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Lebensmittelherkunft: Wissen wollen, was am Teller landet

Olivia Lentschig, 31.10.2018 08:00

BEZIRK HORN. In Zeiten beängstigender Lebensmittelskandale ist den Menschen die Sicherheit und damit die Herkunft von Lebensmitteln immer wichtiger. Auf Grund der geografischen Herkunft, aber auch für Verarbeitung und Vermarktung legen Lebensmittel immer mehr Kilometer zurück. Lebensmitteltransporte sind sehr energieaufwändig, schädigen die Umwelt und beeinflussen bei frischen Lebensmitteln auch die Qualität.

(V.l.) Bezirksbäuerin A. Zehetbauer, A. Schmid (Leiterin Bildungswerkstatt Mold), P. Heitzenberger (Koch der Bildungswerkstatt Mold), H. Hofer (Kammerobmann und Bauernbundobmann Horn) und C. Pleßl (Landeskammerrat) Foto: BBK Horn

Das ganze Jahr über können wir im Supermarkt aus einem breiten Angebot an Obst und Gemüse wählen. Dieses entspricht aber häufig nicht der jeweiligen Jahreszeit und muss über große Entfernungen transportiert werden: Äpfel aus Argentinien, Birnen aus Chile, Marillen und Zwetschken aus Südafrika oder Erdbeeren aus Kolumbien - diese Transporte verbrauchen viel Energie - für Treibstoff und Kühlung. Außerdem wird die Luft durch Schadstoffemissionen verschmutzt, sowie Lärm und Verkehrsaufkommen gesteigert.

Kennzeichnungspflicht und „Schlupflöcher“

Indem die Kunden saisonale Lebensmittel aus regionalen Anbaugebieten bevorzugen, tragen sie zur Verminderung der Transporte bei. Und da Gemüse und Obst voll ausreifen können, schmecken sie auch besser und enthalten mehr gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Auch zu bedenken gilt, dass im Freiland gereiftes Obst und Gemüse weniger Nitrate enthält und weniger Energie in der Herstellung verbraucht als Erzeugnisse aus dem Treibhaus. Bei unverarbeiteten Lebensmitteln wie Karotten, Äpfeln und Kartoffeln ist die Herkunft oft leicht nachzuvollziehen. Schwieriger ist die Frage bei verarbeiteten Produkten, denn jede einzelne Zutat hat ihre individuelle Herkunft. So kann das Brot vom Bäcker zwar aus Getreide aus der Gegend stammen, die anderen Zutaten wie Öl, Hefe, Körner und Salz haben ihre eigene Herkunftsgeschichte. Noch komplizierter wird es bei Fertigprodukten, wie etwa Fertigsuppen.

Seit April 2015 gilt zwar eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch - diese Vorgaben gelten aber nicht für verarbeitete Fleischerzeugnisse. Schon eine Zugabe von Salz befreit das Fleisch von der Kennzeichnungspflicht, denn es gilt dann als „küchenfertig zubereitet“. Wird Rindfleisch mit Schweinefleisch zu Hackfleisch verarbeitet, muss lediglich ab einem mehr als 50-prozentigem Anteil das Herkunftsland von Rindfleisch gekennzeichnet werden. Über die Herkunft von Schweinefleisch muss nicht informiert werden, und bei Geflügel erfährt der Verbraucher nur, ob es aus Nicht-EU-Staaten stammt.

Start für Kampagne und Unterschriftenaktion

Die Herkunft von Lebensmitteln muss erkennbar sein. Das fordern Landwirtschaftskammer und der Niederösterreichische Bauernbund. Sie setzen sich für eine Transparenz bei Lebensmittelprodukten sowohl im Supermarkt, als auch in der Gemeinschaftsverpflegung durch Großküchen ein. Gemeinsam haben sie die Kampagne „Unser Essen: Gut zu wissen wo“s herkommt“ zur Verbesserung der Herkunftskennzeichnung samt einer Unterschriftenaktion gestartet.

Wunsch nach Transparenz

„Wenn für unsere Kinder außer Haus gekocht wird, wollen wir sicher sein, dass es dort genauso ernst genommen wird, wie bei uns zu Hause“, sagen Kammerobmann Herbert Hofer und Bezirksbäuerin Andrea Zehetbauer. An die 2,5 Millionen Mahlzeiten werden täglich außer Haus konsumiert. Vor allem in Gemeinschaftsküchen – wie etwa in Mensen, Spitälern, Schulen oder Kindergärten – wünschen sich die Kunden immer mehr, über den Ursprung ihrer Mahlzeiten Bescheid zu wissen. „Für unsere kleinstrukturierte bäuerliche Landwirtschaft ist es eine Überlebensfrage, dass unsere heimischen Produkte von den Konsumenten in den Regalen oder in der Gemeinschaftsverpflegung gekauft werden. Das hilft der Bauernschaft und gleichzeitig leisten wir einen Beitrag zum Klimaschutz“, unterstreicht Landeskammerrat Christian Pleßl. Mit dem AMA-Gütesiegel sei in den vergangenen Jahren eine hervorragende Basis geschaffen worden, auf der man weiter aufbauen wolle.

Für Wirte ändert sich dabei nichts. Sie können weiterhin freiwillig die Herkunft anführen. Dazu gibt es auch jetzt schon in Österreich über 1.300 Gasthäuser und Restaurants mit dem AMA-Gastrosiegel.

Niederösterreich hat in der Kennzeichnung verarbeiteter Lebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung bereits eine Vorreiterrolle übernommen. Seit mehr als einem Jahr wird in den Großküchen des Landes NÖ – in Landeskliniken, Landespflegeheimen und vielen weiteren Großküchen – die Herkunft von Fleisch und Eiern sichtbar gemacht.

Unterzeichnung der Petition auch online möglich

Begleitend zur Unterschriftenaktion setzt der Bauernbund mit der Kampagne auch sichtbare Zeichen in der Landschaft. „Gut zu wissen“-Tafeln und -Aufsteller werden aktuell auf Feldern und bei Vorzeigekantinen platziert. Jeder Konsument kann die Initiative auch online unter www.gutzuwissen.co.at unterstützen.


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