Eine 70 Jahre alte Grauganskolonie und vieles mehr
GRÜNAU. Den Cumberland Wildpark kennt fast jeder. Weniger bekannt ist die nahe gelegene Konrad Lorenz Forschungsstelle (KLF), wo noch heute die Nachkommen der berühmten Lorenz-Graugänse leben.
Seit wenigen Monaten leitet Professorin Sonia Kleindorfer die Forschungsstelle im „Auingerhaus“. Die Verhaltensbiologin, die zuletzt in Australien und auf den Pazifischen Inseln forschte, hat die „Core Facility“ der Uni Wien von Kurt Kotrschal übernommen und zeigt sich vom starken Rückhalt in der Region beeindruckt: „Hier ziehen wirklich alle an einem Strang – das gibt es sonst nie!“
Nachkommen der Konrad Lorenz-Graugänse leben noch auf dem Areal
Auf dem naturbelassenen Areal leben Waldrappe, Ibise und Hühner sowie eine Graugans-Kolonie, die direkt von den Vögeln des Verhaltensbiologen Konrad Lorenz abstammt. „ Die Kolonie existiert hier seit 1949, das sind 70 Jahre. Ich glaube, dass ist die weltweit am längsten dauernde Erforschung einer Population“, so Kleindorfer. So kann die Weitergabe von Traditionen innerhalb einer Grauganskolonie erforscht werden. Und es ermöglicht berührende Erfahrungen: Etwa, dass Gänse ihren nach einem Sturm vermissten Partner auch nach Jahren wieder erkennen und freudig begrüßen. „Die Tiere haben viel mehr kognitive Fähigkeiten, als man normalerweise denkt. Das verändert natürlich auch den eigenen Blick auf die Welt“, erzählt Kleindorfer.
Eine weitere Grünauer Besonderheit ist die Kombination aus Forschung im Freiland und in Volieren. Die Tiere sind „habitualisiert“ und lassen sich von Menschen nicht stören. Dies erlaubt es, biologische „Mechanismen“ wie etwa den Einfluss von Futter auf den Hormonstatus in Volieren unter „Laborbedingungen“ zu untersuchen, und das sich daraus ergebende Verhalten dann in der freien Wildbahn zu erforschen.
Übersiedlung ins neue Haus für 202 geplant
Das Forschungsinstitut, das bisher mit knapp drei Angestellten auskommen musste – dazu kommen Praktikanten, Projekthelfer, Studenten und bald auch Tierpfleger-Lehrlinge – freut sich auf eine kräftige personelle Aufstockung: Ab dem Sommer soll sich die Zahl der Mitarbeiter fast verdoppeln. Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Neubau der Forschungsstelle direkt neben dem Cumberland Wildpark. „Für 2020 ist die Übersiedlung geplant“, freut sich Sonia Kleindorfer.
Online mitforschen oder das Institut kennenlernen
Auch Laien können die Arbeit am KLF unterstützen: Im Rahmen von „Citizen Science“ kodieren Einzelpersonen oder Schulklassen kleine Filmsequenzen mit Grünauer Brutpaaren und helfen so, die Kriterien für den Bruterfolg zu erheben (Infos auf: www.birdscience.net).
Und wer sich „nur“ über die Arbeit des KLF informieren möchte, hat ebenfalls die Gelegenheit: Jeden Dienstagnachmittag ist die Forschungsstelle für Besucher geöffnet.
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