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Wetterhans Gessl: „Wir werden beim Wetter wieder mit allem rechnen müssen“

Gertrude Paltinger, BSc, 23.01.2024 19:00

GRIESKIRCHEN/BAD SCHALLERBACH. Er nennt sich selbst einen Freigeist, war jahrelang Brauchtumsjournalist und ist seit vielen Jahren ein ganzheitlicher Wetterbeobachter. Hans Gessl aus Grieskirchen wundert sich, wie wenig die Leute über das Wetter wissen. Mit seinen monatlichen Wetterspaziergängen will er Wissen vermitteln und zum Thema Klima sensibilisieren.

Hans Gessl kann viel über Wetter und seine Boten in der Pflanzen- und Tierwelt berichten. "Das Wetter ist ein Spiegelbild der Erde", erklärt er. (Foto: privat)

An kreativen Ideen mangelt es dem 72-jährigen Hans Gessl aus Grieskirchen nicht. Das hat er schon zu Beginn seines Berufslebens bewiesen, als er für die Kurverwaltung in Gallspach den Seniorenferienclub gründete und „Weihnachten für Einsame“ ins Leben rief. Projekte, die deutsche Gäste in Scharen nach Gallspach lockten und ihn in die ORF-Sendung Seniorenclub brachten. So kam sein Einstieg in den Journalismus. In den darauffolgenden Jahren sollten hunderte von ihm gestaltete Sendungen fürs Radio und fürs Fernsehen zu den Themen Brauchtum, Landwirtschaft und Volkskultur folgen. „3D-Journalismus“ hat er gemacht, als er seine Beiträge auch für die OÖNachrichten aufbereitet hat.

Viele Jahre Brauchtums- und Wetterjournalist

In den 1990-Jahren hat er begonnen, sich immer mehr auch mit dem Wetter zu beschäftigen. Im ORF-Landesstudio entstand die Idee, „das Wetter zu personalisieren“ und Gessl fing an, Fernsehbeiträge auch zu diesem Thema zu gestalten.

An seinen ersten Beitrag erinnert er sich noch gut. Es war im Juli 1997 und die Trattnach hatte Hochwasser. Gessl hat sich mit Stiefeln in die Trattnach gestellt und moderiert. Die alte „Thalerin“, die Bäuerin Maria Huber aus Moosham, die nie einen Wetterbericht gebraucht hat, war seine Gesprächspartnerin und hat ihre Prognose abgegeben.

„Ich habe mich damals gefragt, wie die Leute von vor 100 oder 150 Jahren das Wetter vorhergesagt haben – nämlich durch Beobachten der Natur und der Tiere“, erzählt Hans Gessl. Er hat sich eingelesen, viel mit alten Leuten über Bauernregeln gesprochen und so wurde der Gessl Hans zum „Wetterhans“ und zum langjährigen Wetter-Kolumnist.

Seit Jahren gibt er sein Wissen in Wetterstammtischen in Tollet oder Scharten und bei Wetterspaziergängen in Bad Schallerbach weiter. Denn: „Die Leute wissen einfach zu wenig über das Wetter und das Klima und deren Zusammenhang.“

„Und wie wird heuer das Wetter, Hans“?

Gessl ist der Meinung, es ist wichtig, das Wetter ganzheitlich zu betrachten: „Wir befinden uns in einer verschärften Wetterwende, denn das gesamte System ist aus den Fugen geraten. Die Jahreszeiten verschieben sich. Und so werden wir heuer mit allem rechnen müssen. Der Sommer wird so unberechenbar wie der Winter es ist“, erklärt er.

Das Wetter sei ein Spiegelbild der Erde, die Wahnsinnigkeiten die passieren, würden sich auf das Wetter niederschlagen, ergänzt er. Er weiß ganz genau: „Gibt es eine zu hohe Luftdruckschwankung binnen 24 Stunden, dann schlägt das Wetter auf etwas Extremes um“, und das passiere in den letzten Jahren immer öfter.

Wie das Wetter aber auch wird, wichtig ist die Einstellung, die man dazu hat. „Wir müssen uns dem Wetter anpassen und damit lernen zu leben.“ Sein persönliches Rezept für mehr Widerstandsfähigkeit: sich jeden Tag zwischen fünf und sechs Uhr früh für zehn Minuten auf den Balkon setzen und tief durchatmen.

Themen-Wetterspaziergänge

Gessls Wetterspaziergänge und Wetterstammtische sind bunt wie die vielen Facetten des Wetters auch. Für jedes Monat in 2024 hat er ein individuelles Spaziergangsprogramm in Bad Schallerbach vorbereitet, mit Schwerpunktthemen, Wetterküche, Musik und Überraschungen. Dabei erklärt Gessl, wie man aus Beobachtungen der Pflanzen und Tiere seine Schlüsse für das Wetter ziehen kann. Ausgesuchte Referenten begleiten die Wetterspaziergänge und bereichern sie durch ihr Fachwissen.

Spaziert wird jeden ersten Montag im Monat, natürlich bei (fast) jedem Wetter. Man trifft sich um 15 Uhr beim Atrium in Bad Schallerbach, um dann zu der zirka zweistündigen Wanderung zu den Themenstationen im Botanicapark aufzubrechen. Ausnahmen gibt es nur im Mai, Juni, Juli und August.

Nächster Spaziergang am 5. Februar

Am Montag, 5. Februar, ist zum Beispiel ein Lichtmess-Wetterspaziergang geplant. Eine Bauernregel besagt ja: „Wia um Lichtmess dös Licht, so wird da Wedabericht“. Es geht um Schattenorakel, den Wetterkerzenbrauch und das Finden von Frühlingsboten.

Am 4. März wird zum Weltfrauentag spaziert. Am 1. April geht es um die Wettermuse Hildegard von Bingen.

Wie es weitergeht, erfährt man in der Tips und auf www.vitalwelt.at/wetterspaziergang.


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