BAD ISCHL. Pirnis Plattenkiste ist den meisten Salzkammergütlern ein Begriff. Seit 2006 veranstaltet Reinhard „Pirni“ Pirnbacher regelmäßig Tanzabende mit alter Musik an verschiedenen Standorten in der Region und darüber hinaus. Außerdem betreibt der Plattenliebhaber ein eigenes Privatradio.
„Wir waren Kinder, wir wussten ja nicht, dass es verboten ist, einen eigenen Radiosender zu betreiben“, schmunzelt Reinhard „Pirni“ Pirnbacher, als er erzählt, wie er als 14-Jähriger seine erste Radioshow gesendet hat.
27 Meter hohe Radioantenne im Garten
Dass es in Bad Ischl eine eigene Radiostation mitten im Garten eines Grundstücks an der B145 gibt, wissen die wenigsten. „Wer glaubt schon, dass in einer Gartenhütte ein Radiosender ist?“ fragt Pirni amüsiert. Einzig eine 27 Meter hohe Antenne verrät, dass dieses Haus kein „normales“ Zuhause ist. Mit der Mittelwellenantenne betreiben Pirni und seine Frau Edith das Museumsradio, das – im Vergleich zu den typischen FM (Frequenzmodulation/Ultrakurzwelle) Radios – auf AM (Amplitudenmodulation/Mittelwelle) 1476 gesendet wird. AM oder Mittelwellenradios waren die ersten Radios, die aber wegen der unbeständigen Sendeleistung vom effizienteren System der FM oder UKW Radios abgelöst wurde.
Wie Kinder Radio machten
Der studierte Hauptschullehrer besuchte in seiner Kindheit das Musisch-/Pädagogische Gymnasium und spielte Klavier. Seine Liebe zum Radio entdeckte er bereits als Kind, als er einen Elektrobaukasten zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. „Mit 14 Jahren baute ich meine erste Radioantenne“, so Pirni. Gemeinsam mit seiner Schwester und anderen Kindern in der Nachbarschaft sendete er dann von Zeit zu Zeit Musik aus dem Garten – bis er 16 Jahre alt war. Die Nachricht, dass offenbar Kinder eine Radiosendung betrieben, verbreitete sich. Pirnis Vater habe ihm dann erklärt, „dass man nicht einfach so eine Radiosendung machen darf“, lacht der 73-jährige Pensionist. Von da an sendeten die Kinder kein Radio mehr, die Leidenschaft für Radio und Musik aber blieb.
Zuerst Lehrer, dann Radiomoderator
Wie das Leben so spielt, wurde Pirni dann Hauptschullehrer und unterrichtete unter anderem Physik und Chemie. Im Jahr 1988 startete er seine erste Radiosendung „Oldie Parade“ – der Vorläufer von Pirni’s Plattenkiste – auf einem bayrischen Privatsender. In Österreich wurden erst 1995 mit dem neuen Radiogesetz Privatradiosender erlaubt. Von da an arbeitete Pirni etwa bei Radio Melody und Radio Arabella in Salzburg, bevor er 1999 zum ORF Salzburg wechselte. Da gab er auch seinen Lehrerberuf auf und widmete sich vollständig seiner Leidenschaft als Radiomoderator. 2005 sendete er erstmals „Pirnis Plattenkiste“. Seine Musiklisten reichen von den 1920ern bis zu den 1980er Jahren, darauf zu finden sind Interpreten wie Billy Holiday ebenso wie Peter Alexander und das Glenn Miller Orchester.
Mit seiner Plattenkiste hat Pirni eine Nische entdeckt
Seit 2006 gibt es Pirnis Plattenkiste nicht nur im Radio, sondern auch als Live-Veranstaltungen, etwa als Tanzschiff der Wolfgangsee-Schifffahrt. Vor der ersten Veranstaltung sei die Angst des Arbeitgebers groß gewesen, dass keine Gäste kommen würden. „Die Nachfrage war aber so groß, dass gar nicht alle auf das Schiff kommen konnten“, erzählt Pirni voller Freude. Bis heute wird „Pirnis Plattenksite“ gerne besucht. Im Jahr 2020 startete er dann das „Museumsradio“. Auf dem Sender spielt er Musik aus seinen rund 200.000 Platten, die er alle zuhause verwahrt. „Die meisten Platten habe ich geschenkt bekommen“, so der Radiomacher. Das Museumsradio kann rund um die Uhr über das Internet unter www.plattenkiste.radio gehört werden. Die Radioantenne im Garten dreht Pirni um 22 Uhr ab, dann geht es erst morgens wieder weiter.
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