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Profifotograf Josef Fallnhauser dokumentiert die Schönheit und Problematik Hallstatts

Hans Promberger, 20.06.2016 12:11

HALLSTATT. Der gebürtige Hallstätter und in Wien lebende Fotograf Josef Fallnhauser kennt seinen Heimatort wie seine Westentasche. Sein über die Jahre gewachsenes Bildarchiv dokumentiert nun in einem 128-seitigen, durchgehend farbig bebilderten Bildband abseits der üblichen Postkartenidylle authentisch den Ort.

Josef Fallnhauser blickt unter anderem in Hallstätter Küchen und schaut beim Krambamperlbrennen zu. Fotos: Josef Fallnhauser

Das Buch „Hallstatt – Musik · Kultur · Land · Leute“ gewährt vor allem Einblicke in die Alltagskultur und das Brauchtum der Menschen und dokumentiert die einzigartige Naturkulisse und Geschichte des „alten“ Salinen- und „neuen“ Welt-Erbe-Ortes und will gleichzeitig den Blick für jene Probleme, die mit der grenzüberschreitenden Popularität Hallstatts einhergehen, schärfen. „Tips“ bat Fallnhauser zum Gespräch.

Tips: Es gibt schon viele Bildbänder über das Innere Salzkammergut. Warum noch eins?

Fallnhauser: Ich habe mir angeschaut was es über Hallstatt gibt. Einen alten Band aus den 1970/80er Jahren von Rudolf Lehr, das Hallstatt-Buch zur Landesausstellung 2008 mit Fotografien von Gregor Semrad und etwas Spezielles zum Gräberfeld, aber nicht wirklich etwas über Hallstatt und dessen Umgebung mit kurzen, informativen Texten. Außerdem hat mein Wiener Studiokollege Michael Langoth schon vier von mir coproduzierte Bücher geschrieben, und so musste ich jetzt selbst auch einmal als Autor in Erscheinung treten.

Tips: Auf den ersten Blick schaut das Buch sehr nach „Servus TV“-Idylle aus. Vermittelt es also ein sehr traditionelles Bild von Hallstatt?

Fallnhauser: Das seh´ ich nicht so. Natürlich soll es auch für Touristen interessant sein und entsprechend verkauft werden. Zum Heizen brauche ich das Buch nicht – dafür habe ich ein Servitut. Aber es blickt schon ein bisschen kritisch auf die Ortsentwicklung. Es zeigt auch, was die Einheimischen selbst in ihrer Freizeit unternehmen und man auch als Gast an Freizeitaktivitäten vorfindet, wenn man nicht zu bequem ist, sich ein bisschen zu bewegen.

Tips: Laut Verlagsbeschreibung schärft das Buch den Blick für die „Probleme, die für Hallstatt mit seiner Popularität einhergehen“.

Fallnhauser: Hallstatt wird ja immer mehr überrannt – zum Vorteil gewisser Leute, aber es gibt auch Verlierer. Dazu gehören alle, die nicht unmittelbar vom Tourismus profitieren. Es ist ja kein Zufall, dass bei der letzten Gemeinderatswahl eine Bürgerliste aus dem Stand auf 27 Prozent kommt. Wenn eine Partei 50 Jahre die absolute Mehrheit hat, verliert sich vielleicht manchmal der Blick auf das Gemeinsame.

Tips: Hat Hallstatt eine Chance außerhalb des Tourismus?

Fallnhauser: Es ist ein Fehler, dass es keine Entwicklungsideen außerhalb des Tourismus gibt. Natürlich ist die Lage geografisch schwierig. Die, abgesehen im touristischen Bereich, nicht vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten vor Ort und auch kaum vorhandener Platz für Wohnraumschaffung, führen speziell bei den jungen Menschen zur Abwanderung. Hier fehlen schlicht und einfach Visionen um dem entgegenzuwirken, wenn man in den nächsten paar Jahrzehnten nicht zu einem reinen Freilichtmuseum verkommen will. Hallstatt sollte ein lebendiger, lebenswerter Ort für dessen Bewohner bleiben.

Tips: Wie schaut Ihre Vision aus?

Fallnhauser: Ich denke zum Beispiel an eine Besiedlung des Salzberg-Hochtales. Auch meine Großmutter hatte bereits in den 1960er Jahren die visionäre Idee eines Tunnels samt Tiefgarage. Damals wurde es als „Spinnerei“ abgetan, 20, 30 Jahre später wäre dies „fast“ Wirklichkeit geworden, doch die Gemeinde sah sich außer Stande, die Betriebskosten dafür aufzubringen. Stattdessen wurde eine Tiefgarage im Ortsteil Lahn gebaut, aber nicht die Tiefgarage im Berg, die über die zwei bestehenden Tunnelröhren erreichbar gewesen wäre – mit direktem Zugang zum Ort. Ähnlich wie in Salzburg die Mönchsberggarage. Natürlich redet es sich von außen leichter, weil es Schwierigkeiten im Kleinen gibt und die Gemeindepolitik es auch nicht jedem recht machen kann. Aber es gibt trotzdem positive Tendenzen.


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