Rauchverbot für unter 18-jährige: aus dem Blickwinkel der Jugend
BEZIRK HORN. Vom Gruppendruck überwältigt hat der heute 16-jährige Stefan K. bereits im Alter von neun Jahren seinen ersten Glimmstängel verkostet. Dem drohenden Gesetzesbeschluss über ein Rauchverbot für unter 18-Jährige sieht der Horner gelassen entgegen. Bis heute hält er seine Sucht vor den Eltern geheim und ist sich sicher, dass er auch weiterhin an seine „Tschick“ kommen wird, erklärt der Heranwachsende zufrieden während er eine weitere Dosis Nikotin inhaliert.
Heimlich von Erwachsenen abgezweigt, fand am Schulhof ein reger Austausch der unterschiedlichen Zigarettenmarken statt, gibt der Jugendliche Auskunft. Die wenigen Standhaften, die nicht an dem Tabakkonsum teilnahmen, wurden als „uncool“ abgestempelt und ausgegrenzt.
Kampf dem blauen Dunst
Bisher konnten Jugendliche ab 16 Jahren Zigaretten erwerben. Österreich erlaubte das als eines der letzten EU-Länder. In einer Konferenz einigten sich die Jugendreferenten der Bundesländer nun auf die Umsetzung des Vorschlags von VP-Familienministerin Sophie Karmasin: Mitte 2018 soll das neue Alterslimit für den Kauf von Zigaretten in Kraft treten, in Kombination mit einem Maßnahmenpaket zur Prävention.
Einig war man sich auch, dass es nicht um den erhobenen Zeigefinger und zusätzliche Sanktionen gehe, sondern um Prävention. Niederösterreichs VP-Landesrat Karl Wilfing erklärte, dass die Trafikanteninnung im Vorfeld ihre Unterstützung bei der Einhaltung der neuen Regelung zugesagt habe. Österreich habe zwar schon sehr viele Verbote, dieses sei aber „absolut sinnvoll“, unterstrich er. Studien würden belegen, dass ein höheres Einstiegsalter positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat und die Raucherzahlen verringert.
In Österreich werden die Kinder, die zu rauchen beginnen, immer jünger. Aktuell liegt das Einstiegsalter bei elf Jahren, so früh wie in kaum einem anderen Land weltweit.
Nikotinkonsum im Wandel
Die Zeiten, in denen tapfere Helden mit Zigarette im Mundwinkel dargestellt wurden, sind definitiv vorbei. Mittlerweile zieren abschreckende Bilder von diversen Raucherkrankheiten die Verpackungen der Suchtmittel.
Stefan K. und seine Freunde schreckt das aber nicht ab. Dann schon eher der hohe Preis für die Zigaretten. Um dem zu entgehen besorgen sich die Teenager ihre Ration auch häufig im angrenzenden Tschechien. „Hier wird nicht nach Alter, geschweige denn nach Ausweis gefragt“, grinst der Raucher. Etwa eine halbe Schachtel pro Tag muss bei ihm daran glauben. Seine gleichaltrige Freundin kommt sogar auf eine volle Packung pro Tag. Sie verfolgt damit eine bewusste und besorgniserregende Taktik: das Hungergefühl unterdrücken.
Kaum eine Generation wuchs so stark in dem Druck der Perfektion auf: gertenschlank, wunderschön, super-beliebt und möglichst up-to-date. So präsentiert sich die Jugend von heute gerne. Dies alles leider häufig auf Kosten der Gesundheit. Aus Sorge vor zu vielen Kilos greifen daher vor allem vermehrt die Mädchen zum Glimmstängel.
Im Netz der Tabakindustrie
Der Suchtstoff Nikotin macht schneller abhängig als Heroin und Kokain.
Tabak ist eine legale Droge, die leicht herzustellen ist und dadurch viel Geld einbringt. Die Tabakindustrie weiß seit den 50er Jahren von der Tödlichkeit ihres Produktes, rückte jedoch erst 40 Jahre später mit der Wahrheit heraus – Leugnen war aufgrund der zahlreichen Todesfälle auch nicht mehr möglich.
Sinnvolle Schutzmaßnahme oder hilfloses Verbot
Die Runde um Stefan K. ist sich einig: das Verbot wird nicht viel an dem Suchtverhalten von unter 18-jährigen-Rauchern ändern: „Wer an Zigaretten kommen möchte, dem gelingt das auch.“ Viel mehr beschäftigt die Gruppe das scheinheilige Verhalten von Erwachsenen. Da würde von Nikotinabstinenz gepredigt und mit dem nächsten Atemzug der eigene „Lungentorpedo“ entzündet.
Vielleicht ein kleiner Gedankenanstoß in Richtung Vorbildwirkung?
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