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Aufs-Land-Semester im Mostlandl Hausruck: Studentinnen verändern die Region

Katharina Bocksleitner, 03.06.2025 18:00

BEZIRK GRIESKIRCHEN/MICHAELNBACH/TAUFKIRCHEN. Drei Studentinnen verbringen ein „Aufs-Land-Semester“ im Mostlandl Hausruck. Dabei arbeiten sie an neuen Ideen für die Regionalentwicklung.

  1 / 4   V. l.: Lena Keresztes, Charlotte vom Kolke, Michaelnbachs Bürgermeister Martin Dammayr, Sandra Frank und David Wagner von der KEM Mostlandl Hausruck (Foto: Mostlandl Hausruck)

Das Projekt „Aufs-Land-Semester“ bringt junge Studierende für ein Semester in ländliche Gebiete. Sie leben vor Ort, beschäftigen sich mit konkreten Aufgaben beziehungsweise Forschungsfragen in den Gemeinden und bringen dort ihre Ideen und neue Blickwinkel ein. Begleitet wird das Projekt von der Organisation „Rurasmus“ – abgeleitet vom Wort „rural“ (ländlich) und „Erasmus“ für Auslandssemester. Ziel dabei ist es, ländliche Gemeinden mit Studierenden verschiedener Fachrichtungen zu vernetzen und so neue Perspektiven in die Gemeindearbeit zu bringen. „Dieser Blick von außen ist für die Weiterentwicklung ländlicher Gemeinden besonders wertvoll. Er schafft Impulse, fördert kreative Lösungen und eröffnet neue Perspektiven“, betonen Christoph Mader und David Wagner vom Mostlandl Hausruck.

Rurasmus im Mostlandl

Drei Studentinnen sind derzeit im Mostlandl Hausruck und widmen sich seit März beziehungsweise April konkreten Fragestellungen in der Region, die sie für ihre jeweiligen Masterarbeiten verwenden: In Michaelnbach begleitet Charlotte vom Kolke die Gemeinde dabei, wie die Ergebnisse aus dem derzeit laufenden Bürgerbeteiligungsprozess in die Überarbeitung des Flächenwidmungsplans einfließen können. In Taufkirchen an der Trattnach erarbeitet Sandra Frank einen Entwurf zur Neugestaltung des Kirchenplatzes. Auf Ebene der gesamten Region geht Lena Keresztes der Frage nach, wie ein gemeinsames Leerstandsmanagement für die Region Mostlandl Hausruck entwickelt werden kann.

Dorfentwicklung in Michaelnbach

Charlotte vom Kolke stammt aus Deutschland und studiert an der TU Dortmund Raumplanung. Sie hat sich direkt von einem Erasmus-Auslandssemester aus für die Rurasmus-Ausschreibung in Michaelnbach beworben. Das Thema hat sie sofort gefangen genommen. „Es war die erste Ausschreibung, die ich mir angesehen habe, und ich dachte sofort, das hört sich gut an – Partizipation, Flächenentwicklung – da ist ganz viel dabei, man hat Ökologie, Wohnen, Leerstand, Verkehr und Mobilität. Außerdem habe ich mir gedacht, das wäre sowohl ein großer Kontrast zum Ruhrgebiet, wo ich vorher gewohnt habe, als auch zu Marseille, wo ich gerade war. Also habe ich mir Michaelnbach im Dezember gleich vorab schon einmal angesehen und fand es gleich von Anfang an toll“, erklärt vom Kolke.

Für das Aufs-Land-Semester hat sie sich entschieden, weil sie ausdrücklich den Kontrast und die Herausforderung gesucht hat. Denn Rurasmus könne man nicht mit Erasmus vergleichen: „Beim Auslandssemester zieht man normalerweise von einer Großstadt in die nächste Großstadt und hat dort eine studentische Kultur, in die man sich einfügen kann. Aber wirklich aufs Land zu ziehen, erfordert deutlich mehr Mut, weil es hier keine FH oder Universität gibt und man sich andere Möglichkeiten suchen muss, um mit Gleichaltrigen Kontakte zu knüpfen.“ Seit April wohnt sie nun in Michaelnbach und versucht, sich aktiv in der Region einzubringen.

Beim Projekt möchte sie partizipativ eine Strategie für den Flächenwidmungsplan entwickeln, sich jedoch wahrscheinlich auf das Teilthema „Wohnen und Leerstand“ konzentrieren, da das Thema sonst zu umfangreich wäre. „Dabei möchte ich die Geschichte der Dorfentwicklung von Michaelnbach ein bisschen aufarbeiten, da dort in den letzten zwanzig Jahren ganz viel Bürgerbeteiligung betrieben wurde und der Dorfplatz auch total belebt ist.“ Dazu möchte sie die LEADER-Ausstellung „Wie wohnen“ vorstellen, zu der sie dann einen eigenen Teil über Michaelnbach hinzufügt.

