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Psychologe Phil Ellmer: „Mit einem Bildschirm kann man keine Beziehung aufbauen“

Mag. Lisa-Maria Laserer, 19.03.2024 20:00

BAD GOISERN/BEZIRK. Digitale Inhalte sind nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Ihr Einfluss auf das tägliche Leben ist enorm. Vor allem Kinder und Jugendliche haben durch die digitale Welt einerseits Chancen, sind aber andererseits Gefahren ausgesetzt. Kinder- und Jugendpsychologe Phil Ellmer erklärt, wie Eltern und Kinder am besten an dieses Thema herangehen.

Phil Ellmer in seiner Praxis (Foto: privat)
Phil Ellmer in seiner Praxis (Foto: privat)

Smartphones, Computer, virtuelle Welten und digitale Freundschaften sind in der Welt von Kindern und Jugendlichen ein fixer Bestandteil. „Analoge Freundschaften gibt es bei jungen Menschen nicht mehr. Sie treffen sich in der Schule oder auf der Uni, kommunizieren und wenn sie nach Hause gehen, geht die Konversation über Messenger oder andere digitale Nachrichtendienste weiter. Auch werten Jugendliche heutzutage Freundschaften fast genau gleich, egal ob diese nur digital oder analog/digital bestehen“ erklärt Phil Ellmer, Psychologe und Psychotherapeut aus Bad Goisern, der sich auf Kinder und Familien spezialisiert hat.

Begleiten und darüber reden

Soziale Medien und online Dienste haben durchaus große Vorteile, wie das Finden von Menschen mit gleichen Interessen zum Beispiel. Allerdings gibt es auch nicht zu vernachlässigende Risiken. Gerade Kindern und Jugendlichen sind diese Risiken oft nicht bewusst. Daher ist es wichtig, an mehreren Punkten anzusetzen. „Die Eltern, generell die Familie, aber auch die Schule ist hier in puncto digitale Aufklärung gefragt“ so Ellmer. „Man muss die Kinder begleiten im Umgang mit online Inhalten. Kleinen Kindern würde ich sowieso noch kein Smartphone unbeaufsichtigt in die Hände drücken. Bei Jugendlichen ist es essenziell, dass man mit ihnen die konsumierten Inhalte bespricht.“ Von Verboten hält Ellmer wenig: „Verbieten kann man diese digitale Welt nicht mehr. Es ist auch nicht klug als Elternteil zum Beispiel dem Kind den Konsum von digitalen Inhalten zu verbieten. Denn dann wird es das Kind irgendwann mal heimlich tun und vielleicht dann erst recht in Fallen, wie „fake“ Freundschaften, tappen. Es ist immer besser, die Eltern wissen, was das Kind konsumiert. Es sollte aber Umgangsregeln geben, statt dem absoluten Verbot“ .

Vorleben führt zur Imitation

Ellmer appelliert auch an die Eltern: „Vorleben ist ganz wichtig. Wenn die Eltern ständig aufs Handy schauen, wird es auch das Kind tun. Handy-freie Zeiten für die gesamte Familie sind eine gute Idee.“ Denn wenn zuviel Zeit am Smartphone oder am Computer verbracht wird, werden mit der Zeit sogar essenzielle Dinge wie soziale Interaktionen mit anderen Menschen verlernt. „Mit einem Bildschirm kann man keine Beziehung aufbauen. Der hat kein Gesicht. Er hat keine Mimik, keine Gestik.“ Da sich das Gehirn an schnelllebige online Inhalte gewöhnt, sollten Eltern auch Alternativen zur digitalen Welt bieten. „Dann ist den Kindern halt einmal fad. Aber Langeweile kann auch kreativ machen. Wenn die Kinder wissen, dass auch andere Beschäftigungen ihr Gehirn stimulieren und sie Freude daran haben, wird der Konsum von digitalen Inhalten nicht mehr so überhand nehmen. Wie in allem gilt es eine gute Balance zu finden“, so Ellmer abschließend.


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