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"Praktischer als ein Schlagzeug": Mundharmonika Quartett Austria feiert seinen 25. Geburtstag

Daniela Toth, 14.11.2017 12:34

GMUNDEN. Von Rimski-Korsakows „Hummelflug“ bis zum Rock-Klassiker „Smoke on the Water“ haben sie schon alles gespielt: Das Mundharmonika Quartett Austria aus dem Salzkammergut feiert heuer seinen 25. Geburtstag. Tips traf Mitglied Hans Ortner wenige Tage vor dem Jubiläumskonzert im Stadttheater Gmunden (für das Tips einige Karten verlost) zum Interview.

Ein österreichweit einzigartiges Ensemble: Thomas Stockhammer, Andrea Fränzel, Gerald Seyr und Hans Ortner (v.l.) Foto: Klemens Fellner

Tips: Reine Mundharmonika-Ensembles sind doch eher selten. Wie ist die Idee entstanden?

Hans Ortner: Es stimmt, wir sind österreichweit ziemlich die einzige Gruppe, die in diesem Bereich semi-professionell unterwegs ist. Entstanden ist das damals über die Musikschule Laakirchen, wo Walter Buchinger ab den 1980er Jahren Mundharmonika unterrichtet hat. Wir waren damals noch Volksschüler und haben eigentlich alle andere Instrumente gelernt, dann haben wir die Mundharmonika ausprobiert - und es hat uns die Euphorie gepackt. Es gab dann zunächst ein Trio, aus dem dann 1993 das Mundharmonika Quartett Austria entstanden ist.

Tips: Vermutlich wird eher weniger Musik direkt für Mundharmonika komponiert. Wie kommt Ihr zu Euren Stücken?

Ortner: Das stimmt, es gibt fast keine reine Original-Literatur, wir „bedienen“ uns daher in anderen Bereichen - von Klassik über Pop bis Oldies und Evergreens. Was für uns infrage kommt sind Stücke, die entweder virtuos-melodiös sind - also zum Beispiel schnelle Läufe haben - oder mit einer starken Melodie überzeugen. Außerdem sollen sie Raum für Improvisationen und solistische Elemente lassen. Seit zwei Jahren haben wir die Profibassistin Andrea Fränzel im Team. Sie kommt aus dem Jazz-Bereich, was natürlich auch Einflüsse auf unser Repertoire hat: Es wird größer und „jünger“.

Tips: Man glaubt ja, Mundharmonika kann jeder. Was macht die Virtuosität aus?

Ortner: Wichtig ist natürlich der Klang - nicht nur, dass ein Ton herauskommt, sondern auch, wie er klingt. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit zu einem Mund- oder Handvibrato. Vor allem bei den schnellen Läufen kommt es dann auch auf die Atemtechnik an. Und dann gibt es bei der Mundharmonika ja auch Blas- und Ziehtöne: Beim Ziehen kann man zum Teil auch einatmen - und wenn man das beherrscht, dann kann man eigentlich „endlos“ spielen.

Was das wirklich Tolle an der Mundharmonika ist: Es ist ein Instrument, das man immer mithaben kann - im Gegensatz zu großen Blasinstrumenten oder etwa einem Klavier oder Schlagzeug. (schmunzelt)

Tips: Ihr seid ja bei euren Konzerten viel unterwegs – da habt ihr im Lauf der Jahre sicher einiges erlebt?

Ortner: Da gibt es schon so einiges, zum Beispiel, als wir bei einem Fernsehauftritt eine gemeinsame Garderobe mit Falco hatten. Nach dem Duschen ist er zu uns gekommen, im Bademantel, mit der Haarbürste zwischen den Zähnen und zurückfrisierten Haaren, und hat gefragt: „Burschen, hat von eich jemand an Fön mit?“

Tips: In 25 Jahren kommt man viel herum:Wo habt Ihr schon überall gespielt?

Ortner: Wir haben unter anderem schon in den USA und in Japan gespielt, auch in Europa waren wir schon in den meisten Ländern - im Osten „fehlen“ uns da noch ein paar. Im nächsten Jahr steht Polen auf dem Programm, und wir werden auch wieder zum großen Mundharmonika-Festival nach Estland fahren.

Tips: Welche Unterschiede gibt es da im Publikum - zum Beispiel in den USA oder in Japan?

Ortner: In den USA gibt es eine große Mundharmonika-Bewegung, vor allem im Bereich Blues. Wir spielen ja eher im chromatischen Bereich - klassisch/konzertant. Der Blues ist aber auch ganz wichtig, weil er die Mundharmonika in vielen Bereichen „am Leben hält“.

Für den asiatischen Bereich kann man sagen: Hier ist wirklich die Zukunft der chromatischen Mundharmonika-Szene. Wir waren gerade auf dem World Harmonika Festival in Tossingen (D) und haben dort als Gäste mitgespielt. In den Bewerben waren zu 90 Prozent junge Asiaten - und es waren fast nur junge Musiker. In den asiatischen Ländern ist die Mundharmonika noch ziemlich „neu“ - es gibt fast keine Lehrer. Die jungen Musiker haben sich - aus Youtube-Videos und CDs - alles selbst beigebracht und sind teilweise wirklich virtuos. Für die sind wir europäische Gruppen große Vorbilder - und wenn man sich ansieht, wieviele Fans die jungen Musiker teilweise auf Facebook haben, dann merkt man: Da ist wirklich was im Gange. Ich finde das super - wir würden uns etwas Ähnliches natürlich auch in Europa wünschen.

Tips: Abgesehen von solchen Konzerterfolgen: Was hält ein Musikensemble nach 25 Jahren noch zusammen? Wie erhält man sich die Motivation für die Konzertreisen, die Proben, die CD-Aufnahmen?

Ortner: Wir motivieren uns immer gegenseitig. Ein wichtiger Aspekt ist aber auch die private Freundschaft, wir spielen einfach gern miteinander, und natürlich auch das Echo des Publikums. Dann gibt es immer wieder Konzertangebote oder wir planen eine CD - und das sind dann Sachen, auf die wir gemeinsam hinarbeiten und die uns „fit“ halten.

Tips: In wenigen Tagen, am Freitag, 24. November, steht das Jubiläumskonzert an. Worauf können sich die Besucher besonders freuen?

Ortner: Wir werden teilweise neue Sachen aus unserer Jubiläums-CD „I feel good“ spielen, Sachen, die man vielleicht von uns so nicht erwartet hat, aber natürlich auch bewährte „Klassiker“. Wir werden ein bisschen aus den vergangenen 25 Jahren erzählen - und einfach gemeinsam mit unseren Fans ein bisschen feiern.

Jubiläumskonzert:

Freitag, 24. November, 20 Uhr 

Stadttheater Gmunden

Karten: in allen Raiffeisenbanken, Volksbanken, Librofilialen, Kartenbüros, über ÖticketKartenzusendung per Post unter 0664/2119204

Online Kartenbestellung unter www.aufgeigen.at


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