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Reinsaat: Geschmackvolles aus heimischen Gefilden

Olivia Lentschig, 25.03.2016 08:00

HORN/ST. LEONHARD. Die Zeit war reif, auch in Österreich Gemüsesaatgut auf biologisch wirtschaftenden Betrieben zu züchten und zu vermehren. So setzten im Frühjahr 1998 in St. Leonhard eine Gruppe von Demeter- und Bio Austria-Landwirten und Gärtnern diese Idee mit großer Begeisterung um. Im Gespräch mit Wolfgang Hundlinger aus Poigen gibt Tips Einblick in die wertvolle Arbeit des Betriebes.

Symbolfoto: Bernd Kaspar/pixelio.de
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Das Unternehmen „ReinSaat“ widmet sich der biologisch-dynamischen Züchtung von Gemüsekulturen. Regional angepasste, samenfeste (frei abblühende) Kulturpflanzen zu entwickeln und für Erwerbsanbau ebenso wie für Hausgärtner verfügbar zu machen, steht dabei im Fokus der Arbeit.

Hundlinger ist seit zweieinhalb Jahren für Reinsaat tätig. Seine Hauptaufgabe besteht darin, eine große automatische Abfüllmaschine zu betreuen und zu warten. Außerdem ist er für anfallende, technische Belange in der Firma zuständig.

Tips: Beschäftigen sich die Konsumenten Ihrer Erfahrung nach mit der Frage, wie ihr Obst und Gemüse angebaut wurde?

Wolfgang Hundlinger: Ja, das Bewusstsein um die Frage der Herkunft unserer Nahrung wird größer. Saisonale und regionale Produkte werden für viele Konsumenten wichtiger.

Tips: Was ist der Unterschied zwischen Hybridsaatgut und samenfesten Sorten?

Wolfgang Hundlinger: Durch die Kreuzung zweier Inzuchtlinien entstehen Hybriden, wobei über Generationen hinweg die Elternlinien einer Pflanze, durch erzwungene Selbstbefruchtung, reinerbig gemacht werden. So gibt sie zuverlässig erwünschte Eigenschaften, wie etwa Fruchtfarbe oder Resistenz an ihre Nachkommen weiter. Doch schon in der nächsten Generation, also bei dem Samen dieser Hybridpflanze, verliert sie diese Eigenschaften wieder. Da eine erneute Aussaat dieser Samen keinen Sinn macht, muss der Bauer jedes Jahr neues Saatgut kaufen. So kann sich eine Pflanze nie einer Region anpassen und das ist natürlich wichtig im biologischen Anbau oder im Hausgarten. Pflanzen aus samenfestem Saatgut sind fruchtbar, sie können sich selber fortpflanzen und ihre Eigenschaften weitergeben. Nur so lässt sich genetische Artenvielfalt erhalten. Bei samenfestem Saatgut hat die Pflanze aus dem Samen die gleichen Eigenschaften wie die Mutterpflanze und kann sich an Boden und Klima der Region und auch Anbaubedingungen anpassen.

Tips: Warum wird Saatgut überhaupt gentechnisch verändert?

Wolfgang Hundlinger: Es geht um Patentierung, Monopolstellung und Abhängigkeit einiger weniger Firmen. Natürlich stehen da immer wirtschaftliche Aspekte im Hintergrund – allerdings gehen die auf Kosten der Natur beziehungsweise des Menschen. Weniger als zehn Konzerne dominieren heute den Weltmarkt für Saatgut und Pestizide. Weltmarktführer für Gentechnik-Pflanzen und für das meistbenutzte Herbizid ist der Konzern Monsanto. Über tausend Patente auf Gentechnik-Pflanzen sind bereits erteilt worden. Landwirte, die Gentechnik-Pflanzen benutzen wollen, müssen daher das Saatgut jedes Jahr kaufen oder Lizenzgebühren zahlen.

Tips: Wie kann ein Konsument erkennen, ob das Saatgut seines Obst oder Gemüses gentechnisch verändert wurde?

Wolfgang Hundlinger: Der Verbraucher kann seinem Lebensmittel nicht ansehen, ob es genmanipuliert ist. In Österreich gibt es zwar Grenzwerte über gentechnische Verunreinigungen in Lebensmitteln von 0,1 Prozent, die über BioAustria festgelegt wurden, aber wir bei ReinSaat kritisieren diesen Wert – er sollte bei 0,0 Prozent liegen. Mit diesem Grenzwert kommen selbst beim Bio-Fleisch – über genmanipulierte Futtermittel wie Soja und Mais – in einem landwirtschaftlichen Betrieb genmanipulierte Verunreinigungen in den Nahrungskreislauf. Wie sich der Verzehr von Gentechnik-Pflanzen auf die menschliche Gesundheit auswirkt, ist ungeklärt, denn es gibt keine empirischen Untersuchungen dazu. Bedenkliche Hinweise aus Tierversuchen, bei denen beispielsweise Nierenschäden oder Veränderungen im Blutbild nachgewiesen werden konnten, wurden nicht weiter verfolgt.

Tips: Bauen die Menschen in der Region Horn Ihrer Erfahrung nach mittlerweile mehr Gemüse oder Kräuter selbst an?

Wolfgang Hundlinger: Durch die ständig steigenden Bestellungen und einem kontinuierlichen Kundenzuwachs bei ReinSaat sehen wir insgesamt eine positiv steigende Entwicklung im „Eigenanbau“ und ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen den Wert von samenfestem Saatgut nutzen.

IG-SAATGUT

Als Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit haben sich international Erhaltungs-, Züchtungsorganisationen und Saatgutunternehmen aus dem gewerblichen und nicht gewerblichen Bereich zusammengeschlossen. Sie setzen auf Züchtungs- und Vermehrungsmethoden, die einem ganzheitlichen Pflanzenbild entsprechen. Den Einsatz von Gentechnik sowie Patente auf Leben lehnen sie ab.

www.gentechnikfreie-saat.org


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