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150 Jahre Bezirkshauptmannschaften - von Hoheit zum Dienstleister

Sabrina Lang, 18.04.2018 12:27

GRIESKIRCHEN/EFERDING. Seit 150 Jahren zählen die Bezirkshauptmannschaften (BH) in Österreich zu den Visitenkarten des Landes, sie gestalten und verwalten das Land. 2018 wird daher groß gefeiert. Auch in Grieskirchen, wo die Bezirkshauptmannschaft seit 1911 besteht. 1907 wurde die Bezirkshauptmannschaft Eferding gegründet. Tips entführt anlässlich des Jubiläums zu einer kleinen Reise in die Vergangenheit der Behörde.

  1 / 11   Franz Humer und sein heutiger Nachfolger Michael Achleitner in der Bürgerservicestelle, zu einer Zeit als die Passausstellung aufgrund einer bevorstehenden Gebührenerhöhung Hochsaison hatte.

1868 gilt als Gründungsjahr der Bezirkshauptmannschaften als allgemeine Behörde der staatlichen Verwaltung. 1907 wurde die Bezirkshauptmannschaft Eferding, 1911 die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen gegründet. Seit dieser Zeit hätte sich viel verändert. „Der Wandel vollzog sich von einer hoheitlichen Einrichtung bis hin zum Dienstleister“, erklärt Bezirkshauptmann Christoph Schweitzer, der mit Eferding und Grieskirchen nach der Zusammenlegung mit zwei Bezirkshauptmannschaften ein österreichweit einzigartiges System zu bedienen hat.

Klagen aus der Bevölkerung führten zur Gründung

Ausschlaggebend für die Gründung der Bezirkhauptmannschaft Grieskirchen waren, nicht verstummen wollende, Klagen der Bevölkerung. Zu weite Anmarschwege zum Bezirksort Wels oder Schärding mussten in Kauf genommen werden, zudem seien die beiden Stellen mit zu viel Arbeit überlastet gewesen. Die Bemühungen, für den Gerichtsbezirk Grieskirchen eine eigene Bezirkshauptmannschaft zu erhalten, reichen bis 1899 zurück. Die Städte Grieskirchen und Eferding standen hier in Konkurrenz, wobei es nicht uninteressant ist, nachträglich festzuhalten, dass Eferding bereits 1864 als Bezirkshauptmannschaft mit 24 Steuergemeinden ausersehen war, aber letztlich nicht gebildet wurde.

Nach Kriegsende in Baracken

Im Jahr 1938 wurden die bisherigen Bezirkshauptmannschaften in Landkreisämter umgewandelt, 1939 die BH Eferding aufgelöst und Grieskirchen zugeordnet. Nach Kriegsende fasste der Landtag den Entschluss, die BH Eferding wieder zu errichten. 1948 nahm diese ihre Amtstätigkeit auf. Grieskirchen mit seinen 32 Steuer­gemeinden blieb neben Waizenkirchen, Wels und Lambach einer der fünf Gerichtsbezirke der BH Wels. Die Unterbringung der BH Grieskirchen war nach ihrer Gründung im ersten Stock des heutigen Rathauses untergebracht. Nach Kriegsende wurde die Behörde in Baracken weitergeführt und war anfänglich auf verschiedene Gebäude in der Stadt aufgeteilt. Der Hauptteil befand sich beispielsweise im Rathaus, das Gesundheitsamt im Gasthof Zweimüller.

Erinnerungen

Seit der Nachkriegszeit erinnert sich auch Franz Humer noch gut an die Arbeit auf der BH. Als 17-Jähriger hatte er in der Poststelle begonnen, anschließend arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1993 in der Passstelle, dem heutigen Bürgerservice. „Zur Zeit der Alliierten brauchte jeder Österreicher einen viersprachigen Pass in russisch, deutsch, französisch und englisch“, erzählt Humer. Einfach ins Mühlviertel zu reisen war in dieser Zeit auch nicht einfach, dies musste bei der BH und in weiterer Folge bei der Alliierten-Behörde in Linz genehmigt werden, erinnert sich Humer.Heute, im Jahr 2018, präsentiert sich die Bezirkshauptmannschaft als Dienstleister und Mitgestalter der Region. Dies zeigte die Behörde nicht zuletzt beim Tag der offenen Tür anlässlich 150 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich.

 

Die Bezirkshauptleute des Bezirks Grieskirchen in zeitlicher Reihenfolge und Amtszeit:

Eduard Graf Walderdorff 10/1911 bis 1916

Roderich Götz 10/1916 - 7/1931

Walter Ungar 8/1931 - 12/1936

Oswald Spiegelfeld 4/1937 - 3/1938

Viktor Gerbert 9/1938 - 12/1938

Georg Reiter 5/1940 - 5/1945

Josef Hofer 6/1945 - 12/1956

Rudolf Schmidhuber 1/1957 - 12/1965

Johann Hindinger 1/1966 -1978

Johann Baumgartner 1/1979 - 6/1987

Reinhard Merl 6/1987 - 10/2005

Paul Gruber 12/2005 - 10/2008

Christoph Schweitzerseit 1. November 2008

Zum Schmunzeln:

*Wurde man in früheren Zeiten als Mitarbeiter der BH ins Büro des Bezirkshauptmannes gerufen, war es üblich bzw. die Pflicht, ein Sakko zu tragen, um entsprechend gekleidet zu sein. Junge Kollegen der BH hatten da eine besondere Idee: Sie kauften sich ein gemeinsames Sakko. Da natürlich nicht jeder der Mitarbeiter dieselbe Kleidergröße hatte, konnte dies schon manchmal ein Bild zum Schmunzeln abgeben.

*Bei der Ausstellung eines Reisepasses auf der BH war es früher möglich, Eheleute in einen gemeinsamen Pass einzutragen. Dabei mussten von den Mitarbeitern in der Reisepass-Stelle besondere Merkmale der Personen im Pass vermerkt werden. Ein Mitarbeiter erinnert sich dabei an eine ganz besondere Geschichte zurück: Nach der Frage nach persönlichen Merkmalen antwortete der Mann: „Ich habe keine besonderen Merkmale, aber bei meiner Frau können“s schreiben: lästig.“


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