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BAD GOISERN. Zu einem Pressegespräch über Bodenschutz und Leerstand in der Region lud die Kulturhauptstadt vergangenen Mittwoch, 1. März, im Stephaneum Bad Goisern ein. Neben der künstlerischen Leiterin Elisabeth Schweeger und den verantwortlichen Projektanten, sprach auch Hubert von Goisern zu den Gästen.

Pressegespräch zum Thema "Bodenschutz und Leerstand als Chance" (Foto: Hörmandinger)
  1 / 4   Pressegespräch zum Thema "Bodenschutz und Leerstand als Chance" (Foto: Hörmandinger)

„Wegen den Bergen und den Wiesen komme ich immer wieder zurück nach Goisern“, erzählt Hubert Achleitner a.k.a. Hubert von Goisern in seiner Eröffnungsrede des Pressegesprächs der Kulturhauptstadt 2024 zum Thema „Bodenschutz und Leerstand als Chance“. Auf Anregung des österreichischen Musikers initiierte die Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl Salzkammergut gemeinsam mit Arthur Kanonier und Arthur Spindelegger vom Institut für Raumplanung an der Technischen Universität (TU) Wien und Simone Barlian und Gerald Priewasser-Höller vom Kollektiv „Curating Space“ zwei Rechercheprojekte, die vergangenen Mittwoch im Stephaneum Bad Goisern vorgestellt wurden.

Boden nicht nur als Fläche sehen

Kanonier und Schindelegger von der TU Wien stellten ihre Bodenstrategie vor. Kanonier betitelt es als „Grundproblem, dass Boden immer nur als Fläche angesehen“ worden sei. Dabei sei die Vielfältigkeit verloren gegangen – Schlagworte wie Ernährung, Biodiversität und Klimaschutz stellt er dabei in den Raum. Schindelegger erklärt, dass sich das Salzkammergut hervorragend eigne, um sich solch einer Bodenstrategie zu widmen. Es seien vor allem alpine Räume, „wo es um die Verteilungsfrage“ in Bezug auf Wohnen, Tourismus und wirtschaftliche Interessen gehe. Um diese Bodenstrategie sinnvoll umsetzen zu können, sei es wichtig, mit den Verantwortlichen der Region – also mit der Politik und den Menschen, die hier leben – gemeinsam Entscheidungen zu treffen. „Auch das ist gelebte Kultur – wie nutzen wir unseren gemeinsamen Lebensraum?“

300 leerstehende Objekte im Salzkammergut

Simone Barlian und Gerald Priewasser-Höller vom Kollektiv „Curating Space“ stellten ihr Projekt zur Leerstandsanalyse im Salzkammergut vor. Bei ihrer Runde vom Norden des Bezirks bis nach Bad Mitterndorf in der Steiermark haben sie etwa 300 leerstehende Objekte aufgespürt und begutachtet. Sich den Eigentümern dabei anzunähern, sei oftmals sehr schwierig gewesen, wie die beiden erzählen. Viele haben Angst davor, sich „etwas anzufangen“, dass dann nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. In ihrer Präsentation stellten die Projektanten einige Objekte vor, die leer stehen, es aber bereits Gespräche mit den Eigentümern gebe, im Rahmen der Kulturhauptstadt etwas damit zu machen. So etwa in Gosau, Bad Ischl, Roitham und Grünau.

Brauchen die Natur zum Leben

Eva Mair, Projektleiterin der Kulturhauptstadt zu diesem Thema, freut sich, dass Hubert von Goisern den Anstoß für dieses Projekt gegeben hat. Bodenschutz und ein nachhaltiger Umgang mit Lebensraum sei „eines der wichtigsten Themen, wenn es um ressourcenschonendes Leben geht“. Das Problem, das vor allem ländliche Gebiete zersiedelt und Grünflächen zum großen Teil verbaut werden, ist allseits bekannt. Elisabeth Schweeger, die künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt, benennt das Problem und auch Lösungsansätze dafür richtig. Es gehe um die Frage, „wie man etwas bauen sollte, damit wir jungen Menschen die Möglichkeit geben, hier zu leben. Wie geht man mit der Natur um, damit sie nicht zerstört wird. Letzten Endes brauchen wir sie zum Leben“.

Soll Wachstum begrenzt werden?

Achleitner stößt eine Diskussion an, als er davon spricht, dass er Veränderungen in der Landschaft Bad Goiserns „schmerzhaft wahrgenommen“ habe. Es sei eine „traurige Tatsache“, dass mehr und mehr Grünland verloren geht. „Warum müssen wir mehr werden?“ fragt Achleitner und spielt damit auf den Begriff Zuzug an. „Bevor wir alle Wiesen zubauen, hätte ich gerne, dass wir weniger Leute sind“, stellt er klar. Zudem kritisiert er, dass nicht alle großen Neubauten verpflichtend eine Photovoltaik-Anlage auf den Dächern installieren müssen.

Bewusstsein für Ressourcen schärfen

Schweeger spricht daraufhin von einer nötigen Balance, die gefunden werden müsse. Junge Menschen sollen die Möglichkeit haben, in ländlichen Gebieten zu bleiben. Wenn es aber keine Jobmöglichkeiten, leistbaren Wohnraum und Perspektiven für sie gebe, „warum sollen sie dann hierbleiben?“. Sie betont, dass eine gewisse Ausgewogenheit notwendig sei und ein Bewusstsein dafür, die Ressourcen gut zu behandeln. Mit den Projekten der Kulturhauptstadt soll eine Grundlage geschaffen werden, um Tradition im Dialog mit neuen kulturellen Bewegungen zu setzen und den Tourismus mit Natur und Kultur in Einklang zu bringen, während Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung im Fokus stehen.

Leben für Jung und Alt attraktivieren

Das Ziel sei, die ländliche Region im Salzkammergut zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu gestalten. Dafür sollen Mobilität und Digitalität ausgebaut werden, Raumplanung mit vernünftiger Baukultur verbunden und Nachhaltigkeit in allen Bereichen angestrebt werden. Die Vision des Projektes sei es, ein Leben für Jung und Alt attraktiv zu gestalten und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu fördern.


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