Salzkammergut ist Vorbild für nachhaltigen Umgang mit Biomasse
BAD ISCHL. Europaabgeordneter Hannes Heide besuchte die Biomasseheizwerke in Strobl und Bad Goisern sowie die Hackschnitzelheizung im Wirtschaftshof Bad Ischl um sich ein Bild vom Betrieb zu machen und die Frage, wie nachhaltig die Nutzung von Brennholz in der Region ist, zu beantworten.
Für viel Aufregung und auch für Fehlinformation sorgte die Abstimmung im Europaparlament zur Verhandlungsposition der Richtlinie zu Erneuerbaren Energien. Vor allem die Beurteilung der Nachhaltigkeit von Biomasse führte auch im Salzkammergut zu regen Diskussionen.
„Die besuchten Biomasseanlagen werden ausschließlich mit Brenngut aus nachhaltiger Nutzung aus der Region versorgt. Ihr Betrieb ist daher vorbildlich für den Umgang mit Biomasse in Europa“, stellte Hannes Heide bei seinem Besuch der Biomasseheizwerke im Salzkammergut fest. „Leider ist das in Europa vielfach anders. Es wird in der Europäischen Union mehr Holz geschlägert und verarbeitet, als nachwächst. Das Ziel ist daher, unkontrollierte und profitmaximierte Holzschlägerungen einzudämmen und Qualitätsholz, das anderweitig genutzt werden sollte, nicht zu verbrennen. Klar ist auch, dass selbst in Österreich nicht unbegrenzt Holz zum Heizen oder für die Stromerzeugung zur Verfügung steht“, so Heide.
“Ängste, dass die Holzschlägerung und das Heizen mit Holz generell verboten werden könnten, sind allerdings unbegründet. Auch bereits geplante Anlagen oder Erweiterungen von Biomasseanlagen werden nach wie vor gefördert. Ob es überhaupt zu einem Stopp für Förderungen kommt, hängt vom Ergebnis der Verhandlungen zur Richtlinie, an denen Österreich teilnimmt, ab“, ergänzt der Abgeordnete im Europäischen Parlament.
360 Gebäude werden mit Wärme versorgt
Die Holzwärme Bad Goisern, die eine Genossenschaft betreibt, nutzt die Abwärme des Elektrodenwerks des Unternehmens Showa Denko Carbon Austria GmbH, die im Sommer zur Gänze für die Wärmeerzeugung ausreicht. Das macht diese Anlage zu einer Besonderheit. Insgesamt werden 360 Gebäude mit Wärme versorgt. „Im Jahr benötigt die Anlage circa 20.000 Schüttraummeter Hackgut“, erklärt Johannes Unterberger, der der Holzwärme Bad Goisern als Obmann vorsteht.
Sowohl in Bad Goisern als auch in Strobl sind Ausbauprojekte geplant. „Die Holzwärme Strobl verbraucht im Jahr circa 11.000 Schüttraummeter Hackgut, das zur Gänze von den umliegenden Land- und Forstwirten stammt“, erklärt Andreas Maierhofer, der die Genossenschaftsanlage betreut. 72 Gebäude werden derzeit mit der Wärme der Anlage beheizt, darunter befinden sich das Kurhotel, das Altenheim, Schulen sowie Wohnhäuser und Beherbergungsbetriebe.
Wärme und Warmwasser
Die Hackschnitzelheizung im Wirtschaftshof der Gemeinde Bad Ischl erzeugt Wärme und Warmwasser. Der beim Bau des Gebäudes hergestellte Gasanschluss musste nie in Betrieb gehen, die Heizanlager benötigt keine zusätzliche Kombination mit Gas oder Öl. Der in der Stadt anfallende Grünschnitt soll in Zukunft verheizt werden, nachdem sich aktuell eine Möglichkeit zur Trocknung ergibt. Daneben ist im Kindergarten Ahorn eine Pelletsheizung im Einsatz. Zudem sind bereits auf Dächern von Gemeindegebäuden wie den Kindergärten in Ahorn und Pfandl sowie der Volksschule in Reiterndorf Photovoltaikanlagen installiert. Die Kläranlage des Reinhalteverbandes Wolfgangsee-Ischl arbeitet energieautonom. Weitere Anlagen, die auf erneuerbare Energie setzen, sind bereits in Planung.
Mischung hat Zukunft
Die Besichtigung zeigt die erfolgreiche Wärmegewinnung durch Biomasse aus der Region. Dennoch sind sich alle einig, dass nur eine Mischung aus verschiedenen Heizarten eine Zukunft hat. „Alle Gebäude im Salzkammergut an ein Biomasseheizwerk anzuschließen ist weder möglich noch sinnvoll und nachhaltig, so der Tenor der Betreiber, „Dennoch muss gerade im Salzkammergut mit seiner nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein weiterer Ausbau unserer Heizwerke durch Netzverdichtung, also durch Anschluss zusätzlicher Abnehmer an die bestehenden Leitungsnetze weiterhin möglich und auch förderbar sein, um fossile Brennstoffe ersetzen zu können.“
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