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Zugvögel sind zurück und stimmen in den Vogelgesang des Frühlings ein

Susanne Winter, MA, 13.04.2016 11:30

BEZIRK KIRCHDORF. “Alle Vögel sind schon da, (...) Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar“, so heißt es zwar in einem bekannten Kinderlied, doch leider sind nicht mehr alle Vögel da und die rote Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere wird immer länger. Tips sprach mit dem Ornithologen (Vogelkundler) Hans Uhl aus Schlierbach über Gefahren und Schutzmaßnahmen für Vögel.

  1 / 4   Bei den Schwarzstörchen gibt es in Österreich etwa 200 bis 300 Brutpaare, sie kehren meist im April aus dem Winterquartier zurück. Foto: Norbert Pühringer

Nur während der Brutzeit, von März bis Mai, sind die schönen Gesänge der Vögel zu hören. Jetzt kommen auch die Zugvögel zurück und stimmen in den Gesang ein. Rund zwei Milliarden Vögel ziehen jedes Jahr von März bis Anfang Mai sowie von August bis Oktober über Europa hinweg. Viele davon fliegen über Österreich und einige brüten im Bezirk Kirchdorf.

300 Vogelarten kommen in Österreich regelmäßig vor. Rund 50 Prozent davon sind Zugvögel. Man unterscheidet Langstreckenzieher von Kurzstreckenziehern. Ein Langstreckenzieher ist der Schwarzstorch. Er überwintert südlich der Sahara und legt mehrere tausend Kilometer zurück. Deshalb kommt er meistens erst Mitte April im Bezirk an. Einige Paare brüten hier. Ein Kurzstreckenzieher ist das Hausrotschwänzchen, welches nur etwa 1000 Kilometer zurücklegt.

Auf der Suche nach Nahrung

„Nahrungsmangel ist der Hauptgrund für Vögel zu ziehen“, weiß Hans Uhl, einer von rund 300 Ornithologen in Oberösterreich. Der Schlierbacher Naturvermittler beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Vogelkunde. “Ich sah einen braunen Vogel, den ich nicht kannte und kaufte mir ein Buch zur Bestimmung, damit begann alles“, so Uhl. Es sei faszinierend, sich mit federleichten Wesen zu beschäftigen, die hoch in den Lüften kreisen.

Hans Uhl betont: „Veränderungen im Klimawandel beeinflussen die Zugvögel. Bei vielen Arten ist beobachtbar, dass sie auf die Erderwärmung reagieren. So galt der Turmfalke als Zugvogel, mittlerweile überwintert er oft bei uns.“ Der wissenschaftliche Mitarbeiter bei BirdLife Österreich weiß, dass der Klimawandel die Vögel bedroht und erklärt: „Das Nahrungsangebot verändert sich durch die Klimaerwärmung. Manche Vogelarten sind flexibel, die weniger anpassungsfähigen sind jedoch dadurch bedroht.“

Vögel sterben aus

Die roten Listen häufen sich. 25 Prozent der europaweiten Vogelarten sind gefährdet, viele davon sind Zugvögel. Im Bezirk Kirchdorf sind das beispielsweise Schwarzstorch, Zwergschnäpper, Rotmilan und Wespenbussard. Letzterer steht auf der höchsten Liste der zu schützenden Arten und erreicht erst Ende April den Bezirk.

Mensch ist größte Gefahr

Der Mensch ist die größte Gefahr für die Vögel. Indirekt durch die Einwirkung in seine Lebensräume mittels Landwirtschaft, Siedlungsräume, Industrie und Infrastrukturbauten sowie direkt mittels Jagd. Hans Uhl berichtet von illegaler Jagd im Mittelmeerraum wie Malta und Zypern. „Viele Vogelfänger wollen eine Ausnahmegenehmigung, die ihnen leider immer wieder gegeben wird“, so Uhl. Welche Vögel gejagt werden dürfen, ist im Jagdgesetz geregelt. Ein Zugvogel, der in Österreich bejagt werden darf, ist beispielsweise der Kormoran, der hier überwintert. „Bei uns werden Vögel nicht so massiv gejagt, obwohl es hier auch schwarze Schafe gibt“, erzählt der 56-Jährige.

Weitere Gefahren für Vögel

Nicht nur durch den Klimawandel verschwinden die Brutplätze. Die Landwirtschaft verändert die Landschaft und Natur und damit die Lebensräume der Vögel. Viele haben keinen Platz mehr zum Brüten. So ist beispielsweise das Braunkehlchen ausgestorben. “Auch mit dem Freizeittourismus schadet man einigen sensiblen Vögeln“, weiß der Ornithologe. Eine weitere Gefahr sind Stromleitungen. Es läuft gerade ein Projekt von BirdLife mit der ÖBB, für Abdeckungen von Stromleitungen, um den Stromtot vor allem der Großvogelarten zu verhindern. „Windgeneratoren sind ein Problem, das im vergleich zu anderen Problemen überschätzt wird. Obwohl es natürlich Stellen gibt, wo man – zum Schutz der Vögel – keine Windgeneratoren hinstellen sollte“, so Uhl.

Schutzmaßnahmen

In Österreich gibt es gesetzlich geschützte Vögel und Schutzgebietsnetzwerke. In Oberösterreich sind vier Prozent Vogelschutzgebiet, wie beispielsweise der Nationalpark Kalkalpen. Auch Privatleute können Zugvögel schützen, indem sie ihre Brutplätze nicht stören. Außerdem sollte der Garten möglichst naturnahe gestaltet und heimische Pflanzen angebaut werden. „Dabei gilt es, den Garten möglichst naturnahe zu belassen und beispielsweise den Rasen nicht zu mähen und Altholz stehen zu lassen. Nistkästen anzubieten und Wintervögel zu füttern ist eher zweitrangig. Es wird empfohlen, nur bis zur Frostphase zu füttern und in der wärmeren Jahreszeit die Futterstellen sauber zu putzen, um die Übertragung von Krankheiten unter den Vögeln zu vermeiden“, empfiehlt Hans Uhl. So kann jeder Einzelne zum Schutz der Vögel beitragen, damit diese auch weiterhin so schön singen.

Information

Unter www.ornitho.at kann jeder einen Beitrag zur Wissenssammlung leisten

Exkursionen

Samstag, 21. Mai,7.30 bis ca. 14 Uhr: „Vogelparadiese am Hengstpass“ mit Norbert Pühringer, Anmeldung unter Tel. 07562/20046

Samstag., 4. Juni, 7.30 bis ca. 15 Uhr: „Vögel der Anlaufalm und der Großen Schlucht“ mit Hans Uhl, Anmeldung unter Tel. 07254/8414


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