Unterricht mal anders: "Wir lernen hier fürs Leben"
ALTMÜNSTER. Am Agrar Bildungszentrum Salzkammergut gibt es verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten. Im Gespräch mit Tips erzählten die Schüler, warum sie sich für landwirtschaftliche Berufe interessieren und verrieten, dass sie am ABZ fürs Leben lernen.
Betritt man das Agrar Bildungszentrum Salzkammergut in Altmünster, geht man zuerst an einem kleinen Laden, dem „Genussladen“ vorbei. Jeden Mittwoch von 14.30 bis 17.30 duftet es hier nach frisch gebackenem Brot und anderen selbstgemachten Waren, die von den Schülern oder Landwirten aus der Region hergestellt wurden und nun direkt von den Schülern verkauft werden. Das ABZ ist eine dreijährige Fachschule mit den zwei Fachrichtungen Landwirtschaft und ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement. „Ab dem zweiten Jahr wählen die Schüler einen Schwerpunkt und damit verlassen sie dann die Schule mit so gut wie zwei Lehrabschlüssen in der Tasche. Nur ein paar Wochen Praxis müssen sie noch anhängen“, erklärt Lehrer Christian Öhlinger. Schwerpunkte sind IT Technik, Landtouristik, Land- und Forstwirtschaft, Ökologischer Lebensraum, Produktveredelung und Marketing und Gesundheit und Soziales. „Wenn Schüler zu uns kommen, dann sind sie meist mehr Praktiker als Theoretiker. Wir leben von der Praxis, wir haben ganz viel Praxisunterricht, wo man alles ausprobieren kann“, verrät Öhlinger.
Pro Jahr fangen 80 bis 100 Schüler an, davon bezieht etwa die Hälfte ein Internat, das direkt an das Bildungszentrum angeschlossen ist. „Nur etwa 50 Prozent der Schüler kommen direkt von einer Landwirtschaft“, erzählt Öhlinger. „Das Interesse von Jugendlichen daran mit der Natur zu arbeiten, ist gestiegen. Wir glauben wir wissen alles, aber die Natur bietet so viel mehr. Das spannendes ist es, die Zusammenhänge herauszufinden und so zu immer neuen Möglichkeiten zu entdecken.“
Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft
Auf den Feldern arbeiten, Traktor fahren und in den Stall gehen: oft wird angenommen, dass jeder Bauer sein kann. Aber dennoch schließen viele Betriebe. Öhlinger erklärt: „Nicht immer ist die politische Lage schuld, sondern oft auch was man aus dem Betrieb macht. Schätz ein Bauer den Standort, kennt er das Gelände? Was eignet sich am Besten für den Boden? Welche Pflanzen passen zusammen? Bei uns lernt man ein Betriebskonzept zu entwickeln.“
Das Problem ist hauptsächlich der gesellschaftliche Stand von Praktikern. „Der gesellschaftliche Stand ist nicht da wo er sein soll, denn Fachkräfte sind nichts wert, und das obwohl man sie überall braucht. In Zukunft werden viele sich wünschen, Zugang zu Lebensmitteln zu haben und nicht abhängig zu sein von Supermärkten“, so Öhlinger.
Unterricht außerhalb des Klassenzimmers
Die Schüler am ABZ erlernen viele praktische Fähigkeiten: „Wir bilden nicht nur Wissen aus, sondern vermitteln auch Werte fürs Leben.“ Außerdem sind sie mit der Natur bestens vertraut und gehen rücksichtsvoll damit um. Die Schüler kennen es gar nicht anders, als auf die Umwelt zu achten, denn „sie haben tagtäglich damit zu tun und sind dankbar für das was die Natur gibt“, erklärt der Lehrer im Gespräch mit Tips. Der Unterricht findet oft außerhalb des Klassenzimmers statt, auf Höfen in der Region, in den schuleigenen Werkstätten, im Wald oder im Genussladen. Für alle, die sie noch nicht genau festgelegt haben, was sie später einmal machen möchten, bietet sich am ABZ die Möglichkeit, Einblicke in viele verschiedene handwerkliche Richtungen zu gewinnen. Für die Schüler gibt es zum Entdecken eine Tischlerei, eine Fleischhauerei, eine Schlosserei, die Obst- und Milchverarbeitung, Nähen, Produktveredelung, Lehrküchen und Floristik, um nur einige zu nennen.
Man lernt fürs Leben
Die Schüler aus dem zweiten Jahrgang, Lena aus Ebensee, Christof aus Strobl am Wolfgangsee und Martin aus Weißenkirchen im Attergau, erzählten über ihre Ausbildungswahl. Lena und Martin haben zuhause einen landwirtschaftlichen Betrieb und möchten diesen später auch gerne übernehmen. Lena ist sich allerdings noch nicht sicher, ob sie eventuell einen Aufbaulehrgang anhängt. Christof kommt nicht von einer Landwirtschaft. Er erklärt: „Ich war noch nicht bereit für eine Entscheidung und ich wusste noch nicht, ob mich irgendwas wirklich glücklich macht. Ich finde Arbeit soll ja nicht nur wegen Geld sein, sondern auch Spaß machen.“ Alle drei finden die Schule und die Ausbildungsmöglichkeiten sehr vielfältig. „Man schnuppert in so viele Sachen rein und sieht dadurch, ob man das mag oder nicht“, erzählt Lena. Die drei Jugendlichen sind sich einig, dass sie sich für eine sehr gute Ausbildung entschieden haben: „Viele denken das Landwirt sein einfach ist, aber was man in der Schule lernt, kann man nicht einfach so. Man bekommt hier vieles mit, was man von daheim nicht mitbekommen hätte. Man lernt etwas Neues, etwas Besseres. Und man hat dann auch mehr Sicherheit.“ Besonders gut gefällt es ihnen auch, dass man nicht nur in der Klasse ist, sondern viel Zeit draußen und auf Höfen verbringt und der Unterricht sehr vielfältig ist: „Nicht viele haben die Chance das zu sehen. Man lernt hier fürs Leben!“
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