Bergmann Marko Amon: „Platzangst sollte man keine haben“
SALZKAMMERGUT. Mit einer feierlichen Matinée in Hallstatt beging die Region den 500. Geburtstag des Salzkammerguts. Der Salzabbau aus den Bergwerken bildet nach wie vor einen wichtigen wirtschaftlichen, touristischen und historischen Eckpfeiler. Auch der Beruf des Bergmanns, den es bereits seit 7.000 Jahren in der Region gibt, ist weiterhin präsent.
Erstmals urkundlich erwähnt wird das Salzkammergut im Jahr 1524 als das „Kammergut des Salzes“. Der Begriff „Kammergut“ bezeichnete eine Region, die direkter Besitz des Landesherrn war. Das Salzkammergut unterstand direkt dem Hofkammergut. Alle Einkünfte aus dem Salzabbau gingen somit direkt an den kaiserlichen Hof. Die Region war mehr oder weniger abgeschottet und man konnte nur schwer ein- und ausreisen. Diese Maßnahme galt unter anderem aus dem Grund der Betriebsspionage, denn das Salz war ungemein wertvoll.
Oftmals kein Tageslicht
Untrennbar mit dem Salzkammergut verbunden ist der Salzbergbau. An drei Standorten in der Region wird immer noch Salz abgebaut: in Hallstatt, Bad Ischl und Altaussee. In Hallein gibt es noch ein Schaubergwerk für touristische Zwecke. Auf die vier Bergwerke verteilt arbeiten noch circa 120 Bergmänner in den Stollen, um das weiße Gold zu Tage zu fördern. Einer davon ist der 51-jährige Hallstätter Marko Amon. Er und seine Familie sind eng mit dem Salzbergbau in Hallstatt verbunden, arbeitete doch bereits Amons Vater bei den österreichischen Salinen. Der gelernte Schlosser ist als Vorarbeiter für die Instandhaltung in der Hallstätter Grube zuständig. Amon und seine Arbeitskollegen, in der Bergmannssprache Kumpel genannt, haben eine Vier-Tage-Woche. An diesen vier Tagen sind die Männer im Durchschnitt neun Stunden untertags ohne jegliches Tageslicht. In der Jahreszeit, wo die Tage kürzer werden, sehen sie keinen einzigen Sonnenstrahl. „Das darf einem nichts ausmachen“, so Amon. „Man muss sich dessen bewusst sein, wenn man diesen Job beginnt. Aber es stellt sich eh schnell heraus, ob jemand dafür geeignet ist“.
Beruf Bergmann
Um Bergmann zu werden, ist ein Facharbeiterbrief notwendig, entweder als Zimmerer, Installateur, Mechaniker oder Metalltechniker. Im Laufe der Tätigkeit als Bergmann werden die Kumpel dann weiterführend ausgebildet, wie zum Beispiel als Hauer und als Sprengbeauftragte. An einem typischen Arbeitstag fahren die Kumpel um circa sechs Uhr früh ins Bergwerk. Danach teilen sich die Männer in Gruppen auf und begeben sich mit sogenannten Förderkörben (unterirdische Lifte) zu ihren Arbeitsstätten in den verschiedenen Bergwerkshorizonten. Ein Horizont ist eine Ebene im Berg, auf der Salz abgebaut wird. Im Hallstätter Salzberg gibt es zur Zeit sechs Horizonte, die insgesamt an die 25 Kilometer begehbare Stollen umfassen. Im Moment geht der Abbau untertags in Richtung Gosau, wo sich ein „besonders schöner Salzstock befindet“, so Amon. Der Hallstätter Salzberg und seine Pendants in Bad Ischl und Altaussee sind noch lange nicht ausgelaugt. Der Salzabbau ist noch mindestens für die nächsten 100 Jahre sichergestellt, laut Plan der österreichischen Salinen. Jährlich werden von allen Bergwerken in der Region über vier Millionen Kubikmeter Sole produziert, die dann nach Ebensee zur eigentlichen Salzgewinnung weitergeleitet werden. 1,2 Millionen Tonnen Salz entstehen so pro Jahr.
„Sicherlich gefährlich und körperliche Schwerstarbeit“
Der Beruf als Bergmann bleibt trotz der enorm hohen Sicherheitsstandards gefährlich. Durch die fortschreitende Technologie werden diese Risiken allerdings minimiert, können aber nie zur Gänze ausgeschlossen werden. Auf die Frage, welche Eigenschaften ein Bergmann mitbringen sollte, antwortet Amon im Tips-Interview: „Die körperliche Fitness ist sicherlich ganz wichtig. Die neuen Technologien erleichtern einiges, bedürfen aber gleichzeitig oft mehr Kraft beim Einsatz. Das ist körperliche Schwerstarbeit. Platzangst sollte man halt auch keine haben und wichtig ist auch, dass man ruhig und gelassen ist. Denn wenn eine schwierige Situation untertags eintritt, bringt es nichts, wenn man hysterisch wird. Nur durch Ruhe und Teamarbeit kann man Situationen effizient und zufriedenstellend lösen.“ Eben die Teamarbeit und der Zusammenhalt der Männer ist laut Amon unumgänglich.
An den drei Tagen die Woche, an denen die Männer nicht in die Stollen fahren, sind die meisten draußen in der Natur unterwegs. „Ich und viele meiner Kollegen gehen dann in die Berge, in den Wald und einfach in die Natur. Das ist der perfekte Ausgleich zu den Tagen im ständigen künstlichen Licht“, erklärt Amon.
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