Bäuerliche Forstwirtschaft: Wo Bäume mit Zukunft wachsen

Die 35-jährige Landschaftsarchitektin und Mutter eines Sohnes bewirtschaftet seit 2015 gemeinsam mit ihrem Mann Martin ihren elterlichen Betrieb in Edlbruck, Gemeinde Leopoldschlag. Dort betreibt das Paar in dritter Generation einen Forstgarten, wo es sich auf mehr als zehn Hektar Fläche um 23 Baumarten der wichtigsten Laub- und Nadelgehölze kümmert – von der Ernte der Samen bis hin zur Verpflanzung der Jungbäume. Das Ziel und Motto von Victoria Jachs-Kastler ist es, „am Puls der Zeit zu arbeiten, aber die Wurzeln nicht zu vergessen. Über sich hinauswachsen, aber den festen Stand nicht zu verlieren.“

Saatgutproduktion

Ein weiteres interessantes Standbein der jungen Forstpflanzenzüchterin ist die Forstsaatgutproduktion. Um die Herkunftssicherheit ihrer Jungpflanzen garantieren zu können und auf frisches und qualitativ hochwertiges Saatgut für die Forstpflanzen zurückgreifen zu können, werden genetisch anerkannte und somit gut geeignete Bestände selbst beerntet. Mit jahrelanger Erfahrung wird das Saatgut mit höchster Sorgfalt in der betriebseigenen Klenge aufbereitet, geklengt (Nadelbaumsamen gewonnen) und getrocknet, um somit das bestmögliche Ausgangsmaterial für die eigenen Forstpflanzen und die der weiteren Betriebe des BFZ zu erhalten. Der Klimawandel und der damit einhergehende Waldumbau hat auch ihre Forstbaumschule vor enorme Herausforderungen gestellt, wie die Baumartenumstellung von herkömmlichen Baumarten wie Fichte auf „Neuankömmlinge“ wie Douglasie und Traubeneiche, oder die extremen Wetterkapriolen wie Trockenheit, Hagel und Spätfröste. Ein wesentlicher Kundenkreis für die Forstpflanzenzüchter sind die bäuerlichen Waldbesitzer und Forstverwaltungen. Die Forstpflanzen können direkt in der Zentrale in Helbetschlag (Gemeinde Grünbach) aus einem speziellen Mantelkühlhaus für die Auspflanzung abgeholt werden. Auch eigene Pflanz- und Pflegetrupps können beim BFZ zur Unterstützung bei der Waldarbeit angefordert werden.

Schutz vor Austrocknung

Eine neue Errungenschaft bei der Auspflanzung ist das sogenannte Forsthydrogel. Besonders Trockenperioden bei der Auspflanzung im Frühling erschweren den Anwuchs. Damit die Pflanzen noch frischer und vitaler beim Kunden ankommen, wird der äußere Wurzelbereich mit diesem Forsthydrogel geschützt. Somit sind die Wurzeln beim Lagern und für den Transport bis zur Auspflanzung bestmöglich vor dem Austrocknen geschützt. Durch Wurzeldipping vor dem Versetzen sind die Pflanzen weniger anfällig für Trockenheit. Damit können sie längere Trockenperioden überstehen und Ausfälle bei Aufforstungen verringern.

Auszeichnung der LWK

2021 wurde Victoria Jachs-Kastler von der Landwirtschaftskammer als bäuerliche Unternehmerin in der Kategorie Urproduktion ausgezeichnet. Dazu Bezirksbauernkammer-Obmann Martin Moser: „Damit die Herausforderungen der Klimaveränderung, von der besonders unsere Wälder und ihre bäuerlichen Waldbewirtschafter betroffen sind, bewältigt werden können, kommt den bäuerlichen Forstpflanzenzüchtern eine wesentliche Aufgabe zu. Wir sind froh, mit Victoria Jachs-Kastler eine so engagierte und kompetente Obfrau an der Spitze des BFZ zu haben.“ „Wichtig für die Waldbesitzer ist auch die Unterstützung durch die Forstberater der Bezirksbauernkammer in Hagenberg“, fügt Kammerrätin Bundesrats-Abgeordnete Johanna Miesenberger hinzu. „Sie geben ihre Expertise bei der Bewirtschaftung und bei den verschiedenen Fördermöglichkeiten gerne weiter. Die zukunftsweisende Ausrichtung und die Philosophie des Familienbetriebes haben zu Recht die Jury überzeugt. Wir freuen uns mit ihr und sind stolz auf unsere innovativen Höfe“, so Johanna Miesenberger.