Neuer Kirchenplatz für Taufkirchen

Sandra Frank kommt aus Thüringen in Deutschland, studiert jedoch Architektur an der FH Kärnten in Spittal an der Drau. Sie ist durch den Rurasmus-Gründer Roland Gruber auf dieses Projekt gestoßen. Da sie sich für Gemeindeentwicklung interessiert, hat sie sich auf die Ausschreibung von Taufkirchen hin beworben. Seit März wohnt sie dort und hat im Mai bereits einen Partizipationsprozess durchgeführt, um herauszufinden, was sich die Bevölkerung dort wünscht. „So bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht nur auf den Kirchplatz, sondern alles rund um den Kirchplatz rundherum auch konzentriere und da eine einheitliche Gestaltung entwickle, die zu bieten hat, was sich die Gemeinde wünscht“, erzählt Frank. Wichtig ist ihr dabei, mit der vorhandenen Struktur bestmöglich umzugehen. Aus diesem Grund versucht sie nun, viele kleinere Ideen aus der Bevölkerung in einem Gesamtkonzept unterzubringen, darunter beispielsweise die Themen Leerstände, Nahversorger und Jugend.

Frank hat sich den Umzug nach Taufkirchen nicht so schlimm vorgestellt, da ja schon der Wechsel nach Spittal ein größerer Kulturschock war, aber: „Mir war nicht klar, wie zersiedelt Taufkirchen ist, denn eigentlich hat Taufkirchen circa gleich viele Einwohner wie Spital. Dass es tatsächlich so anders ist, hätte ich nicht gedacht. Deshalb bin ich ganz froh, dass ich mit Lena zusammenwohne.“

Leerstandsentwicklung in der Region

Lena Keresztes lebt in Wien und studiert Raumforschung und Raumordnung am Institut für Geografie und Regionalentwicklung an der Uni Wien. Bei den Rurasmus-Ausschreibungen hat sie speziell jene von der LEADER-Region Mostlandl Hausruck zum Thema Leerstandsmanagement angesprochen, weil sie das Thema schon im Studium besonders interessiert hat. Vor allem hat sie als gebürtige Wienerin das Land als Innovationsraum besonders fasziniert. „Auch wenn es eher ein Stereotyp ist, aber in der Großstadt herrscht einfach viel mehr Anonymität, deshalb hat man, was Gemeinschaft betrifft, am Land schon vorhandenes Potenzial, das ganz andere Projekte möglich macht. Das fand ich auf der Uni sehr interessant, aber über etwas zu lernen, ohne es zu kennen, ist ziemlich komisch. Deshalb habe ich mich besonders darüber gefreut, das direkt vor Ort kennenzulernen.“

Derzeit wohnt sie mit Frank in einer Wohnung in Taufkirchen: „Ehrlich gesagt, war ich nervöser nach Taufkirchen zu ziehen als nach Brüssel, denn es ist einfach eine ganz andere Erfahrung als ein Auslandssemester zu machen. Hier musste ich schauen, was es gibt und wo ich mich einbringen kann. Ich bin zum Beispiel in Kontakt mit dem örtlichen Musikverein, weil ich meine eigene Oboe hier habe und gerne mitspielen möchte.“

Das Projekt, für das sich Keresztes entschieden hat, ist sehr umfangreich, deshalb musste sie sich zuerst einen Überblick verschaffen: „Zu Anfang wusste ich gar nicht, wie ich damit überhaupt anfangen soll, aber dann habe ich gesehen, dass in der Region ja schon sehr viel passiert. So bin ich auf die Idee gekommen, mit sogenannten Pionieren zu reden, die bereits Leerstände belebt haben und zu fragen, was sie sich gewünscht hätten und was ihnen dabei geholfen hat. Schlussendlich soll meine Arbeit dann wieder zu einem LEADER-Projekt führen und der Region helfen, ein Leerstandsmanagement zu entwickeln.“

Mostlandl Hausruck

Unterstützt wird das „Aufs-Land-Semester“ von der LEADER-Region und der Klima- und Energiemodellregion (KEM) Mostlandl Hausruck. Am Mittwoch, 11. Juni, ab 18 Uhr lädt die LEADER-Region Mostlandl Hausruck gemeinsam mit den drei Rurasmus-Studentinnen sowie dem Architekturforum Oberösterreich (Afo) und Plausch – Planer:innen Austausch zum Baukulturstammtisch beim Hofwirt in Michaelnbach. Dort werden allgemeine Fragen des ländlichen Raums sowie über die Erfahrungen und Projekte der Studentinnen im Mostlandl Hausruck diskutiert. Sie präsentieren erste Erkenntnisse aus ihrer Arbeit in Michaelnbach, Taufkirchen und der Region und freuen sich auf den Austausch mit der Bevölkerung.

Beim Baukulturstammtisch am Mittwoch, 11. Juni, beim Hofwirt in Michaelnbach präsentieren die Studentinnen ihren bisherigen Zwischenstand ihres Rurasmus-Aufenthalts in der Region.

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