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Wo die Zeit gemessen wird und gleichzeitig stillzustehen scheint

Leserartikel Online Redaktion, 07.09.2015 07:09

KARLSTEIN. Klein aber fein präsentiert sich das Uhrenmuseum Karlstein seinen Besuchern. Einzigartige Unikate sind nur hier zu sehen. Eine weitere Besonderheit ist Museumsleiter Friedrich Harrer. Er weiß vermutlich alles über Zeitmessung und Uhren. Und er erzählt gerne Geschichten darüber.von ERICH SCHACHERL

Friedrich Harrer im Uhrenmuseum.
Fotos: Schacherl
  1 / 6   Friedrich Harrer im Uhrenmuseum. Fotos: Schacherl

Es ist faszinierend. Friedrich Harrer, Leiter des Uhrenmuseums Karlstein, Lehrer an der Uhrenmacherschule und selbst noch als Uhrenmacher tätig, führt langsam durch das Museum und erzählt zu einzelnen Stücken interessante Geschichten über die Entstehung, geschichtliche Hintergründe, Funktionsweise und Besonderheiten. Erstaunlich, was der Mann alles weiß. Die Zeit scheint stillzustehen, wenn er über das Uhrmacherwesen in Karlstein, Deutschland und der Schweiz erzählt. Oder wenn er freudig über bestimmte einzelne Ausstellungsstücke spricht, über ihre spannende Entstehung oder wie sie ins Museum nach Karlstein gekommen sind. Wären nicht so viele Uhren in den Räumen, könnte man die Zeit fast vergessen. Ohne Zweifel wurde Friedrich Harrer für den Beruf Uhrmacher und alles was sonst noch mit Zeitmessung zu tun hat, geboren.LeidenschaftlichWie er über die einzelnen Ausstellungsstücke spricht, das zeugt von einer tiefen Leidenschaft für und profundem Wissen über diese Geräte. Friedrich Harrer hat das Uhrmacherhandwerk gelernt, unterrichtet seit Jahren an der Uhrmacherschule im Ort und repariert nach wie vor Zeitmesser, die ihm gebracht werden. Als Obmann des Vereins „Uhrenmuseum Karlstein“, die rechtliche Basis für das Betreiben des Museum, ist er außerdem noch aktiv. Sowohl das Museum als auch den Verein hat er mitbegründet. Leidenschaftlich ist er auch in seinem Bemühen, das Museum interessant und modern zu leiten. Schwierigkeiten gibt es dabei eigentlich nur bei den Finanzen, die wegen zu geringer Besucherzahlen keine großen Sprünge zulassen. Ideen hat Friedrich Harrer viele, was noch wie besser zu machen wäre. Nur leider fehlt bislang dafür weitgehend das Geld.SpezialitätenDas Museum im ersten Stock des Hauses Nummer 12 auf der Hauptstraße im Zentrum der kleinen Waldviertler Gemeinde ist mit seinen vier Räumen gut überschaubar. Etwa 200 Exponate sind derzeit ausgestellt, das ist im Vergleich zu anderen Uhrenmuseen wenig. Die Besonderheit liegt in der Auswahl der Uhren und Teilen davon, die zu sehen sind. „Wir haben viele Gegenstände, die ein normales Uhrenmuseum nicht hat, wie beispielsweise Konstruktionszeichnungen, Regulatoren und andere Teile. Wir zeigen mehr die Technik, die Hintergründe um klar zu machen, wie Uhren funktionieren und was es braucht, um eine Uhr präzise laufen zu lassen“, erklärt er. Wer also in die Geheimnisse der Zeitmessung eintauchen will, ist hier genau richtig. Stolz ist Friedrich Harrer auf einige außergewöhnliche Exponate. „Beispielsweise eine Bodenstanduhr aus Glashütte (Deutschland), die vermutlich einzige Uhr mit Schwerkrafthemmung, die es noch gibt“, berichtet er.Zeit und Genauigkeit„Im Prinzip ist es bei der Uhrmacherei immer um die Genauigkeit gegangen“, weiß Friedrich Harrer zu berichten. Die Meisterschaft jeder auch heutzutage noch in Handarbeit gefertigten mechanischen Präzisionsuhr liegt nach wie vor in ihrer Genauigkeit, das Rundherum ist eigentlich zweitrangig. Digitale Uhren, die seit den 1970er Jahren existieren, sind da die Lösung, denn sie sind wesentlich präziser. Allerdings handelt es sich dabei zum Großteil um maschinell gefertigte Massenwaren, die nicht so lange halten und den gelernten Uhrmachern das berufliche Überleben nicht einfach machen.Uhrenmuseum Karlstein/ThayaHauptstraße 12, 3822 Karlstein/Thaya02844/71204www.uhrenmuseum.at


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