PRAM/WIEN. Sissi Kettl vereint in Wien familienfreundliches Wohnen und Ästhetik. Die Architektin mit Pramer Wurzeln plant seit 2017 effizienten Wohnraum für ihre Kunden. Mit Tips spricht sie über Funktionalität, Alltagskonflikte und unschöne Wäscheständer.
Für ein harmonischen Zusammenleben braucht es nicht nur Empathie und Reflexion, sondern auch ein durchdachtes Zuhause - zumindest laut Sissi Kettl. Die Pramer Architektin, die in ihrem Wiener Büro seit sieben Jahren Tipps für den funktionalen Wohnraum gibt, weiß von den kleinen Hürden im Alltag, die man sich mit guter Planung hätte sparen können: „Ein guter Anfang ist die aktuelle Wohnsituation zu analysieren und Dinge aufzuschreiben, die super und erprobt sind sowie jene, die stören und zu kleine Konflikten im Alltag führen. Das kann beispielsweise eine falsch aufschlagende Tür sein.“ Auch der Wäscheständer als unschönes Teil, welches nur im Weg rumsteht, kann hier laut Kettl gemeint sein. „Er muss vor jeder Verwendung aufgestellt und danach wieder weggeräumt werden. Das ist viel Raum, Energie, Zeit, die anderweitig viel positiver genutzt werden kann“, weiß die Architektin.
Von Steckdosen und offenen Wohnküchen
Mit besonderem Fokus auf die kleinen Alltagsdetails und den individuellen Gewohnheiten plant das Wiener Architekturbüro maßgeschneiderte Lösungen und Grundrisse. Besonders beim Trend zu offenen Wohnküchen rät Kettl zum Reflektieren. Alles würde sich in einem Raum abspielen. Sie seien Zubereitungsraum, Spielraum und Ruheraum in einem. Unterschiedliche Bedürfnisse haben somit Konfliktpotenzial, welches sich durch gute Planung vermeiden lasse. Wer dennoch nicht darauf verzichten will oder eine bestehende Wohnküche kostengünstig verändern möchte, kann auf Schiebetüren zurückgreifen: “Sie trennen optisch und reduzieren auch den Lärm – man bekommt etwas vom anderen mit, ohne sich zu stören.“ Kettl empfiehlt zudem möglichst viele Plätze zu schaffen, die Rückzug und unterschiedliche Tätigkeiten für die Familienmitglieder erlauben, ohne sich zu stören – so bleibt das Familienleben entspannt. Kleine Details wie die Steckdosen-Planung vor dem Hausbau können das Alltagsleben ebenso effizienter und einfacher machen.
Kurzinterview mit Sissi Kettl
Tips:Eines steht ganz oben bei der Wohnraumplanung für Familien und zwar Stauraum. Wie schafft man diesen ohne dabei den ganzen Wohnraum umkrempeln zu müssen?
Kettl: Die Frage nach Stauraum hängt natürlich sehr vom Wohnungstyp ab. Stauraum ist in einem Haus leichter zu integrieren als in einer Wohnung. Sollten die Räume dafür nicht vorhanden sein, müssen Möbel her. In den 60er Jahren waren Einbaumöbel der Hit. Nicht nur, weil es damals modern war, sondern einfach weil durch Einbaumöbel oder Möbel, die bis zur Decke reichen, mehr Stauraum zur Verfügung steht und zwar bis zu 30 Prozent mehr.
Tips:Wie verbindet man Kleinkind-Funktionalität mit Ästhetik?
Kettl: Mit der richtigen Raumgeometrie lässt sich einiges verbergen. L-förmige Räume können so geplant werden, dass Nischen oder Raumteile entstehen, in denen auch Spielsachen liegen dürfen - ohne dass der gesamte Wohnbereich unordentlich und unaufgeräumt wirkt. So kann man auf der Couch wunderbar entspannen und Tee trinken ohne vorher aufzuräumen. Zusätzlich machen Laden und Truhen Sinn, da verschwinden Dinge schnell und sind auch schnell wieder ausgepackt. Alles was einfach ist, ist gut.
Tips:Wie richtet man ein kleines Kinderzimmer ein, das nicht nur dem Alltag standhält, sondern auch am Ende des Tages aufgeräumt und entspannend wirkt?
Kettl: Es müssen nicht immer Schränke sein, das macht kleine Zimmer noch kleiner. Hinter raumhohen, eventuell transparenten, Vorhängen verschwindet vieles sehr schnell. Die Motive der Textilien können dem Alter entsprechend geändert werden, das bringt Abwechslung. Die Zimmer wirken gemütlich und bekommen Leichtigkeit.
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