10. Kardinal König-Gespräche: Dürfen wir alles, was wir können?
KIRCHBERG/PIELACH. Mit den Kardinal König-Gesprächen, die heuer zum zehnten Mal veranstaltet wurden, soll das große geistliche Erbe des im Pielachtal geborenen Franz König (1905-2004) weitergeführt werden. Die Organisatoren freuten sich, dass das Interesse an den hochkarätigen Gesprächen bei der Jubiläumsveranstaltung heuer nochmals gesteigert wurde, die große Kirchberghalle war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Man sei mit der Themenauswahl immer am Puls der Zeit gewesen, war der Tenor der Veranstalter. So auch heuer: der renommierte Theologe, Gynäkologe, Ethiker und Wissenschaftler Johannes Huber referierte zum Thema „Mensch und Schöpfung“. Bei der Veranstaltung stand die Frage im Zentrum: Dürfen wir alles, was wir können?
Referenten
Viele hochkarätige Referenten, die meist in Verbindung zum Kardinal standen, konnten durch dessen langjährige Mitarbeiter Heinz Nussbaumer und Annemarie Fenzl gewonnen werden: vom Wiener Weihbischof Helmut Krätzl über den früheren Caritas-Präsidenten Franz Küberl bis hin zum bekannten Europa-Politiker Othmar Karas. Der Erfolg sei außerdem mit dem Namen Gottfried Auer verbunden, dem engagierten Obmann des Kardinal König-Vereins.
Johannes Huber
So begründeten die Veranstalter die Einladung Hubers: er stehe exemplarisch für das Aneinandergebundensein der Wissenschaften. Er sei Forscher an den „Grenzen des Menschen“: am Beginn und Ende. Dort wo Menschen Gott spielen wollen: diese Hybris habe er gut erkannt, hieß es seitens der Veranstalter. Huber war zehn Jahre lang Sekretär von Kardinal König.
Grenzen überschreiten
„Wir sollen uns laut Bibel die Erde untertan machen und andererseits überschreiten wir die Grenzen. Wo sind die Grenzen?“, fragte Huber im Rahmen seiner Ausführungen. Eine Grenze seien die Gesetze und die Verfassung der Natur, die über viele Jahre Sinn gemacht hätten. Eine weitere Grenze sei, wenn der Fortschritt auf Kosten des Nächsten gemacht werde. Vor 8000 Jahren sei es zu einer großen Erderwärmung gekommen: So konnten sich plötzlich Gras und Weizen ausbreiten, die viele Kohlehydrate enthielten, die für die Entwicklung des Gehirns wichtig waren: dies brachte viele Fähigkeiten für das Gehirn und sei gut für Schwangere gewesen.
Revolution in der Menschheitsentwicklung
„Übrigens: Durch den guten, permanenten Zugang zu Nahrungsmitteln könnte eine weitere Revolution in der Entwicklung des Menschen bevorstehen. Bereits jetzt ist festzustellen, dass die Kinder klüger und größer werden. Vor tausenden Jahren machten sich die Menschen Gedanken, welche Regeln es galt einzuhalten: diese sind etwa im Kodex Hammurabi oder in den Zehn Geboten enthalten. Damals wurden also erstmals Grenzen gesetzt, um das Zusammenleben zu gewährleisten. Heute gibt es tagtägliche Überschreitungen“, meint Huber und fragt weiter: „Dürfen wir alles, was wir können? Dürfen wir alles, was Spaß macht?“
Künstliche Befruchtung als „Big Business“
Beim „Big Business“ künstliche Befruchtung müsse man laut Huber auf negative Folgen wie Missbildungen oder auf das vierfach höhere Risiko von Eierstockkrebs hinweisen. Mit diesen Techniken solle man sorgsam umgehen, appellierte der Wissenschaftler. Viele Aspekte würden ausgeblendet oder nicht registriert.
Gefahren bei Eizellenspenden
Eizellenspenden seien manchmal zu akzeptieren, aber es sei auch hier ein Problem, nicht auf die Gefahren hinzuweisen. Viele Eigenschaften des künftigen Menschen könnten schon analysiert und ein Leben nach Maß geschaffen werden. „Ich will nicht alles verdammen, aber man muss auf die vielfältigen Gefahren hinweisen, die der Öffentlichkeit oft gar nicht bekannt sind“, betonte Huber.
Der „Gedanke des Tötens“
Der renommierte Wissenschaftler warnte in seinen Ausführungen auch vor der Gewöhnung an den Gedanken des Tötens: ob ungeboren oder am Lebensende. „Beispiele: Embryonen werden vernichtet. Oder: Teils wird in manchen Weltgegenden schon gefragt: Warum brauchen wir die Alten? Gleichzeitig verspricht die Wissenschaft künftig eine noch höhere Lebenserwartung. Hier könnte es bald einen Durchbruch geben, da jugendliche Zellen im Alter wieder aktiviert werden. Stammzellen könnten wieder so aktiviert werden, dass sich die Organe regenerieren. Weltkonzerne wollen den Alterungsprozess stoppen. Das letzte Buch der Bibel, die Apokalypse, gibt eine Warnung: Viele glauben, etwas Gutes zu tun, aber sie tun das Gegenteil“, so Huber.
Würdigung von Kardinal König
Kardinal König sei ein besonderer Niederösterreicher gewesen, der in der ganzen Welt zuhause gewesen sei, betonte der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Martin Michalitsch (ÖVP). Das Pielachtal sei stolz auf ihn: er sei weltoffen und zugleich bodenständig gewesen. Der Erzbischof habe bei vielen Menschen Spuren hinterlassen. Sein Dialog mit den Religionen sei aktueller denn je, so Michalitsch. Jetzt werde schon intensiv nach einem weiteren hochkarätigen Referenten gesucht, berichten die Bürgermeister von Kirchberg und Rabenstein.
Würdigung von Pfarrer Blaźić
Weiters wurde der langjährige Mitorganisator August Blaźić gewürdigt. Er geht als Pfarrer von Kirchberg mit September in Pension.
Kardinal König-Gespräche in Gedenken an legendären NÖ-Kirchenmann
Seit 2008 sind die Pielachtal-Gemeinden Rabenstein und Kirchberg abwechselnd Schauplatz des Treffens. Mitveranstalter der Gespräche ist der Verein „Kardinal König - Glaube und Heimat im Pielachtal“. Kardinal König wurde am 3. August 1905 im Rabensteiner Ortsteil Warth geboren und am 5. August in der Rabensteiner Pfarrkirche getauft. Er besuchte die Volksschule in Kirchberg an der Pielach, von wo aus ihn sein Weg in die Weltkirche führte.
Die Kardinal König-Gespräche starteten mit einem Gottesdienst in der Kirchberger Pfarrkirche. Am zweiten Tag wurde das Kirchweihfest in der Kirchberger Gemeinde gefeiert.
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