff. Ein Tips-Lokalaugenschein im kleinen blauen Haus am Marktplatz 30.
Ein Radio, dessen Sender sich nicht mehr einstellen lassen, ist der erste „Patient“ des Tages. „Lass einmal anschauen“, sagt Franz Furtlehner zu Kundin Brigitte Gusenbauer, die ihr Gerät schon längst vorbeibringen wollte und es an diesem Samstag endlich geschafft hat. Während Furtlehner mit Messgeräten und Werkzeug hantiert, schweift der Blick der Redakteurin über die Regale. Jede Menge elektrische Küchen- und Haushaltsgeräte finden sich dort, hergebracht zur gemeinsamen Reparatur. Denn dass die Besitzer mithelfen, ist erwünscht. Mit kleinen freiwilligen Spenden wird die Miete der Räume bezahlt und Werkzeug angeschafft. Seit März 2019 gibt es den Reparatur- und Nähtreff schon in Bad Zell, und zwar einmal im Monat. „Grundgedanke ist, den Leuten bewusst zu machen, dass das Reparieren wertvolle Rohstoffe sparen hilft und die Umwelt schont“, erklärt Franz Furtlehner, ohne aufzublicken. Der Königswiesener – ein gelernter Elektriker und in Industrieelektronik versiert – und sein Team haben die Initiative ehrenamtlich gegründet, ohne Gewinnabsicht, weil ihnen Umweltbewusstsein und soziales Miteinander ein Anliegen sind.
Kreative Reparatur-Ideen
Fünf bis zehn Kunden schneien pro Samstags-Termin mit Reparaturanliegen bei der Tür herein. Oft sind Nähmaschinen dabei, die ihren Dienst verweigern. Diese landen auf dem Tisch von Ludwig Palmetshofer. Da seine Frau Eveline Schneiderin ist, hat der Mönchdorfer schon immer Probleme von Nähmaschinen selbst behoben. Dieses Wissen ist beim Reparaturtreff Goldes wert.
„Den Großteil der Probleme kriegen wir wieder hin, meine Frau macht die Feineinstellung“, erzählt Palmetshofer – wenn er denn die oft raren Ersatzteile auftreiben kann. Dabei wird der pensionierte Voest-Mitarbeiter kreativ und spitzfindig. „Bei einer 56 Jahre alten Nähmaschine war der Antriebsriemen kaputt, auf den habe ich Gummi aufvulkanisiert, er funktioniert wieder, die Besitzerin hatte eine Riesenfreude“, erzählt Palmetshofer. Eveline Palmetshofer bietet auch an, Grundkenntnisse im Nähen zu vermitteln, etwa um Kleidungsstücke selbst kürzen oder reparieren zu können.
„Etwa zwei Drittel aller Geräte können repariert werden“, weiß Franz Furtlehner. Oft sind es Dinge, an denen die Leute hängen. „Und wir lernen immer wieder etwas Neues dazu.“
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