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Ein Zufluchtsort im Bezirk Grieskirchen für Frauen, die von Gewalt bedroht sind

Gertrude Paltinger, BSc, 20.12.2024 11:30

BEZIRK GRIESKIRCHEN. Eine Frauenübergangswohnung steht nun im Bezirk Grieskirchen zur Verfügung. Dort können Frauen, die von häuslicher Gewalt bedroht sind, vorübergehend wohnen.

In der Wohnung im Bezirk Grieskirchen sollen Frauen Ruhe und Schutz finden. (Foto: privat)
  1 / 2   In der Wohnung im Bezirk Grieskirchen sollen Frauen Ruhe und Schutz finden. (Foto: privat)

35,7 Prozent aller Frauen in Österreich sind zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit bereits Opfer von Gewalt geworden oder damit bedroht worden: Das zeigt eine anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen in Brüssel präsentierte EU-Umfrage. In Österreich hatten 14 Prozent der Frauen zwischen 18 bis 74 Jahren in ihrem bisherigen Leben körperliche Gewalt sogar in der Partnerschaft erfahren, das zeigt eine Studie der Statistik Austria aus 2022. Die Österreichischen Frauenhäuser (AÖF) beziffern die Zahl der Femizide in diesem Jahr bisher mit 27.

Diese erschreckenden Zahlen lassen Bund, das Land Oberösterreich, die Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser aktiv werden.

Zusätzliches Geld für Unterkünfte und Beratung

Der Bund stellt in den nächsten drei Jahren insgesamt 12 Millionen Euro zur Verfügung mit dem Ziel, bis Ende 2025 bundesweit mindestens 180 zusätzliche Plätze zu schaffen. Oberösterreich kann somit über 1,9 Millionen Euro zusätzlich in den Ausbau von Schutzunterkünften investieren. Das Angebot an Frauen- und Kinderplätzen, Beratungs- und Betreuungsleistungen in Schutzunterkünften, insbesondere in Übergangswohnungen, wird deutlich erweitert. Und das in ganz Oberösterreich.

Außerdem findet eine Aufstockung der Beratungsleistungen im Zusammenhang mit der Unterbringung in Frauenübergangswohnungen auf durchschnittlich vier Wochenstunden pro Frauenplatz statt, erklärt das Frauenressort des Landes.

Eröffnung im Bezirk Grieskirchen

Gab es bisher sechs Frauenübergangswohnungen in Oberösterreich (Bad Ischl, Braunau, Freistadt, Perg und zwei in Kirchdorf) gibt es seit 2024 sieben zusätzliche Wohnungen. Erst vor wenigen Wochen wurde eine Frauenübergangswohnung im Bezirk Eferding eröffnet. Eine Wohnung wurde in diesen Tagen auch in Wels-Land eröffnet. Jetzt gibt es eine weitere Frauenübergangswohnung im Bezirk Grieskirchen.

„Diese Wohnung ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf; sie ist ein Zeichen unserer Solidarität und ein Versprechen für eine bessere Zukunft. Die Übergangswohnung dient als sicherer Hafen, wo betroffene Frauen Unterstützung und Ruhe finden können, um ihr Leben neu zu gestalten. Das Ziel ist klar: In jedem Bezirk soll es eine Schutzunterkunft geben. Neben den Frauenhäusern zählen dazu Frauenübergangswohnungen“, sagt Frauenreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander im Rahmen der eröffneten Frauenübergangswohnung im Bezirk Wels-Land.

Regionale Unterkünfte seien deshalb so wichtig, weil lange Anfahrtszeiten eine große Hürde sein können, sodass Frauen beim Gewalttäter bleiben – oft auch, um ihre Kinder nicht aus ihrer gewohnten Umgebung reißen zu müssen.

Frauennetzwerk3

Betreut wird die Frauenübergangswohnung im Bezirk Grieskirchen (der genaue Standort wird zum Schutz der Frauen nicht bekanntgegeben) vom Frauennetzwerk3, das jetzt die dritte Wohnung binnen acht Wochen eröffnet hat.

Mithilfe der Gemeinden des Bezirkes, des Sozialhilfeverbandes, der örtlichen Pfarre, der Mitarbeiter des örtlichen Bauhofes und Spendern hat man die Wohnung mieten und binnen einem Monat renovieren und einrichten können. So hat zum Beispiel der Ladies Circle Trattnachtal mehrere Elektrogeräte gespendet.

An die Frauen vermittelt wird die Wohnung auch über das Frauennetzwerk3. Ebenso übernimmt diese Frauenberatungsstelle, die für die Bezirke Ried, Grieskirchen, Schärding und Eferding zuständig ist, die Betreuung der dort wohnenden Frauen.

Wichtige Arbeit

„Wir haben als Team heuer schon fast 600 Frauen beraten. Bei einem Viertel war Gewalt ein Thema. Wobei wir aber klarerweise keine Informationen darüber haben, wie viele Frauen sich gar nicht trauen, zu uns zu kommen“, weiß die Leiterin des Frauennetzwerks3, Anna Pucher,

So sei die Gewalt in den letzten Jahren auch deutlich vielfältiger geworden, kann die Beraterin von Frauen berichten, die wirtschaftlich abhängig gemacht oder sogar digital überwacht werden und sich nicht einmal trauen, in die Beratungsstelle zu kommen. Eine Situation, die auch für die vier Beraterinnen des Frauennetzwerks3 eine sehr belastende sei. So komme es auch vor, dass Beraterinnen selbst in eine gefährliche Situation kommen.

Besonders die Weihnachtszeit, wo man mehr Zeit miteinander verbringt, würde vielfach ein erhöhtes Risiko für häusliche Gewalt bergen.

Wohnung für vier Personen

Die neue Wohnung im Bezirk Grieskirchen ist 76 Quadratmeter groß, eingerichtet und bietet einer Frau mit bis zu maximal vier Kindern Platz. Bis zu sechs Monate kann sie dort einziehen, bis sie auf eigenen Beinen steht. Wobei der Aufenthalt auch verlängert werden kann.


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