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ALTMÜNSTER. Das SOS-Kinderdorf Altmünster feiert sein 70-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung im Jahr 1955 bietet die Einrichtung Kindern und Jugendlichen ein stabiles und liebevolles Zuhause. Mehr als 1.440 junge Menschen wurden hier seitdem betreut. Das Kinderdorf gehört zu den ältesten SOS-Kinderdörfern weltweit und ist tief in der Region verwurzelt.

Eröffnungsfeier des neuen SOS-Kinderdorfs im September 2024. (Foto: Reini Lang)
  1 / 2   Eröffnungsfeier des neuen SOS-Kinderdorfs im September 2024. (Foto: Reini Lang)

Der Anstoß zur Gründung kam vom Journalisten Hans Heinz Reinprecht, der in den 1950er-Jahren den SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner kennengelernt hatte. Inspiriert vom Konzept aus Imst entstand ab 1955 das Kinderdorf in Altmünster. Bereits Ende 1956 zogen die ersten Kinder in sieben neu errichtete Familienhäuser ein. In den Folgejahren wurde das Areal stetig erweitert. Bis 1962 wuchs das Dorf auf 15 Häuser an, in denen bis zu 140 Kinder betreut wurden. Ergänzt wurde das Angebot durch einen Kindergarten, der später auch öffentlich genutzt wurde. Auch ein Jugendhaus wurde eröffnet. In den folgenden Jahrzehnten kamen Standorte in Rechberg und Linz dazu.

In den 1990er-Jahren wurden neue pädagogische Konzepte umgesetzt, um den veränderten Anforderungen in der Kinderbetreuung gerecht zu werden. 1994 entstand die erste Krisenwohngruppe Simba, die Kindern in akuten Notlagen ein erstes Zuhause bot. 1999 wurde ein neues Jugendhaus errichtet. 2002 folgte mit Tabaluga ein Angebot im Rahmen eines Familienstärkungsprogramms. Seit 2019 ergänzt das Eltern-Kind-Wohnen das Angebot. Ziel ist es, neben den Kindern auch die Eltern zu unterstützen, um eine eigenständige Lebensführung zu ermöglichen. Die Betreuung erfolgt dabei über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Neubau mit Beteiligung der Bewohner

Ab 2019 wurde der Standort umfassend evaluiert. Das klare Ergebnis: Das Kinderdorf bleibt in Altmünster. Die bestehenden Gebäude entsprachen nicht mehr den Anforderungen moderner Kinder- und Jugendhilfe. Im Juni 2022 erfolgte der Spatenstich für den Neubau, der im September 2024 abgeschlossen wurde. Entstanden sind elf neue Gebäude in Massivholzbauweise mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Umgesetzt wurden unter anderem Pelletsheizungen, Photovoltaikanlagen sowie ein autofreies Gelände. Neu hinzugekommen ist das Schülerwohnen für Kinder zwischen acht und 14 Jahren. Sie werden während der Schulwoche betreut und verbringen die Wochenenden bei ihren Eltern. Ergänzend wurde ein öffentlich zugängliches Therapie- und Freizeithaus eröffnet, das Angebote wie Ergo-, Physio- und Psychotherapie sowie tiergestützte Interventionen umfasst. Ein naturnaher Spielraum und ein Pumptrack erweitern die Nutzungsmöglichkeiten.

Das neue Kinderdorf ist für bis zu 100 Kinder, Jugendliche und deren Eltern ausgelegt. Derzeit werden in Altmünster 86 Kinder und Jugendliche von rund 80 Mitarbeitenden betreut. Landesweit unterstützt SOS-Kinderdorf Oberösterreich insgesamt 126 Kinder mit 140 Fachkräften. Der Verein betreibt zudem Einrichtungen in Rechberg und Linz. In Linz gibt es eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Die Nachfrage nach den Angeboten ist kontinuierlich gestiegen.

Prägende Erinnerungen

Sechs Ehemalige schilderten anlässlich des Jubiläums ihre Erfahrungen. Wolfgang Weiss erinnert sich an eine Kindheit mit Halt und Geborgenheit. Seine künstlerischen Interessen wurden durch eine Patentante aus Hawaii früh gefördert. Er spricht von einem glücklichen Lebensabschnitt, der ihn nachhaltig geprägt habe. Die Ehemalige Evelyn Führer kann sich noch ganz genau an ihre Ankunft im SOS-Kinderdorf Altmünster als damals Neunjährige erinnern: „Ich kann mich heute noch erinnern, wie ich in mein neues Zimmer gekommen bin, an den besonderen Duft von frischer Bettwäsche, den ich so bisher nicht kannte. Auf dem Kopfkissen war außerdem eine kleine Schokolade als Willkommensgruß für mich.“ Aleksandar Wurzinger pflegt weiterhin engen Kontakt zu seiner ehemaligen Betreuerin, mit der er wöchentlich spricht. Gerhard Pohl, heutiger Leiter des Standorts, betont die Bedeutung gemeinschaftlicher Erlebnisse: Faschingsfeiern mit dem Ebenseer Verein, Weihnachten mit Christmette und Besuchen der Ehemaligen, oder die Sommeraufenthalte im italienischen Caldonazzo. Diese prägenden Momente stärkten das Gefühl von Zugehörigkeit. Viele der ehemaligen Bewohner halten bis heute Kontakt zu ihren früheren Bezugspersonen. Auch der Austausch unter den Ehemaligen hat über die Jahre hinweg nicht an Bedeutung verloren.

Fundament für die Zukunft

In einer sich wandelnden Gesellschaft bleibt das SOS-Kinderdorf ein verlässlicher Ort, der auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen eingeht. Die Erfahrungen der letzten sieben Jahrzehnte bilden dabei das Fundament für kommende Herausforderungen in den nächsten 70 Jahren.


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