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Personalmangel in der Pflege ist auch im Bezirk Kirchdorf spürbar

Susanne Winter, MA, 15.05.2019 12:04

BEZIRK KIRCHDORF. Aktuell haben rund 20 Personen Bedarf an einem Pflegeplatz in einem der Altenheime des Sozialhilfeverbandes im Bezirk Kirchdorf gemeldet, trotzdem stehen im Bezirksalten- und Pflegeheim Kirchdorf einige Zimmer leer – es gibt nicht ausreichend Pflegepersonal.

Im Bezirk Kirchdorf wird Pflegepersonal gesucht – besonders dringend im Bezirksalten- und Pflegeheim Kirchdorf. Symbolfoto: Wodicka

In den sechs Alten- und Pflegeheimen des Bezirkes Kirchdorf gibt es 580 Plätze, 442 davon befinden sich in den vier Altenheimen des Sozialhilfeverbandes (SHV), der dort rund 400 Bedienstete beschäftigt. „Nach dem Bedarfs- und Entwicklungsplan des Landes Oberösterreich zur Pflegevorsorge haben wir mehr Altenheimplätze, als wir brauchen. Wir haben jetzt schon die Plätze, die 2030 gebraucht werden. Jedoch sind derzeit nicht alle Plätze belegt, weil Pflegepersonal benötigt wird. Aber den vorgegebenen Mindestpersonalschlüssel können wir im Bezirk erfüllen“, berichtet Bezirkshauptmann Dieter Goppold, der als SHV-Obmann für die Altenheime des Bezirkes zuständig ist.

24 Plätze in Kirchdorf frei

In Windischgarsten und Micheldorf sowie in den beiden Gemeinde­altenheimen Ried und Grünburg sind alle Plätze belegt. In Kremsmünster sind 26 Plätze frei, die nach Vereinbarung mit dem SHV Gmunden für die Bewohner des Seniorenheimes Vorchdorf, das am selben Standort neu gebaut wird, freigehalten werden. In Kirchdorf sind 24 Plätze frei, weil es nicht ausreichend Pflegepersonal gibt. Wie viel Personal benötigt wird, hängt von der Pflegebedürftigkeit der zukünftigen Bewohner ab.

Vormerkungen nach Bedarf

In der aktuellen Bewohnerantragsverwaltung sind 20 Personen vorgemerkt. Nicht jener, der am längsten vorgemerkt ist, sondern derjenige mit dem größten Bedarf bekommt den nächsten freien Heimplatz.

Herausfordernder Beruf

Den Grund für zu wenig Pflegekräfte sieht Goppold in der guten wirtschaftlichen Lage: „Alle suchen Arbeitskräfte. Es mag vielleicht auch an der Bezahlung liegen. Der SHV ist ein Gemeindeverband, der an ein Gehaltsschema gebunden ist. Auch die Aufgaben sind mehr geworden. Es ist viel Dokumentation nötig, die zur Absicherung dient.“

ÖGB-Regionalsekretär Andreas Hubauer weiß, dass die Pflege ein psychisch und physisch fordernder Beruf ist: „Auch die Pflegestufen der Pflegebedürftigen haben sich erhöht. Der Pflegeschlüssel hat sich jedoch seit 1996 nicht verändert.“

Neuer Kollektivvertrag ausverhandelt

Nach zähen Verhandlungen konnte Mitte Februar ein neuer Kollektivvertrag für den Pflegebereich ausgehandelt werden. Cornelia Pöttinger, Spitzenkandidatin der Fraktion Christlicher Gewerkschafter und Betriebsratsvorsitzende des OÖ Hilfswerks, erklärt dazu: „Das ist der beste Abschluss, den wir jemals erreicht haben, kann aber nur ein erster Schritt sein.“ Sie fordert eine bessere Entlohnung und ebenfalls eine Anpassung des Pflegeschlüssels: „Die Gewerkschaften sind aktuell dabei, einen Maßnahmenkatalog zu erstellen, diese Fragen können aber nur auf Landesebene geklärt werden“, so Pöttinger.

Suche nach Pflegekräften

„Wir versuchen alles, damit wir Personal bekommen“, berichtet Dieter Goppold, der ein Potenzial in den Wiedereinsteigerinnen nach der Babypause sowie in persönlichen Gesprächen sieht. Es gibt auch Schnupper- und Projekttage mit Schulen. „Wenn Leute den Beruf erleben, gefällt er ihnen meistens“, erzählt Goppold und hebt auch einen Vorteil hervor: „Ein Großteil der Mitarbeiter arbeitet Teilzeit. Der Beruf ist gut mit der Familie zu vereinbaren.“ Eine Möglichkeit, an zukünftiges Pflegepersonal zu kommen, sei auch der Zivildienst, doch „leider sind auch die Zivildiener weniger geworden, es kommen geburtsschwache Jahrgänge“.

Ausbildungsformen ausbauen

„Landesweit sind die Krankenpflegeschulen nicht voll ausgelastet“, weiß Cornelia Pöttinger. „Örtlich nahe Ausbildungsplätze zu schaffen, wäre hier sicher ein guter Weg.“ Ein erster wichtiger Schritt in der Ausbildung konnte bereits realisiert werden. Eine Ausbildung zur Heimhilfe kann seit heuer bereits ab 15 Jahren begonnen werden. „Das ist eine dreijährige Schule ohne Matura und die erste Möglichkeit für die Betreuung. Weiterführend kann man dann die Ausbildung zum Pflegeassistenten und zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit dranhängen“, erklärt Pöttinger, die einen weiteren Ausbau der Ausbildungsformen fordert.

24-Stunden-Betreuung

Wichtig sei es, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können und dort betreut werden. „Deshalb sollten die Ehrenamtlichen sowie die pflegenden Angehörigen besser unterstützt werden“, sagt Dieter Goppold. 150 bis 160 Menschen im Bezirk Kirchdorf nehmen die Förderung des Bundes für die 24-Stunden-Betreuung in Anspruch.

Mobile Pflege im Bezirk

Vier Organisationen werden vom SHV für die mobile Pflege beauftragt. Hilfswerk, Caritas, Volkshilfe und Rotes Kreuz teilen sich auf vier Sprengel im Bezirk auf. Auch dort haben die Organisationen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. „Es werden dringend Leute gesucht. Derzeit ist die Situation nur mit Mehrstunden der Mitarbeiter zu bewältigen“, so Pöttinger.

Tagesbetreuung und Essen auf Rädern entwickelt

Der SHV plant die Eröffnung eines Tageszentrums mit zehn bis zwölf Plätzen im Altenheim Micheldorf. Die Vorbereitungen dafür laufen. Gestartet werden soll mit einem Tag pro Woche und wenn möglich bereits im Sommer. Die Tagesbetreuung der älteren Menschen soll die pflegenden Angehörigen entlasten. Auch eine Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz ist geplant. Derzeit läuft zudem ein Leader-Projekt für ein flächendeckendes Angebot von Essen auf Rädern.


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