BEZIRK FREISTADT. Gleich zwei Betreiber bekunden ihr Interesse, in insgesamt vier Gemeinden im Norden des Bezirks Windparkprojekte zu errichten. Das Interesse in der Bevölkerung ist groß, ebenso der Informationsbedarf. In Leopoldschlag und Rainbach will man die Bürger befragen, sobald die konkreten Projekte am Tisch liegen.
Insgesamt vier Windkraftanlagen auf dem Höhenrücken zwischen den Gemeinden Leopoldschlag und Windhaag, dem so genannten Leopoldschläger Berg, plant die Sternwind Errichtungs- und Betriebs-GmbH. Sternwind-Geschäftsführer Andreas Reichl aus Bad Leonfelden sagt auf Tips-Anfrage: „Bereits vor etwa zehn Jahren hatten wir einen Windpark an dem Standort geplant, die Zeit war aber damals noch nicht reif dafür und wir mussten unser Projekt zurückziehen. Durch die aktuelle Energiesituation fühlten wir uns motiviert, das Projekt mit dem Namen Freiwind heuer neu zu starten.“
Gespräche mit den Grundbesitzern
Den betreffenden Grundbesitzern, es sind insgesamt 15 in Leopoldschlag und Windhaag, habe man ein Flächenpachtmodell vorgeschlagen, das als sehr positiv aufgenommen worden sei. „Wir haben mit einer ausreichenden Anzahl von Grundbesitzern Verträge, sodass der Windpark errichtet werden könnte. Für weitere Grundbesitzer in der Potenzialfläche sind wir offen, weil wir ein Flächenpachtmodell anbieten“, so Andreas Reichl, der in Vorderweißenbach neun Windkraftanlagen (Sternwald) betreibt und damit umweltfreundlichen Strom für 11.500 Haushalte produziert.
„Ab 1. Jänner 2024 darf die Sternwind vorerst mal eine Windkraftanlage in die Stern-EEG eGen einbringen, sodass Mitglieder dieser Genossenschaft kalkulierbaren und günstigen Strom teilen können. So eine Bürgerenergiegemeinschaft könnte man auch in Leopoldschlag und Windhaag andenken“, so der Windenergie-Experte.
Viele Hürden sind zu nehmen
„Die vier geplanten Freiwind-Windkraftanlagen weisen eine Nabenhöhe von 170 Metern und einen Rotordurchmesser von 172 Metern auf, und würden mindestens 1000 Meter entfernt von den nächstgelegenen Häusern stehen, wobei wir vom Ort Leopoldschlag einen deutlich höheren Abstand einhalten wollen“, so Reichl. Bis zur konkreten Umsetzung sind allerdings noch viele Hürden zu nehmen: Für eine erfolgreiche Realisierung muss bei der Gemeinde ein Umwidmungsantrag für eine „Sondernutzung Windkraft“ gestellt und dieser positiv beschieden werden.
Bürger können sich finanziell am Windpark beteiligen
„Wenn es da keine Zustimmung gibt, werden wir das Projekt Freiwind nicht realisieren können“, sagt Reichl. Schließlich stünde noch eine aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung an. „Mit einer Realisierung rechne ich daher frühestens in fünf Jahren“, sagt der Sternwind-Geschäftsführer.
„Alle Bürger sind eingeladen, sich nach erfolgreicher Genehmigung finanziell am Windpark zu beteiligen. Bei der Sternwind haben sich beispielsweise bislang 463 Personen beteiligt.“
Verbund hat auch Interesse
Mit dem Verbund, der ebenfalls Windkraftanlagen in der Region errichten möchte, könnten sich laut Reichl durchaus Synergien ergeben. „So weit sind wir aber in unseren Gesprächen noch nicht“, so der Bad Leonfeldner. Der Verbund wälzt nämlich eigene Windparkpläne im Bezirk Freistadt, und zwar in den Gemeinden Rainbach, Grünbach, Leopoldschlag und Windhaag.
2Wir haben konkrete Standorte im Auge, sind aber noch am Anfang des Projekts und möchten und können daher noch keine Details nennen. Wir sind einfach noch nicht so weit, aber ich kann versichern, es geschieht nichts im Geheimen“, sagt Verbund-Pressesprecher Florian Seidl im Tips-Gespräch. „Wir brauchen noch etwas Vorlaufzeit und werden das Projekt, sobald es ausreichend ausgearbeitet ist, der Öffentlichkeit vorstellen.“
Bürger sollen mitentscheiden
„Ich finde es vernünftig, wenn der Betreiber sich Zeit lässt und das Projekt erst einmal ordentlich ausarbeitet, bevor er es der Öffentlichkeit präsentiert“, sagt Leopoldschlags Bürgermeisterin Anita Gstöttenmayr, die Windkraft grundsätzlich positiv gegenübersteht.
Ob nun in ihrer Gemeinde Windräder errichtet werden, da sollen die Bürger aber auch ein Wörtchen mitreden dürfen. Sowohl der Ortschefin von Leopoldschlag als auch Rainbachs Bürgermeister Günter Lorenz ist es wichtig, dass, sobald die konkreten Projektpläne am Tisch liegen, der Gemeinderat sich mit den Windparkplänen beschäftigt.
Ohne positiven Gemeinderatsbeschluss werde kein Antrag auf eine Umwidmung gestellt. Außerdem wollen die beiden die Pläne in breiter Öffentlichkeit diskutieren und die Leopoldschläger und Rainbacher im Rahmen einer (jeweils eigenen) Bürgerbefragung mitentscheiden lassen. „Das Ergebnis werden wir als bindend ansehen“, unterstreichen Anita Gstöttenmayr und Günter Lorenz.
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