Bad Ischl. Johannes Unterberger aus Pfandl war österreichischer Tennisprofi und reiste auf der ganzen Welt von einem Turnier zum anderen. Durch eine Einladung zu einem Salzburger Gebetskreis und eine Begegnung in Indien kehrte er dem Profi-Sport den Rücken, wurde Franziskanermönch und hilft seit 2016 vor allem Kindern in Myanmar, einem der ärmsten Länder der Erde.
Johannes Unterberger ist eines der größten Talente im Tennis, das die Stadt Bad Ischl je hervorgebracht hat. Mit 16 Jahren wurde er österreichischer Jugendmeister, mit 22 Herren-Staatsmeister, mit 23 Staatsmeister im Doppel. Unterberger schlug eine Karriere als Tennis-Profi ein und Anfang der 1990er Jahre war er auf Rang 580 der Weltrangliste platziert.
Sinn des Lebens
Die Frage „Wofür lebe ich?“ beschäftigte Unterberger schon seit seiner Kindheit. Als Kind war er Ministrant bei Monsignore Schlosser in Pfandl, ehe die Pubertät und der Unfalltod seines zwölfjährigen Bruders Josef ihn von geistlichen Wegen abkommen ließen. Noch während seiner aktiven Tenniskarriere schloss er sich allerdings einem Wirlinger Gebetskreis an und fand so seinen Glauben wieder.
Einschneidendes Erlebnis
Im Sommer 1999 verlor Unterberger ein Challenger-Turnier in Indien. Als sein Taxi auf der Rückfahrt ins Hotel im Stau stand, presste ein Bub seine Hand gegen die Autoscheibe, um Almosen zu erbetteln. „In dem Moment habe ich mich gefragt: ,Für was lebe ich eigentlich?‘ Schau Dir den Bub an, der hat nichts und ich bin enttäuscht, weil ich ein Tennisspiel verloren habe“, erzählt der Ischler. Im August 1999 beendete Unterberger als 25-Jähriger seine Tenniskarriere und trat ins Seminar für Spätberufene in Horn ein. Seine Familie und Freunde glaubten anfangs nicht an diesen neuen Weg und die Unterstützung des Umfelds war gering. 2001 schloss sich Unterberger in Salzburg einem Franziskanerkloster an und wurde in den kommenden Jahren zum Priester geweiht.
Unterbergers Wunsch, als Missionar tätig zu sein, erfüllte sich nach mehreren Pflichtstationen im Jahr 2016. Er wurde als erster europäischer Franziskaner nach Myanmar geschickt, um dort Bedürftigen zu helfen.
Projekt Rosenkranz
Unterberger ist in Myanmar überall als Bruder Joe bekannt. Mit der Hilfe eines Teams rief er das Projekt Rosenkranz ins Leben, bei dem arme Familien und Waisenkinder Rosenkränze herstellen und diese danach verkaufen. Das Geld dient als Einkommen. „Ich kann nicht pauschal sagen, dass arme Menschen glücklicher sind, wie es oft vermeintlich angenommen wird“, so Bruder Joe, „denn es fehlt an allem: Medikamenten, Essen, Bildung. Die Leute sterben deswegen früher und es ist ein Elend.“ 100 Euro reichen aus, um einer Familie für eineinhalb Monate die notwendigen Hilfsmittel zukommen zu lassen.
Berufung „Hilfe für Kinder“
In einem Gebet in Assisi, so Unterberger, erhielt er die Berufung, sich um bedürftige Kinder zu kümmern. Sein Wunsch ist es, in einem Waisenhaus zu leben und zu arbeiten und sein Wissen dort an die Kinder weiterzugeben.
Im Mai 2022 wurde Unterberger überraschend von der Ordensleitung wieder nach Österreich beordert und ist derzeit Kaplan in Güssing. „Ich bin nicht bereit, meinen Weg in Myanmar zu verlassen, wenn ich doch erst begonnen habe“, kommentiert Unterberger diese Entwicklung. Für Dezember hat er ein Flugticket nach Myanmar – nur Hinflug – gebucht und wird seinen Missionarsweg und seine Hilfsprojekte in der einen oder anderen Form dort fortsetzen.
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