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Geplante Gesetzesnovelle bedroht Tourismusverbände

Sabrina Lang, 16.11.2016 16:22

BEZIRKE. Die Tourismuslandschaft in Oberösterreich soll laut Landesrat Michael Strugl (ÖVP) mit einer Gesetzesnovelle neu ausgerichtet werden. Tourismusverbände, die keine „marktfähige Mindestgröße“ erreichen, sollen aufgelöst oder fusioniert werden.

Geteilte Meinungen zu den geplanten Fusionen bei den Tourismusverbänden. Foto: Wodicka
Geteilte Meinungen zu den geplanten Fusionen bei den Tourismusverbänden. Foto: Wodicka

Die von Landesrat Michael Strugl angestrebte Neuausrichtung des Tourismus soll eine Steigerung der Effizienz und Schlagkraft der touristischen Organisationen erreichen. „Klar ist, dass wir derzeit zu viele eingemeindige Tourismusverbände haben“, erklärt Strugl. Ziel müsse es daher sein, marktfähige Mindestgrößen bei den Verbandsstrukturen zu erreichen. Größere Tourismusverbände würden zusätzliche Ressourcen zur Erschließung noch vorhandener Potenziale im Tourismus bedeuten. Derzeit gibt es 104 Tourismusverbände in Oberösterreich, die auf 15 bis 20 reduziert werden sollen. Dazu soll im neuen Tourismusgesetz festgelegt werden, dass ein Tourismusverband künftig 200.000 Nächtigungen und 600.000 Euro Umsatz erreichen muss. In den Bezirken Eferding und Grieskirchen reagieren die Verbände unterschiedlich auf die geplante Gesetzesnovelle. Karin Pernica von der Urlaubsregion Vitalwelt Bad Schallerbach begrüßt die Änderungen. Laut Pernica hätten die Gründungsväter des aus dem Zusammenschluss von sechs Gemeinden gebildetem Tourismusverband Vitalwelt bereits 1999 Weitblick bewiesen. Von den Mitgliedsgemeinden würde nur Bad Schallerbach die Schwellengrenze erfüllen. „Gemeinsam ist man stark, zieht an einem Strang und profitiert von Bad Schallerbach als touristisches Zugpferd. Mit über 500.000 Nächtigungen zählt die Vitalwelt zu den großen Playern in Oberösterreich, davon entfallen 440.000 Nächtigungen allein auf Bad Schallerbach“, so Pernica. Der Tourismusverband der Urlaubsregion Vitalwelt sei für Gespräche mit fusionswilligen Nachbarverbänden „völlig offen und bereit“. „Ich wünsche mir allerdings, dass die Gespräche zeitnah, konstruktiv und zügig erfolgen. Umso schneller kann man sich auf die neue, gemeinsame Aufgabe mit voller Kraft konzentrieren“. Skeptischer sieht man die Änderung in der Bezirksstadt Eferding. „Wir geben zu bedenken, dass es bei einer Novelle nicht darum gehen kann, bewährte, bestehende Strukturen mutwillig zu zerstören“, so Christa Klinger, Vorsitzende des Tourismusverbandes Eferding. Die Städte würden für ihr Umland eine wesentliche Funktion der touristischen Nahversorgung übernehmen. „Wir organisieren und bewerben örtliche Veranstaltungen. Wir fördern kulturelle Institutionen und Vereine und mit der Unterstützung des lokalen Handels erhalten wir eine lebendige Einkaufsstadt. All dies trägt für unsere Tages- wie auch Nächtigungsgäste zum Erholungswert bei und sorgt für ein reges Leben in unserer Stadt. Damit stärken wir die Wirtschaft. Der vorliegende Entwurf der Novelle wird hier zu einschneidenden und wesentlichen Änderungen führen“.

Franz Weissenböck, Tourimusverband St. Agatha:

„Für den Tourismusverband St. Agatha ist diese Entwicklung sehr überraschend gekommen. Der Tourismusverband St. Agatha hat schon über Jahrzehnte mit großen Werbegemeinschaften erfolgreich zusammen gearbeitet. Aber auch in anderen Bereichen haben wir mit angrenzenden Tourismusverbändenstets gemeinsame Projekte abgewickelt. Es wird grundsätzlich angemerkt, dass größere Organisationen es nicht gerade erleichtern den regionalen Ansprüchen gerecht zu werden“

Verena Steininger, Tourismus Aschach:

„Einerseits finde ich es gut, dass die Tourismusverbände zusammengelegt werden da man mit mehr Budget mehr erreichen kann. Das betrifft die Werbung, den Webauftritt diverse Veranstaltungen und vieles mehr und ich hoffe, daß durch die Zusammenlegung auch mehr fachlich kompetente Leute hinter dem neuen Tourismusverband stehen die sich dann auch (eventuell in einer Vollzeitbeschäftigung) um viele Dinge kümmern, die bei so manch kleinen Tourismusverbanden untergehen da niemand da ist, der die Zeit dafür hat weil alle ehrenamtlich arbeiten. Andererseits stellt sich die Frage aus welchen Mitteln diese Kräfte dann bezahlt werden und wie viel Geld dann noch pro Gemeinde bzw. bisherigen Tourismusverband übrig bleibt mit dem der Ort selber arbeiten kann? Muss dann jeder Ort um sein Geld bzw. seine Veranstaltungen, Ortsprospekte,… alle bisherigen – laufenden Dinge kämpfen oder anfragen ob das gemacht werden darf und ob man Geld dafür bekommt? Da uns bisher nur gesagt wurde das unser ganzes Plus oder eventuell Minus  in den großen Tourismusverband übernommen wird, uns allerdings keiner sagen konnte wie es mit dem aussieht womit wir weiter haushalten können, steht noch ein großes Fragezeichen im Raum.“


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