
WAIZENKIRCHEN. Wilfried Weinzierl-Trost hat noch einmal von vorn angefangen: Mit 32 Jahren entschied sich der Waizenkirchener, eine Lehre als Maler zu starten. Heute ist er Geschäftsführer des Malermeisterbetriebs Weinzierl.
Die Geschichte von Wilfried Weinzierl-Trost startet wie viele andere: Der heute 50-Jährige begann, wie damals üblich, mit 15 Jahren eine Berufsausbildung. Die Lehre zum Bürokaufmann schloss er erfolgreich ab. 17 Jahre arbeitete er daraufhin in diesem Beruf, doch so richtig glücklich war er damit nie: „Mir war das alles irgendwann zu stressig.“ 1999 lernte er seine heutige Frau Sandra, die Tochter eines Malermeisters aus Waizenkirchen, kennen. Von da an war der Weg des Junggesellen ein anderer: Es folgte eine berufliche Neuorientierung, ein Sprung ins kalte Wasser.
Malerei der Liebe wegen
Anfang 30 übersiedelte Weinzierl-Trost der Liebe wegen vom Innviertel in das Hausruckviertel und gab seine langjährige Stelle in dem Beruf, den er als Jugendlicher erlernte, auf. „Ich wollte nicht mehr hin und her pendeln. In Waizenkirchen angekommen, wollte er wissen, ob er für den kreativen Beruf des Malers geeignet ist. Sein Ziel: Ein Jahr wollte er ihn ausprobieren und schauen, ob es für ihn passt. „Und das alles, ohne je eine Wohnung ausgemalt zu haben“, sagt Weinzierl-Trost.
Lehrbeginn mit 32 Jahren
Sehr zur Freude seines Schwiegervaters begann er nach diesem Probejahr, mit 32 Jahren, eine verkürzte Lehre zum Maler. „Mein Schwiegervater hat mich damals mit seiner Lebenseinstellung sehr motiviert. Für mich war er ein Vorbild, wenn es darum geht, richtig mit Familie und Beruf umzugehen. Er war in seiner Funktion als Geschäftsführer immer fair und hat einen herzensguten Charakter. Das hat mir gefallen, so wollte ich auch sein.“ Abgeschlossen hat der Vater dreier Kinder seine Lehre mit Auszeichnung. Darauf folgte der Malermeistertitel im Jahr 2008. „Den Betrieb irgendwann übernehmen zu dürfen, war natürlich eine starke Motivation für mich“, sagt der Waizenkirchener.
Vom ambitionierten Lehrling zum Geschäftsführer
Sechs Jahre später, 2014, folgte Wilfried Weinzierl-Trost in die Fußstapfen seines Schwiegervaters und übernahm den Malermeisterbetrieb. Zehn Jahre nach seinem ersten Meister folgte 2018 sein zweiter Meistertitel als Bodenleger. „Ich bin sehr willig. Wenn ich etwas wirklich möchte, mach ich es auch“, spricht Weinzierl-Trost.
Keine Angst vor der Lehre in höherem Alter
Der Geschäftsführer erinnert sich zurück an seine Lehrzeit: „Die Berufsschule war oft sehr anstrengend. Fachlich waren die Jungen außerdem oft besser drauf.“ Dennoch würde er sich heute sofort wieder für seinen beruflichen Werdegang entscheiden: „Qualifikation und Fachwissen bekommst du halt einfach in erster Linie in der Lehre. Gute Maler werden auch dementsprechend entlohnt.“ Wer Bedenken oder Angst vor einer Ausbildung im höheren Alter hat, den kann der Malermeister beruhigen: „Österreich hat ein gutes Fördersystem für die verkürzte Lehre. Oft laufen diese Ausbildungen über Stiftungen. Ebenso werden sie, wie ich finde, gut entlohnt.“
Tipps für die Suche nach geeigneten Lehrlingen
Neues zu lernen ermöglicht Weinzierl-Trost nun auch selbst als Geschäftsführer. Schon mehrere Handwerker konnten bei ihm die verkürzte Lehre machen und auch an Lehrlingen sowie Lehrstellensuchenden mangele es ihm nicht. Derzeit werden zwei junge Frauen im Lehrberuf Maler ausgebildet. „Letztes Jahr haben sogar noch zwei weitere angefragt“, freut sich der Arbeitgeber. Warum gerade sein Malermeisterbetrieb bei den Jungen so gefragt ist, weiß Weinzierl-Trost: „Wir haben einen guten Ruf in der Gegend. Außerdem versuche ich, viel in der Gemeinde mitzuhelfen und aktiv auf die Jugend zuzugehen.“ Neben der Präsenz auf Lehrlingsmessen, Schnuppermöglichkeiten und aktiver Werbung rät der Malermeister auch Anreize für die Lehrlinge zu schaffen. „Wir haben beispielsweise eine Prämie für den positiven Lehrabschluss.“
Ausgleich als U11-Trainer
Privat findet Weinzierl-Trost seinen Ausgleich beim Laufen und Radfahren am Sonntag sowie als Trainer der U11 im Ort. „Ich liebe meine Arbeit und würde es jederzeit genauso wieder machen“, erzählt Weinzierl-Trost abschließend.