Bad Ischler Lyrikfestival "Silbentanz": "Auch HipHop ist nichts anderes als Lyrik"
BAD ISCHL. Von 26. bis 29. Oktober feiert der „Silbentanz“ Premiere. In die Welt gesetzt wurde mit einer Leader-Förderung unterstützte Festival rund um die Lyrik von Oliver Kabus und Gudrun Tielsch. Tips hat mit beiden gesprochen.
Tips: Wie ist die Idee entstanden, ein Lyrikfestival in Bad Ischl zu gründen?
Karbus: Vor einigen Jahren, als Gudrun und ich einander bei Dreharbeiten kennenlernten, stellten wir kurz darauf fest, dass uns beide eine große Liebe verbindet, nämlich die Liebe zur Lyrik. Nach und nach entstand das Bedürfnis, die Lyrik wieder mitten in die Gesellschaft zu tragen. Das war die Geburt der Idee zu diesem Festival „Silbentanz“.
Tielsch: Wir wollten ein Festival, das mit starken Interpreten besetzt ist. Denn für die Lyrik gilt ja dasselbe, wie für die Musik: Text und Interpretation machen den Abend. Uns war es ganz wichtig, dass jede Veranstaltung ein Erlebnis für das Publikum sein soll. Unterhaltsam, lustig, stark, berührend oder auch skurril. Wir konnten für Silbentanz eine explosive Mischung von Künstlern gewinnen, ich glaube da ist jedes Programm ein Ereignis für sich.
Tips: Wen möchten Sie besonders ansprechen?
Tielsch: Alle, alle. Jung,Alt, Groß, Klein.
Karbus: Natürlich alle Menschen, die sich in irgendeiner Form für Sprache und für hochkarätige Interpreten interessieren. Das zeigt die Vielfalt unseres Programms. Vom Altertum über die Klassik bis zur Gegenwart kann das Publikum die unterschiedlichsten Formen der Lyrik live und hautnah miterleben.
Tips: Bei Lyrik denken viele zuerst an Gedichte, an Auswendiglernen in der Schule,… Was macht für Sie den Zauber von Lyrik aus?
Karbus: Das ist eine tolle Frage! Dabei sind Songtexte, Hip-Hop-, Rap- und Liedertexte ja auch nichts anderes als Lyrik! Insofern ist ja die Lyrik die verbreitetste sprachliche Kunstform der Welt! Und jeder gute Songtext ist wie auch jedes gute Gedicht eine Ver-dichtung von Leben, von Gefühlen, von Wirklichkeit. Und zwar eine Verdichtung sowohl aus Worten und Begriffen als auch aus Rhythmus. Ein gutes Gedicht ist immer auch musikalisch. Dadurch kann es - großartig paradox! – auch das Unaussprechliche in Sprache fassen, das Mysterium der Seele, der Ahnung oder des Spirituellen. Faszinierend, nicht?
Tielsch: Ich liebe auch das Spiel mit der Sprache. Es gefällt mir, dass man in Kurzform ganze Geschichten erzählen oder Gefühle auslösen kann, Balladen sind oft Krimistoffe oder große Gefühlsdramen. Es gibt Gedichte, die hatten politische Sprengkraft. Gute Gedichte sind zudem zeitlos. Gedichte sind auch so gemacht, dass man sie sich leicht merken kann, sie gehen ins Ohr, das war ja mal die ursprüngliche Idee davon..Ich glaube, man sollte sich die Lyrik nicht von Schulerinnerungen wegnehmen lassen. Man muss das lockerer und verspielter sehen.
Tips: Welche Veranstaltung würden Sie jemandem empfehlen, der sich bisher noch wenig mit Lyrik beschäftigt hat?
Tielsch: Das Hohelied des Salomo wird ein großes Erlebnis….Eros pur. Sinnenbrand wird herrlich, das ist doch ein schöner Einstieg, zu sehen, wie gespielte Gedichte ausschauen.
Karbus: Ich bin sicher, dass Michael Köhlmeier uns spannend und unterhaltsam mit der Welt der Balladen von Goethe und Schiller vertraut machen wird. Und natürlich eignet sich für Einsteiger nichts besser als Humor. Daher ist unsere Abschluss-Matinee „Lachblüten“ mit Michou Friesz und Katharina Stemberger, Susanne Michel, Gudrun Tielsch und Imgard Sohm die ideale „Einstiegsdroge“. Genauso wie die Bob-Dylan Late Night mit dem Austronom im Café Sissy…
Tips: Die Veranstaltungen sind doch sehr unterschiedlich – vom Hohelied des Salomo bis zur Gegenwartslyrik: Gibt es einen „heimlichen Liebling“?
Karbus: Ich muss gestehen, für mich ist das der Tag der Gegenwartsliteratur. Die berührenden Liebesgedichte von Brigitta Huemer, die avantgardistische Video-Poesie von Rudolf Stüger und dann die Dialektgedichte von Renate Pöllmann. Auf diese Triple-Veranstaltung freue ich mich schon sehr. Genauso wie auf die im besten Sinne des Wortes „verrückte“ Gruppe Sinnenbrand.
Tielsch: Ich freue mich besonders auf Michael Köhlmeier. Seine Erzählabende sind unvergesslich. Und Bob Dylan natürlich, gespielt von dem „Austronom“ Madlsberger, das sind meine Lieblinge.
Gewinnchance: Tips verlost je 1x2 Karten für einen Abend zur Gegenwartslyrik am Freitag, 27. Oktober, um 18 Uhr im Museum der Stadt Bad Ischl und für einen Abend mit Michael Köhlmeier am Samstag, 28. Oktober, um 19.30 Uhr im Lehartheater - Infos siehe unten!
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