STEEGEN. Leserbrief von Maria Limberger aus Steegen.
Gut, nun haben wir unseren städtischen Kreisverkehr Passauerstraße in Peuerbach. Die meisten werden sagen: Endlich! Alles bestens. Viel Platz, kein Stau, keiner muss sich mehr fragen, wer darf jetzt fahren und wer nicht. Das Wort „schön“ hört man dabei nicht.
Auch nicht bei der bestehenden sanierten Leichenhalle, die nichts Freundliches, nichts Wärmendes ausstrahlt. Ein Ort der Stille, der Kontemplation sollte es sein, aber auch ein Raum, der einem nicht trostlos zurücklässt. Ich denke, Bilder könnten helfen den Raum lebendig zu gestalten oder eine alte Allee, eine Vase mit einem üppigen Blumenstrauß, die Weite einer intakten Landschaft, ein schönes Stilleben, einige Stühle oder ein Tischchen.
Spaziert man heute mit offenen Augen durch Peuerbach, bleibt man nachdenklich zurück. Der Kometor verlassen und ungenutzt, so viele leere Schaufenster, so manches Haus heruntergekommen, kein florierendes Café, der geplante Jugendplatz immer noch in der Schwebe. So wirklich „schön“ ist Peuerbach nicht und den meisten fällt das gar nicht mehr auf.
Kann uns wirklich nur mehr der tägliche Gang durch den Supermarkt beglücken? Oder das neue Auto, das alles kann und alles weiß, das neue Haus, das einem frösteln lässt, weil Gegenstände keine Geschichte zu erzählen haben, der gepflegte Garten auf dem der kleine Roboter einem zwar unangenehme Arbeit abnimmt, dafür schonungslos zermörsert was unter ihm kreucht und fleucht. Digitale Technik hat den Platz eingenommen, alles kann per Smartphone und Fernbedienung gelenkt werden.
Vielleicht wissen wir gar nicht mehr was schön ist? Ästhetisch auch. Den Blick ruhen, die Seele baumeln zu lassen, die Poesie einer Hintergasse, eines verzauberten Gartens, die Schönheit der Sprache, die Anmut der Zerbrechlichkeit, des Zerfalls, der das Unabdingbare der Vergänglichkeit in sich trägt und damit ebenfalls zum „Schönen“ gehört. Natürlich, Geschehenes kann oft schwer rückgängig gemacht werden, aber den Blick darauf zu lenken, wie wir in Zukunft leben wollen, und was wir dafür zu leisten imstande sind, das kann man sehr wohl.
Lassen Sie mich Friedrich Schiller zitieren, der 1794 in einem Brief an W. Goethe unter anderem folgenden Satz schrieb: „Eine Erziehung zur Schönheit und Ästhetik kann eine Freiheit schaffen die stärker ist als jede Revolution“. Für Schiller war Schönheit ein Bollwerk gegen Brutalität, Habgier und Unmoral, nur sie hätte die Fähigkeit, sinnliche und unsere rationale Seite zu vereinen.
Es lohnt sich darüber nachzudenken.
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