75 Jahre Hirlatzhöhle: Meilenstein der Höhlenforschung
HALLSTATT. Vor 75 Jahren entdeckten drei Hallstätter Pioniere die Hirlatzhöhle. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Höhlensystemen Österreichs und beschäftigt weiterhin Forscher aus aller Welt.
Am Samstag, dem 26. November 1949, gelang den Hallstättern Karl Pilz, Georg Lackner und Franz Vockenhuber ein entscheidender Durchbruch in der Erforschung der Hirlatzhöhle. Was ursprünglich als Bergung einer im Sommer zurückgelassenen Leiter geplant war, führte zur Entdeckung des umfangreichen Höhlensystems. Nach dem Verschwinden eines wassergefüllten Syphons drangen die Forscher erstmals 300 Meter tief in den Berg ein. Die heutige Karl-Pilz-Halle markierte das Ende ihrer ersten Erkundung.
Pionierzeit mit Herausforderungen
In den frühen Jahren nach der Entdeckung war die Begeisterung für die Hirlatzhöhle groß. Bereits ein Jahr später erreichten die Forscher den fast einen Kilometer langen Abschnitt, der als „Zubringer“ bezeichnet wurde.
Ein ernster Zwischenfall ereignete sich am Samstag, dem 29. März 1952, als Karl Pilz beim Durchqueren eines vereisten Eingangsbereichs einbrach. Wasser blockierte daraufhin den Rückweg der Gruppe. Mit Unterstützung von Höhlenforschern aus Ebensee und Sierning wurden in einer Rettungsaktion 1.200 Eimer Wasser ausgeschöpft, um die Eingeschlossenen zu befreien.
Bis Ende 1953 hatten die Pioniere bereits 3,5 Kilometer der Höhle erkundet, bevor technische Hürden und das fortgeschrittene Alter der Forscher zu einer Unterbrechung der Arbeiten führten.
Bedeutende Fortschritte und internationale Beteiligung
Heute, 75 Jahre nach ihrer Entdeckung, ist die Hirlatzhöhle mit einer vermessenen Länge von 118,3 Kilometern und einer Höhendifferenz von 1.660 Metern die zweitlängste und dritttiefste Karsthöhle Österreichs. Ihre Erstreckung reicht über 5,5 Kilometer in Ost-West- und 3,6 Kilometer in Nord-Süd-Richtung.
Die Höhle verfügt über sechs Zugänge, von denen einige nur Tauchern vorbehalten sind. Der höchstgelegene Eingang befindet sich auf dem Dachsteinplateau in 2003 Metern Höhe, der tiefste Zugang liegt 65 Meter unterhalb des Seespiegels.
Auch heute bleibt die Hirlatzhöhle ein Ziel für Höhlenforscher aus aller Welt. Derzeitige Projekte versuchen, Verbindungen zur Dachstein-Mammuthöhle und zur Südwandhöhle herzustellen. Mit ihren gewaltigen Hallen, Schächten, unterirdischen Flüssen und Lehmlabyrinthen bleibt die Höhle ein faszinierendes Forschungsgebiet, das wohl noch Generationen beschäftigen wird.
Einblick in die Geschichte
Der „Verein für Höhlenkunde Hallstatt-Obertraun“ widmet sich der Pflege dieses kulturellen Erbes. Mit der Veröffentlichung des Buches „Die Hirlatzhöhle“ im Dachstein im Jahr 1998 wurde ein umfassender Einblick in die Entstehung und Bedeutung des Höhlensystems gegeben.
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