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93-Jähriger aus Tollet war einst als gefragter Reiseleiter viel unterwegs

Gertrude Paltinger, BSc, 31.07.2024 07:15

TOLLET. Der 93-jährige Ludwig Hofinger hat in seinem Berufsleben sein Geld als Lkw- und Busfahrer und Fahrschullehrer verdient. Er war aber in der Region auch ein bekannter Reiseleiter und Reiseorganisator. So war er 500 Mal am Großglockner oder 120 Mal in Barcelona.

Der 93-jährige Ludwig Hofinger aus Tollet hat viel von seinen Reisen zu erzählen. (Foto: GePaltinger)
Der 93-jährige Ludwig Hofinger aus Tollet hat viel von seinen Reisen zu erzählen. (Foto: GePaltinger)

Der Tourismus in Österreich hat nach dem Zweiten Weltkrieg starke Steigerungsraten erlebt. Der Wirtschaftsaufschwung, erweiterte Urlaubsansprüche und die zunehmende Mobilität waren die Gründe dafür. Was einst den Wohlhabenden vorbehalten war, wurde in der Nachkriegszeit ein breites Phänomen.

Mittendrin in diesem Aufschwung war Ludwig Hofinger aus Tollet, der heute 93 Jahre alt ist. Er hat die aufkommende Reiselust hautnah miterlebt und als langjähriger Buschauffeur und Reiseleiter auch bedient.

Vom Schuster zum Kraftfahrer

Als Jugendlicher hat der gebürtige Michaelnbacher noch den Beruf des Schusters erlernt. Als er mit 18 Jahren den Führerschein für Auto und Lastwagen machte, hat er bald darauf seine erste Stelle als Kraftfahrer angenommen. Viele Jahre war er bei verschiedenen Bau- und Transportunternehmen als Lkw-Chauffeur tätig, hat Baumaterial oder Schweine transportiert. Etwas später hat er dann auch den Bus-Führerschein erworben.

1951 brachte er das erste Mal Ausflügler mit dem Bus auf den Großglockner. Rund 500 Fahrten auf den Großglockner sind es bis zum Ende seiner Berufstätigkeit dann geworden. 1958 überredete er seinen damaligen Chef, einen gebrauchten Bus zu kaufen und Busreisen anzubieten. Hofingers erste große Reise führte ihn mit einer Maturaklasse nach Verona und Jesolo.

Später Fahrschullehrer

1975 hat Hofinger nochmal etwas Neues gewagt. Ausschlaggebend war, dass sein damaliger Chef sagte, er sei „für etwas Besseres bestimmt“. Er hat die Ausbildung zum Fahrschullehrer für Pkw und Lkw absolviert und dann diesen Beruf ergriffen. 17 Berufsjahre war er daraufhin als Fahrschullehrer in Wels tätig.

Reisen in ganz Europa

Parallel dazu und auch noch nach seiner Pensionierung hat er Reisegruppen chauffiert. Als er sich den Bus-Führerschein nicht mehr verlängern ließ, hat er die Gruppen als Reiseleiter zu den verschiedensten Zielen in Europa geführt. Die Busunternehmen hat er organisiert oder sie haben ihn als Reiseleiter engagiert. So war er zum Beispiel 120 Mal mit Reisegruppen in Barcelona, viele Male auch in Berlin, Rom, Prag, Paris, Sofia oder an der Côte d’Azur, um nur ein paar Reiseziele zu nennen. Dabei war sein Markenzeichen immer der Hut.

„Die Leute haben mir vertraut. Sie haben gewusst, wenn sie mit mir unterwegs sind, dann sehen sie auch wirklich etwas“, erzählt der 93-Jährige von einer Zeit, als er rund 4.000 Kontakte von Reiselustigen in seinem Telefonbuch hatte, die immer wieder gern mit ihm gefahren sind.

Dass er sich schon in der Schule sehr für Geschichte interessiert hat, hat dabei sicher geholfen. Nur Englisch sei in der Schule nicht seine Stärke gewesen und so sei er auch immer gut mit Deutsch über die Runden gekommen.

Seine inzwischen verstorbene Frau, die er einst auf einer Tankstelle kennengelernt hatte, habe die Reiselust immer mitgetragen. Manchmal sei sie auch mitgefahren.

Erdogan getroffen

Hofinger hatte auch zahlreiche Türken als Fahrschüler und so kam es, dass er von einer Familie in die Türkei eingeladen wurde. Es war die erste von insgesamt zwölf Türkei-Reisen. Ein besonderes Erlebnis war, als er in den 1990er-Jahren den heutigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in seinem Büro traf. Der war damals noch Bürgermeister von Istanbul und hat ihm persönlich die Erlaubnis erteilt, Führungen in Istanbul zu machen. Dass Erdogan mit ihm Deutsch sprach, hatte der mit einer Studienzeit in Deutschland begründet.

Trauriges und viel Schönes

Viele schöne Momente habe er während seiner Reisen erlebt und viele schöne Orte gesehen. Als Beispiele nennt er Prag, Berlin, aber auch Sofia. Aber auch weniger schöne Dinge hat Hofinger erlebt. Eine Passagierin, die mit ihm auf den Großglockner gefahren ist, habe am Gipfel die schöne Aussicht genossen, sei dann plötzlich umgefallen und verstorben. „Das war der Schock meines Lebens“, erinnert er sich noch viele Jahrzehnte später daran. Aber die schönen Erlebnisse haben deutlich überwogen und die Fahrgäste waren immer zufrieden, das was sein Ansporn.

Rund 7.000 Bilder

Auf seinen Reisen hat der dreifache Vater, achtfache Großvater und einfacher Urgroßvater auch zahlreiche Bilder gesammelt, teilweise selbst gemacht, aber meist von Reiseteilnehmern zur Verfügung gestellt. So rund 7.000 werden es sein, schätzt Hofinger. Einige davon kann man bei Hofinger sogar digital betrachten am Fernseher. Sein Enkel habe ihm das gemacht, wie er erzählt. Die Bilder hat er immer gern bei Veranstaltungen der Reiseunternehmen gezeigt.


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