Goldhaubenfrauen: "Wir sind Miteinander Füreinander da"
ST. WOLFGANG. 74 Frauen aus St. Wolfgang engagieren sich in der Ortsgruppe der Goldhaubenfrauen. Ganz nach ihrem Motto „Miteinander Füreinander“ helfen und unterstützen sie sich gegenseitig und wirken für ihre Gemeinde.
„Früher durften die Bürgersfrauen mit der Goldhaube zu Festlichkeiten mitkommen und den Stand des Mannes repräsentieren, sonst war der Platz von Frauen hinter dem Herd“, erzählt Elfriede Höplinger, Obfrau der Goldhaubenfrauen von St. Wolfgang. Heute engagieren sich insgesamt 74 Frauen in der Ortsgruppe St. Wolfgang, davon sind 32 aktive Mitglieder mit der Goldhaube unterwegs. Der Unterschied zu damals: Fast alle Mitglieder sind Geschäftsfrauen – es gibt etwa eine Notärztin, eine Fotografin, Unternehmerinnen, Künstlerinnen. Jede Frau führt ihren Betrieb, das treibe die Gruppe an, so Höplinger.
Erstes Foto der St. Wolfganger Goldhaubenfrauen bereits im Jahr 1820
Den ersten Fotonachweis der Goldhaubenfrauen von St. Wolfgang gibt es aus dem Jahr 1820, seit wann genau die Gruppe besteht, ist nicht bekannt, erzählt die Obfrau, die nebenbei mit ihrer Familie die „Wolfgangsee Fischerei“ betreibt. Klar ist, dass die Goldhaubenfrauen Oberösterreichs stärkste Frauenvereinigung sind: Insgesamt 18.000 Frauen engagieren sich ehrenamtlich dafür. Vergangenes Jahr spendete der Verein 665.000 Euro an soziale und karikative Zwecke, aus dem Bezirk Gmunden kamen 65.800 Euro.
Die Frauen tragen die Goldhauben mit Stolz
Zu den Kernaufgaben der Goldhaubenfrauen gehören die traditionellen Ausrückungen bei kirchlichen Feierlichkeiten und Vereinsjubilare. „Da rücken wir mit der Goldhaube aus“, erzählt Höplinger stolz. Einmal im Monat gibt es einen Stammtisch, zu dem auch die ältesten Mitglieder abgeholt werden, um sie aktiv am Geschehen teilhaben zu lassen. Die Goldhaubenfrauen engagieren sich aber das ganze Jahr über: sie häkeln, backen und sind aktiv am Ortsleben beteiligt. In erster Linie kümmern sich die Frauen um die St. Wolfganger Gemeinschaft. Benötigt ein Bürger Hilfe, etwa bei der Stromrechnung, übernehmen das die Goldhaubenfrauen schnell und unbürokratisch. Dazu arbeiten sie eng mit der Gemeinde St. Wolfgang und sozialen Einrichtungen wie etwa der Caritas, dem Hilfswerk und dem Roten Kreuz zusammen.
Erstes Goldhaubenfachgeschäft in St. Wolfgang
Eine Besonderheit der St. Wolfganger Goldhaubenfrauen ist ihr eigenes Geschäft – das erste Goldhaubenfachgeschäft in Oberösterreich. Die Frauen betreiben das Geschäft gemeinsam, ehrenamtlich und in ihrer Freizeit. „Dazu gibt es einen strengen Plan, wer wann Dienst hat und welche Aufgaben erledigt gehören“, lacht Höplinger, „etwa dass im Geschäft gekehrt werden muss und das Licht eingeschaltet gehört“. Im Goldhaubenfachgeschäft verkaufen die Frauen Selbstgemachtes, etwa Kinderschürzen, Weine und Häubchen. Auch ihr heuer erschienenes „Kochbuch der Goldhaubenfrauen“ ist dort erhältlich.
Junger Nachwuchs ist für die Goldhaubenfrauen kein Problem
Kämpfen die meisten traditionellen Vereine um jungen Nachwuchs, können sich die St. Wolfganger Goldhaubenfrauen nicht beklagen: Acht Jungmädchen zählen zur Ortsgruppe, das jüngste Mädchen ist vier Jahre alt und trägt ein „Goldhauberl“, die älteren tragen Goldbänder, die die Frauen erst vor zwei Jahren gestickt haben. Die Mädchen seien sehr stolz, die Goldbänder tragen zu dürfen, so Höplinger, denn „sie symbolisieren, dass sie dazugehören und bereits erwachsener geworden sind“.
Auf die Frage, was die Botschaft der Goldhaubenfrauen sei, antwortet Höplinger bestimmt: „Wir wollen zum einen die Tradition aufrecht erhalten und unsere Goldhauben vorzeigen und wertschätzen. Zum anderen geht es um die Gruppengemeinschaft: Wir Goldhaubenfrauen sind Miteinander Füreinander da, das ist unser Motto“.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden