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Älteste Buche Kontinentaleuropas im Nationalpark Kalkalpen entdeckt

Nora Heindl, 21.08.2019 08:02

MOLLN. Mit einem Alter von 528 Jahren stand schon bisher die älteste Buche der Alpen im Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich. Jetzt wurde in einem Urwaldrestbestand im Sengsengebirge eine noch ältere Buche mit dem sagenhaften Alter von 546 Jahren gefunden.

  1 / 7   Die älteste Buche Kontinentaleuropas steht im Sengsengebirge und hat sagenhafte 546 Jahre auf dem Buckel. Foto: NPK/Fuxjäger

„Die ersten verfügbaren Altersringe lassen sich daher auf das Jahr 1474 zurückdatieren“, teilt Alfredo Di Filippo vom italienischen Forscherteam mit, das Altersbestimmungen an Buchen in Europa vornimmt. Wie auch schon die bekannte Buche im zentralen Hintergebirge, handelt es sich bei der neu entdeckten Uraltbuche um keinen Urwald-riesen. Mit einem Durchmesser von 73 Zentimetern in Brusthöhe zeugt der Baum von Durchschnittlichkeit. Auch mit einer Baumhöhe von unter 20 Metern und einer abgerissenen Krone werden keine Höhenrekorde gebrochen.

Extreme Bedingungen unterstützen hohes Alter

Vielmehr verweist der Baum auf einen jahrhundertelangen Kampf gegen klimatische Extreme und Konkurrenz mit den umgebenden Bäumen. Doch gerade diese Extrembedingungen ermöglichen oft erst ein derart hohes Alter. So ist bei beiden alten Exemplaren bekannt, dass diese die ersten hundert Jahre als kleines Bäumchen unter dem Schirm von Altbuchen überdauerten.

Die 546-jährige Buche gilt als die älteste datierte Buche sowohl im Alpenraum, als auch im kontinentalen Europa. In den Urwäldern der Karpaten kaum ein höheres Alter als 500 Jahre festgestellt, und auch am Balkan liegt das Buchenhöchstalter bei 510 bis 520 Jahren. Den Buchen im Nationalpark Kalkalpen kommt scheinbar die Höhenlage zugute: man geht davon aus, dass Buchen in höhergelegenen Standorten aufgrund der kürzeren Vegetationsperiode ein höheres Alter erreichen.

Die Ausweisung des Nationalpark Kalkalpen als Teil des seriellen Weltnaturerbes der „Alten Buchenwälder und Buchenurwälder Europas“ überrascht daher nicht.

„Unser Bundesland ist reich an Naturschätzen sowie an Artenvielfalt. Der Nationalpark Kalkalpen ist einer der herausragenden Juwele unter ihnen. Der Fund dieser jahrhundertealten Buche zeugt daher von einem ambitionierten Forscherteam, das sich dem Schutzkonzept für Flora und Fauna verschrieben hat. Das internationale Schutzgebiet des Nationalparks zeigt vor, wie Umwelt- und Artenschutz funktionieren sollte“, sind sich Landeshauptmann Thomas Stelzer und Landeshauptmann-Stv. Manfred Haimbuchner einig.

Wertvolles Naturerbe

UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiete stellen die hochwertigsten Schutzgebiete der Welt dar und stehen unter dem Schutz der gesamten Menschheit. 5.250 Hektar Buchenwald im Nationalpark Kalkalpen genießen diesen wertvollen Status. Da die Rotbuche ausschließlich in Europa vorkommt und sie im Laufe der Jahrhunderte von den Menschen kontinuierlich zurückgedrängt wurde, ergibt sich der besondere Wert der alten Buchenwälder und Buchenurwälder. Im Nationalpark Kalkalpen gibt es Rotbuchenwälder zum Glück noch großflächig.

Kleine Urwaldareale haben die Zeit überdauert

Eine nur im Nationalpark Kalkalpen vorkommende Besonderheit ist das gemeinsame Auftreten von Buchen und Lärchen in einem Waldbestand. Ein Bild das gegensätzlicher nicht sein könnte: Denn während die Buche als Zeigerart eines feucht-gemäßigten Klimas gilt, hat die Lärche ihr Verbreitungsgebiet im subalpinen Bereich der kontinentalen Innenalpen.

In unzugänglichen Lagen überdauerten im Nationalpark sogar kleine Urwaldareale. Sie tragen dazu bei, dass sich die spezifische Artenvielfalt eines Buchenwaldes wieder ausbreitet. Große und alte Bäume dürfen als Riesen umstürzen und ihre Materie dem Waldboden wieder zurückgeben. Daraus keimt eine junge Baumgeneration und ein neuer Zyklus beginnt.

Tierische Vertreter

Einer der hochrangigen tierischen Vertreter des Buchenwaldes ist übrigens der sehr seltene Alpenbockkäfer. Das Weibchen sucht im Juli die feuchte, morsche Unterseite des Baumstamms auf. Sie tastet nach geeigneten Ritzen und Spalten im toten Buchenholz. Nur dort hinein legt sie ihre Eier. Im Jahr darauf entwickeln sich daraus fette Larven, die dann eine neue Generation von Spechten, so auch den sehr selten Weißrückenspecht, er gilt als Urwaldspechtart, ernähren werden.

In manchen Jahren reifen die Samen der Buchen besonders massig heran. Wenn dann die nahrhaften Bucheckern, auf den Boden fallen, holen sich die Rötel- und Gelbhalsmäuse die Nüsse und bringen sie in ihre Verstecke. Da viele Mäuse von Eulen und Schlangen erbeutet werden, können viele der von ihnen versteckten Samen keimen. Auf diese Weise leisten die kleinen Waldbewohner einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung der Buchen.


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