Gratwanderung zwischen Schnappschuss und Kunst
HORN. Fotografie ist heutzutage so gegenwärtig wie noch nie. Durch Social Media und die Entwicklung von Kameras auf Smartphones und Fotobearbeitungs-Apps ist jeder ein „Berufsfotograf“ geworden. Der Horner Emil Jovanov fotografiert fachkundig seit etwa fünf Jahren. Zurzeit bereitet er eine Fotokunstausstellung im Kunsthaus vor und spricht im Interview mit Tips über die faszinierende Wirkung der Fotografie.
Gemeinsam mit Gattin und Tochter kam Jovanov im Jahr 1992 als Kriegsflüchtling aus Bosnien und Herzegowina nach Österreich. Er studierte Marketing und Prozessmanagement und führte neben seiner langjährigen Funktion als Marketingleiter seine Leidenschaft, das Fotografieren, stets fort. Diese Liebe war auch ausschlaggebend für seine Entscheidung, sich als Selbstständiger der Fotografie und Marketingkonzeption zu widmen.
Tips: Was macht aus Ihrer Sicht ein gutes Foto aus?
Emil Jovanov: Das Sprichwort „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ beschreibt eindrucksvoll den Mehrwert der Bildsprache gegenüber der Textkommunikation – davon leben die Plattformen wie Facebook, Twitter oder Instagram. Klipp und klar: ein gutes Foto berührt uns und weckt Emotionen. Vergessen darf man dabei nicht, dass nur ein qualitativ hochwertiges Foto, mit einer entsprechenden Komposition und Stimmung wirkt. Das Niveau der öffentlich dargestellten Bilder reicht von grottenschlecht bis hin zu einzigartig. Es geht grundsätzlich um die Stimmung im Bild, welche durch eine einfache Komposition und einzigartige Lichtverhältnisse erzeugt werden kann. Aus diesem Grund suchen fortgeschrittene Fotografen nicht nur die Orte, sondern auch die perfekten Tageszeiten für ihre Foto-Shootings aus.
Tips: Wieso sind die Fotos im Nachhinein betrachtet häufig nicht so gut wie gedacht?
Emil Jovanov: Es kann überall etwas Besonderes „lauern“, man muss es nur entdecken. Jeder Fotograf hat letztlich seine eigenen Vorstellungen, wie das Endprodukt aussehen soll. Eine Kamera hat jedoch ihre Grenzen und deckt lediglich einen kleinen Bereich von dem ab, was das menschliche Auge sieht. Auf dem kleinen Display kann man etwaige Fehler beim Fotografieren nicht gut erkennen, da das Umgebungslicht zu hell oder das dargestellte Bild zu klein für eine exaktere Betrachtung ist. Aus diesem Grund fotografieren fortgeschrittene Fotografen gerne im RAW-Format. Das bedeutet „roh, unverarbeitet“ – genau genommen ist die im RAW-Format aufgenommene Datei kein Bild. Sie enthält lediglich die Farb- und Helligkeitswerte der einzelnen Pixel und einige Informationen der Kamera. Die Fotografen bearbeiten diese Bilder dann im Nachhinein mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm. Somit kommen sie sehr nah an ihr gewünschtes Ergebnis heran.
Tips: Haben Sie einen Tipp, wie man die eigenen Fotokunstfähigkeiten verbessern kann?
Emil Jovanov: Gelungene Fotografie ist das Ergebnis eines guten Auges, dem technischen Wissen über die spezifischen Möglichkeiten der Kamera und die Fähigkeit, bei der anschließenden Nachbearbeitung das Beste aus der Aufnahme rauszuholen. Das richtige Rezept ist, viel zu fotografieren, Aufnahmen nachzubearbeiten und sich mit diversen Fachbüchern, Video-Tutorials und Workshops stetig weiterzubilden. Mit Liebe zur Fotografie ist eine erhebliche Verbesserung eigener Fähigkeiten erreichbar und somit eine Gratwanderung vom Schnappschuss zur Fotokunst durchaus möglich.
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