BEZIRK. Die Nichtschwimmer-Zahl steigt und immer wieder enden Badeunfälle tödlich. Vor allem kleine Kinder sind gefährdet, denn viele können nicht mehr schwimmen. Die Wasserrettung bietet Schwimmkurse für alle Niveaus an; beim Roten Kreuz können Schwimmabzeichen abgelegt werden. Im Tips-Interview erklärt der Gmundner Bezirkslehrsanitäter die lebenswichtigen Notfallmaßnahmen.
Laut Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) kann jeder Zehnte zwischen fünf und 19 Jahren nicht schwimmen. Statistiken zufolge ertrinken jedes Jahr zwischen 22 und 47 Menschen in Österreich. Bei tödlichen Kinderunfällen ist Ertrinken die zweithäufigste Todesursache. Bei Kleinkindern in der Altersgruppe zwischen null und fünf Jahren sogar die häufigste.
„Nach Corona ist die Anzahl der Schwimmkurse stetig zurückgegangen. Es gibt nicht mehr so viele Angebote wie davor“, sagt Stefan Hölzl, der seit 1995 als Bezirkslehrsanitäter beim Roten Kreuz Gmunden zuständig ist. „Das Problem ist auch, dass es an freiwilligen Helfern und Mitarbeitern fehlt, damit mehr Kurse zustande kommen könnten.“
Gefahren im eigenen Garten
Laut Statistik unterscheiden sich die Orte und Situationen, die für Kinder gefährlich werden können, je nach Alter. Die meisten Ertrinkungsunfälle ereignen sich
bei Kindern im Alter von null bis fünf Jahren zu Hause im eigenen Garten, zum Beispiel im Pool oder Planschbecken. Bei den Fünf- bis Neunjährigen ist es vor allem in öffentlichen Schwimmbädern gefährlich: Ursachen sind oft geringe Schwimmkenntnisse oder plötzliche Panik. Bei Zehn- bis 14-Jährigen ereignen sich Unfälle vor allem in Seen, Flüssen oder durch Einbrechen in Eis.
Kinder ertrinken still
Sehr kleine Kinder beginnen nicht automatisch zu strampeln, wenn sie ins Wasser fallen. Typischerweise „erstarren“ sie beim Kontakt mit dem Wasser und gehen sofort unter. Auch im seichten Wasser aufzustehen kann für Kleinkinder zum Problem werden. Sie verlieren schnell die Orientierung, zudem schaffen sie es durch den Auftrieb nicht oder nur sehr schwer, die Beine unter den Körper zu ziehen und sich aufzustellen. Daher kann auch seichtes Wasser zur Gefahr werden. Generell sind Kinder, die noch nicht schwimmen können, bei ihrem Abwehrkampf gegen das Ertrinken nicht in der Lage, Mund und Nase über der Wasseroberfläche zu halten. Sie können daher nicht um Hilfe rufen.
Lebenskompetenz Schwimmen
Das Jugendrotkreuz startet bereits in der Volksschule mit verschiedenen Programmen in der Schwimmförderung, wie zum Beispiel mit den Aktionen „Unsere Klasse schwimmt“ und dem „Pinguin Cup“. Im vergangenen Schuljahr machten 506 Kinder im Bezirk Gmunden Schwimmabzeichen und 31 das Rettungsschwimmabzeichen. Bereits mit ROKO im Kindergarten bietet das Jugendrotkreuz altersgerechte Unterrichtsmaterialien. Eine App und Online-Materialien zum Thema Schwimmen und Sicherheit im Wasser ergänzen das Angebot für Schulkinder. Darüber hinaus veranstaltet das OÖ. Jugendrotkreuz seit mehr als 30 Jahren den Pinguincup, um jungen Schwimmern einen zusätzlichen Anreiz zum Schwimmenlernen zu geben.
Erste Hilfe rettet Leben
„Besonders bei Badeunfällen zählt im Notfall jede Sekunde“, weiß Harald Pretterer, Bezirksgeschäftsleiter Rotes Kreuz Gmunden. Stefan Hölzl, der selbst schon bei einigen Badeunfällen dabei war, erklärt die genauen Schritte, die auszuführen sind, sollte jemand ein lebloses Kind im Wasser treiben sehen: „Es ist vorerst wichtig, das Kind so schnell als möglich aus dem Wasser zu ziehen, ohne sich selbst dabei in Gefahr zu bringen. An Land sollte ein Notfallcheck gemacht werden: Das Kind laut ansprechen, sanft an den Schultern schütteln und bei Nicht-Reaktion sofort die Atmung überprüfen. Wenn keine Atmung vorhanden ist, sollten bei Kindern sofort fünf Beatmungen Mund zu Mund gemacht werden, da diese eine erhöhten Sauerstoffbedarf haben. Sollte sich dann keine Spontanatmung einstellen, muss mit der Herzdruckmassage begonnen werden: 30 Mal Herzdruckmassage, zwei Atemstöße. Diese Maßnahmen dürfen erst unterbrochen werden, sollte das Kind zu atmen beginnen oder wenn die Rettungskräfte übernehmen.“
Kursangebot im Bezirk
Alle Kinderschwimmkurse der Wasserrettung sind auf https://ooe.owr.at/lv-oberoesterreich/ausbildung/kurstermine-und-anmeldung/ zu finden. Informationen zu Schwimmabzeichen und zum Pinguin Cup auf https://www.jugendrotkreuz.at/oberoesterreich/kindergarten-schule-lernen/schwimmabzeichen und Termine für Erste-Hilfe-Kurse in der Nähe auf https://www.roteskreuz.at/aktuelle-kurse.
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