Wirbel um riesige Schottergrube bei Kamp: Besorgte Anrainer machen mobil
KAMP. Große Aufregung herrscht in der Grafenegger Katastralgemeinde Kamp. Denn die Firma Rohrdorfer möchte nur wenige Meter von der Siedlungsgrenze entfernt zwei 31 und zehn Hektar große Schottergrube zur Kiesgewinnung errichten. Die Anrainer befürchten dadurch unter anderem Lärm, Staub und eine Entwertung ihrer Grundstücke. Die Firma sieht diese Sorgen als unbegründet, da sie alle gesetzlichen Grenzwerte und Vorgaben strengstens einhalten werde.
„Nein zur Schottergrube“ heißt es in großen Lettern auf einem Transparent am Zaun von Familie Tucheslau. Denn rund 220 Meter von ihrem Grundstück entfernt will die Firma Rohrdorfer einen riesigen Schotterteich errichten. Dieser soll auf einem Acker zwischen der Katastralgemeinde Kamp und der Schnellstraße S5 entstehen und 31 Hektar umfassen. Zum Vergleich: der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene Schlosspark Grafenegg misst 32 Hektar. Etwas weiter entfernt von der Ortsgrenze in Richtung Grafenwörth soll ein weiterer Teich mit einer Größe von zehn Hektar entstehen.
Bürger formieren sich
Bei einer Informationsveranstaltung am 16. Jänner im Gemeindeamt stellten Vertreter der Firma Rohrdorfer sowie Grundstückseigentümer Tassilo Metternich-Sandor den Bürgern das Projekt vor. Seither versuchen die Anrainer das Projekt auf dem Rechtswege zu verhindern. Sie wollen eine Bürgerinitiative gründen, um so Parteienstellung im Genehmigungsverfahren zu bekommen.
Fülle an Gegenargumenten
Die betroffenen Anrainer rund um Familie Tucheslau und Gruppensprecher Stefan Meerskraut haben eine Fülle an Argumenten zusammengetragen, die für sie gegen eine Realisierung des Projekts sprechen. So befürchten sie eine Dauerlärmbelästigung vor allem in der Abendzeit durch Arbeitszeiten in der Schottergrube von sechs bis 22 Uhr. Vor allem in der Anfangsphase rechnen die Bürger mit einer enormen Staubbelastung. Weiters fürchten sie eine Absenkung des Grundwasserspiegels und dadurch versiegende Hausbrunnen.
Sorge um Umweltschutz
Die Anrainer geben außerdem Umweltschutzaspekte zu bedenken. Durch das Projekt falle eine „enorm große Agrarfläche“ weg und der Wildwechsel werde behindert. „Unabsehbare Auswirkungen“ ortet die Gruppe im Falle eines Hochwassers.
Firma weist Bedenken zurück
Bereits seit Jahrzehnten betreibt die Firma Rohrdorfer mit Sitz in Langenzersdorf ein Kieswerk im benachbarten Grafenwörth (Bezirk Tulln). Mittels Förderbändern soll der in Kamp abgebaute Kies in eben dieses Werk transportiert werden. „Wir planen keine neue Aufbereitungsanlage in Grafenegg zu installieren“, teilt die Firma auf Anfrage mit. „Die Lärmemissionen werden für die Anrainer nicht spürbar sein, da fast keine mobilen, dieselbetriebenen Geräte und LKWs zum Einsatz kommen. Das Gewinnungsgerät selbst läuft sehr leise“, versucht das Unternehmen die Sorgen der Bürger zu entkräften. Da man überwiegend mit Nassbaggerung arbeite, seien auch die Staubemissionen äußert gering.
Erdwall als Sichtschutz
Rund um das Areal soll ein fünf Meter hoher bepflanzter Erdwall errichtet werden, der als Sichtschutz dienen und eine Abgrenzung vom Wohngebiet bieten soll. Die Anrainer sehen ihn jedoch als „Sichtbehinderung“ und „Zerstörung des Landschaftsbildes“.
Aufwändige Begutachtung
Das Genehmigungsverfahren wird vom Amt der NÖ Landesregierung als Umweltverträglichkeitsprüfung geführt. Laut Firma Rohrdorfer werden 15 Sachverständige aus verschiedenen Bereichen hinzugezogen. Denn alle gesetzlichen Grenzwerte und Vorgaben müssten strengstens eingehalten werden. „Wir können versichern, dass die Befürchtungen der Anrainer unbegründet sind, da unser Projekt in punkto Umweltverträglichkeit als sehr gut beurteilt werden kann“, heißt es von Seiten Rohrdorfer.
Jahrelanges Verfahren
Die Firma rechnet für das Genehmigungsverfahren mit einer Dauer von drei bis fünf Jahren. Danach soll mit dem Abbau begonnen werden. Dieser ist nach Informationen der Anrainer auf 25 Jahre angesetzt. Mit dem gewonnenen Kies soll die regionale Bauwirtschaft versorgt werden. Nach Ende der Abbautätigkeit bleiben zwei Teiche zurück. Diese könnten laut Rohrdorfer zum Angeln genutzt werden.
Bürgermeister bleibt neutral
Bürgermeister Anton Pfeifer (ÖVP) kann die Bedenken der Anrainer nachvollziehen. Aufgrund seines Amtseid sei er jedoch „verpflichtet neutral zu agieren“. Es gehe hier um ein Privatgrundstück und die Firma Rohrdorfer habe das Recht, mit diesem Areal alles zu tun, was sich im gesetzlichen Rahmen bewegt. Die Gemeinde Grafenegg selbst habe im Genehmigungsverfahren Parteienstellung und werde darauf achten, dass durch das Projekt Niemandem ein Nachteil entsteht.
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