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Krise am Wolfgangsee: „Es war als würde man einen Schalter umlegen“

Thomas Leitner, 04.08.2020 11:57

ST. WOLFGANG. Die Salzkammergut-Gemeinde St. Wolfgang hat seit Bekanntwerden der Corona-Infektionen mit einem Image- und massiven wirtschaftlichen Schaden zu kämpfen - denn die Gäste sind sozusagen über Nacht davongelaufen.

Franz Eisl, Hubert Hinterberger sen. Christine Haberlander, Hans Wieser (v. li.) Foto: Tom Leitner
Franz Eisl, Hubert Hinterberger sen. Christine Haberlander, Hans Wieser (v. li.) Foto: Tom Leitner

Bei einem Lokalaugenschein verschaffte sich Landeshauptmann-Stv. Christine Haberlander (VP) einen Eindruck der aktuellen Situation in der beliebten Tourismusgemeinde am Wolfgangsee. „Das Virus wird nicht so schnell verschwinden, sondern uns noch lange begleiten. Wichtig ist jetzt die gute Zusammenarbeit und der Informations-Austausch zwischen den Verantwortlichen. Denn es gibt keine fixe Vorgehensweise, sondern es muss alles individuell auf die Situation abgestimmt werden“, sagt Haberlander.

Sicherster Ort in den Alpen

Für den St. Wolfganger Ortschef Franz Eisl sind derzeit die Gesundheit, die Stabilität und der Ausblick in die Zukunft wichtige Eckpfeiler. „Wir haben zum Glück keine schweren Fälle. Die Genesungen verlaufen sehr gut. Allerdings stehen unsere Betriebe vor einer Herausforderung. Wir rechnen im August mit einem Einbruch der Nächtigungen um mehr als 50 Prozent. Das ergibt etwa einen Schaden in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Hinzu kommt der schwere Image-Schaden den unser Ort zu tragen hat - obwohl wir mittlerweile der sicherste Ort in den Alpen sind - denn soviele Testungen bei so wenigen Einwohnern gibt es nirgends“, ist Eisl überzeugt und will so rasch wie möglich wieder Vertrauen schaffen. „Mit den vielen Testungen und der guten Kommunikation und Zusammenarbeit ist es uns gelungen wieder eine Stabilität herzustellen und daran halten wir auch weiterhin fes“, sagt der Ortschef.

Gäste quasi über Nacht davongelaufen

Am stärksten hat es die örtliche Hotellerie getroffen. Rössl-Wirtin Gudrun Peter will aber trotz Gästemangel keinesfalls aufgeben und gibt sich optimistisch. „Normalerweise wären wir jetzt ausgebucht, davon sind wir aber weit entfernt. Unter den jetzigen Umständen ist Abstandhalten im Weissen Rössl kein Problem“ schmunzelt die Promiwirtin. „Aber St. Wolfgang hat schon viele Krisen überwunden, wir schaffen auch das.“ Scharf kritisiert die Rössl Wirtin nur, dass den jungen Leuten die Schuld zugeschoben wird. „Wir dürfen keinesfalls den Praktikanten die Schuld geben, die können nichts dafür. „Verbote von ArbeitgebernAn Gästen mangelt es derzeit auch im idyllisch gelegenen Vitalhotel am Wolfgangsee. „Wir bekommen laufend Stornierungen von langjährigen Stammgästen, weil ihnen die Arbeitgeber einen Aufenthalt in St. Wolfgang regelrecht verbieten“, klagt Hotelier Hubert Hinterberger senior. „Ich verstehe ja auch, das ein Gast absagt, weil er nicht den Urlaub hat, den er gewohnt ist - aber das ein Urlaub bei uns im Ort vom Arbeitgeber verboten wird - ist mir völlig unklar.“

Positiver Blick in die Zukunft

Eines ist jedenfalls klar: „St. Wolfgang ist seit 500 Jahren ein verlässlicher Gastgeber und das wollen und werden wir auch in Zukunft sein. Der Broterwerb unserer Familien wird - direkt oder indirekt - dadurch gesichert. Wir wollen und werden auch in Zukunft Menschen bei uns in St. Wolfgang glücklich machen“, sagt der Ortschef Eisl.


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