Neue Betreuungs-Angebote abseits von Seniorenheimen
VORCHDORF/BAD ISCHL/EBENSEE/OHLSDORF/GSCHWANDT. In Vorchdorf begann dieser Tage die Demontage des Bezirks-Alten- und Pflegeheims: Nach 40 Jahren soll es durch einen Neubau ersetzt werden. Völlig neue Heimplätze werden derzeit in OÖ aber kaum geschaffen – obwohl der Bedarf steigt. Einen Teil dieser Lücke soll das Pilotprojekt „Alternative Wohnformen“ füllen. Für den Bezirk Gmunden sind 87 Wohnungen vorgesehen.
2017 lebten im Bezirk knapp 5.800 Menschen mit über 80 Jahren. Heute sind es bereits weit mehr als 6.600 – Tendenz steigend. 2030, wenn die „Baby-Boomer“ ins pflegebedürftige Alter kommen, wird die Zahl jenseits der 8.000 liegen. Es wird daher für Menschen mit einer niedrigeren Pflegestufe immer schwerer, einen Platz in einem Senioren- oder einem Pflegeheim zu bekommen.
Denn: Auch, wenn in Vorchdorf das Altenheim durch einen zeitgemäßen Neubau ersetzt wird, so sind Heim-Neubauten in Ober-österreich derzeit Mangelware.
Eine eigene Wohnung, kombiniert mit Pflege-Paket
Einen Teil dieser Lücke sollen nun „Alternative Wohnformen“ füllen, wie Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP) erklärt: „Durch die alternde Bevölkerungsstruktur brauchen wir zukünftig mehr Leistungen in der Pflege und Betreuung, aber es muss nicht immer das Pflegeheim sein.“ Das Projekt wurde speziell für Personen in Pflegestufe 1 bis 3 entwickelt: Die Bewohner haben einen regulären Mietvertrag und bekommen zusätzlich ein Pflege- und Betreuungspaket, abhängig von der Höhe der Pflegegeldstufe zugewiesen.
Der Vorteil: So können sie länger in einer eigenen Wohnung leben, werden trotzdem umfassend betreut und der Heimaufenthalt kann deutlich verzögert werden.
Das Land übernimmt einen Teil der Errichtungskosten und beteiligt sich an den Kosten des Betreuungspakets. Sechs Pilot-Projekte quer durch Oberösterreich sind derzeit in der Endphase der Planung, bis 2025 sind 1.197 Wohnungen vorgesehen.
87 Wohnungen für den Bezirk Gmunden
Auf den Bezirk Gmunden sollen 87 derartige Wohnungen entfallen. Laut Bezirkshauptmann Alois Lanz – er ist zugleich Obmann des Bezirks-Sozialhilfeverbandes – haben bereits Ohlsdorf, Bad Ischl und Ebensee ihr schriftliches Interesse angemeldet. In Gschwandt will man beim Bau des neuen Gemeindezentrums (“Grafinger-Haus“) ebenfalls Plätze einplanen. „Wir haben natürlich ein Interesse an einer möglich guten Verteilung der Plätze über den Bezirk, damit die Nutzer möglichst nahe ihrer ursprünglichen Heimat wohnen können“, betont auch Alois Lanz.
Bereits sehr konkret sind die Vorbereitungsarbeiten in Ohlsdorf und Gschwandt: Wie die Bürgermeister Christine Eisner (VP) und Fritz Steindl (VP) bekanntgeben, soll dort in den nächsten Wochen eine Bedarfserhebung durchgeführt werden.
Angehörige entlasten
Um auch die pflegenden Angehörigen zu entlasten, regt Ohlsdorfs Vizebürgermeisterin Ines Mirlacher (SP) an, auch eine Tagesheimstätte ins Projekt einzubeziehen. Sie weist darauf hin, dass acht von zehn Pflegebedürftigen zuhause betreut werden, zumeist von den Töchtern oder Schwiegertöchtern. Doch das könne man nicht als selbstverständlich annehmen: „Natürlich muss man auch als Gemeinde mehr Geld in die Hand nehmen, aber zu wissen unsere ältere Generation ist gut versorgt und betreut, ist mit nichts auszuwägen.“
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