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„Ich bin stolz darauf, Bäuerin zu sein, mein Beruf bedeutet mir viel“

Daniela Toth, 11.11.2020 07:29

SCHARNSTEIN. Frauen spielen in Oberösterreichs Landwirtschaften eine bedeutende Rolle. Dabei zeigt sich eine beeindruckende Vielfalt. Eine sehr vielseitig engagierte Bäuerin ist Maria Wallner. Gemeinsam mit ihrem Mann Fritz bewirtschaftet sie seit sechs Jahren den Hof „Untere Wolmleithen“ im Vollerwerb.

Maria Wallner    Foto: Christine Haslinger
  1 / 2   Maria Wallner Foto: Christine Haslinger

Tips: Wie war es, als Sie den Hof übernommen haben?

Maria Wallner: Für uns war von Anfang an völlig klar, dass wir diesen Betrieb mit Leidenschaft führen möchten, der Übergang vom Angestellten-Leben in die Landwirtschaft viel uns deshalb nicht besonders schwer. Den Stall haben wir bereits vor der Betriebsübernahme erneuert, seit dem haben wir eigentlich immer wieder Baustellen (Abkalbestall, Maschinenhalle, Käserei,…). Die Hofübernahme war für uns ein Riesen-Schritt Richtung Selbstverwirklichung und Selbstständigkeit, und wir haben das bis heute nicht bereut.

Tips: Sie haben vor einigen Jahren begonnen, A2-Milch selbst zu vermarkten: Milch, die auf natürliche Weise ausschließlich A2 Betakasein enthält und von manchen Menschen besser vertragen wird. Welche Standbeine hat Ihr Betrieb noch?

Wallner: Unser Hof hat das große „Maria Theresianische Brennrecht“. Die Obstverarbeitung, das Brennen – das haben schon meine Schwiegereltern stark forciert, die das bei uns auch heute noch weitgehend alleine machen. Wir verkaufen unsere Liköre und Brände großteils ab Hof. Dann gibt es bei uns auch Milchvieh. Das ist die Leidenschaft von meinem Mann und mir. Das taugt uns voll, soll aber mit den derzeit 35 Tieren im Rahmen bleiben. Neu haben wir jetzt eine Schaukäserei mit Reiferaum gebaut, die schon fast fertig ist. Dazu soll schon bald ein Hofladen kommen – das ist derzeit noch eine Baustelle. Daneben vermarkten wir noch gemeinsam mit Familie Reingruber unsere A2-Milch im Tetrapack. Was übrig bleibt, verarbeiten wir zu Käse, Joghurt und Topfen, die wir in der Region verkaufen – ich liefere an ein paar Geschäfte – und auch ab Hof. Im Moment bin ich gerade dabei, ein Handelsgewerbe anzumelden, damit wir in unserem Hofladen künftig auch Produkte von anderen Landwirten vermarkten können. Mein Traum für die Zukunft sind Workshops, bei denen die Leute lernen, selbst Milchprodukte herzustellen. Hinter dem Hofladen gäbe es noch Platz.

Tips: Wie geht sich das alles aus?

Wallner: Wir haben seit kurzem eine super Mitarbeiterin, eine Käsemeisterin. Sie ist uns eine große Hilfe, da haben wir großes Glück. Wir bekommen viel Unterstützung von guten Freunden und der Familie- vor allem meine Schwiegereltern arbeiten fleißig mit am Hof und sind auch viel für unsere Kinder da, wenn uns die Zeit fehlt. In Zukunft werden wir auch noch weitere Mitarbeiter bei uns einstellen.

Tips: Warum sind Sie Bäuerin geworden, was bedeutet Ihr Beruf für Sie?

Wallner: Bäuerin zu sein ist einfach das Richtige für mich, ich kann mir meinen Tag selbstständig und flexibel einteilen, kreativ sein, Produkte entwickeln, im Team oder alleine arbeiten und vor allem arbeite ich daheim und bin so automatisch viel mit meinen Kindern und mit meinem Mann zusammen. Diese Möglichkeit hat nicht jeder, da bin ich sehr dankbar dafür. Mein Mann und ich möchten in unserem Leben noch viel schaffen, den Betrieb vielfältig aufstellen und unabhängig sein… Ich bin stolz darauf Bäuerin zu sein, es bedeutet mir sehr viel.

Tips: Sie sind als Kind auf einem Bauernhof aufgewachsen, heute selbst als Bäuerin tätig: Wie hat sich die Arbeit in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren verändert?

Wallner: Ich merke, dass es nicht mehr reicht, nur den Betrieb zu führen. Man braucht unternehmerisches Denken, muss mit Bürokratie umgehen können, gleichzeitig bringt mehr Technisierung auch Erleichterung. Was auch anders ist: Man hat im Vergleich zu früheren Generationen mehr Möglichkeiten, gute Ideen umzusetzen. Wichtig ist auch, mehrere Standbeine zu haben, weil die Zeiten schneller geworden sind. Man muss reagieren, flexibel sein. Was ich sehr interessant finde, sind Kooperationen mit anderen Betrieben: Es ist schön, wenn Bauern offen sind und miteinander etwas entwickeln, sich austauschen. Man kann nicht alles alleine machen. Ich denke, das ist auch ein Zukunftsweg – wie in der Wirtschaft allgemein.

Tips: Was soll sich für Sie noch verändern?

Wallner: Mein Wunsch für die Zukunft wäre für mich und meine Familie – sowie sicher auch für viele andere landwirtschafliche Betriebe – ein bisschen mehr Freizeit und Erholung für uns selbst möglich zu machen.


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